günstige Entscheidung hätte herbeiführen formen.
Merkwürdigerweise aber behielt der k. u. k. Gene-
ralstab Recht, der seinen Bericht über Przemysls
Fall mit den kühlen Worten beschlossen hatte: „Der
Fall der Festung hat keinen Einfluß auf die Lage
im ganzen."
Nirgendwo entfalteten die Russen von nun an
eine stärkere Kampfkraft als vorher auch. Am 23.
hatte sich im westlichen Karpathenabschnitt an der
Front bis zum Uzsoker Patz eine heftige Schlacht ent»
wickelt. Es wurde an diesem und dem folgenden
Im Anfang des April erhielten beide Teile sehr
namhafte Verstärkungen. Der russische Generalissimus,
der nach dem Fall von Przemysl erst recht an die
Möglichkeit eines Sieges glaubte, zog alle verfügbaren
Kräfte aus dem Innern des Reiches an sich, um mit
dem neuen Kanonenfutter den Durchbruch zu er-
zwingen. Die Österreicher und Ungarn dagegen er-
hielten sehr zahlreiche Hilfstruppen aus Deutschland.
Schon im Winter hatte eine deutsche Armee unter dem
General von Linsingen mit in der Karpathenfront ge-
kämpft und alle Beschwerden und Entbehrungen des
Zu der ehrenvollen Ubergabe der Festung Przemysl am 22. März nach meremhalbmonatlger Einschließung: Die Helden von
Przemysl, Festungskommandant General der Infanterie v. Kusmanek, mit seinem engeren Stabe. (Phot. Carl Seebald, Wien.)
Von links nach rechts: Untere Reihe: Oberleutnant Dr. Wlodzimierz, Ritter v. Blazovsky, Hauptmann Hubert Kurz, Intendant Alois Rausch,
General Hermann v. Kusmanek, Oberstleutnant Ottokar Hubert, Hauptmann Friedrich Zrviedinek, Hauptmann Gustav v. Kubik. Mittlere Reihe:
Oberleutnant Andreas Puchner, Oberleutnant FeliX Hölzer, Hauptmann Alfred Lutsch, Unterintendant Joseph Frhr. v. Tkalcsevich, Hauptmann
Joseph Kurz v. Traubenstein, Rittmeister Hugo Frhr. de Pont. Leutnant Rudolf Mossig, Fähnrich Gustav Schnabl. Obere Reihe: Oberleutnant
Alois Zimmermann, Oberleutnant Ludolf Ulbrich, Leutnant Herbert Schlegel, Leutnant Alfred Rechuta, Leutnant Georg Auspitz, Leutnant Schanzer. —
Aus dem Tagesbericht der deutschen Obersten Heeresleitung vom 24. März: „Das deuische Heer zollt herzlichen Dank der tapferen Besatzung von
Przemysl. die nach vier opfervollen Monaten der Verteidigung nur der Hunger niederzwingen konnte."
Tage mit der größten Erbitterung gekämpft, aber die
Höhenstellungen, auf die es ankam, konnten die Russen
nicht erobern, verloren sogar noch Gefangene. Ebenso
scheiterte der russische Angriff am 26. März auf die
Höhen von Banyavölgi und die beiden Seiten des
Latorczatales. Auch in der Bukowina kam es am
26. März zu heftigen Kämpfen nordwestlich von Ezer-
nowitz, wobei die Russen bis an die Grenze zurück-
getrieben wurden, tausend Gefangene und zwei Ge-
schütze einbüßten. Die letzten Tage des März waren
angefüllt mit erbitterten Kämpfen um den Uzsoker
und den Lupko^Paß, woran Truppen der Przemysl-
Velagerungsarmee sich beteiligten.
Winterfeldzuges mit den Österreichern und Ungarn
geteilt. Nun kamen große deutsche Heere dem hart-
ringenden Bundesgenossen zu Hilfe und machten ihm
mit kräftigen Schlägen Luft. Zwar wirkte zunächst
der Druck der russischen Massen so stark, daß am 2.
und 3. April die österreichisch-ungarischen Truppen zu-
rückweichen mußten, aber am 5. erfochten die verbündeten
Deutschen, Österreicher und Ungarn einen Vorteil, der in
früheren Kriegen schon als Sieg gefeiert worden wäre.
Der k. u. k. Generalstab meldet darüber am 6. April:
Die kämpfe in den Karpathen nahmen noch weiter an
Ausdehnung zu. Auf den Höhen östlich des Latorczatales
eroberten gestern deutsche und unsere Truppen starke Stel-
lungen der Russen und machten hierbei 5040 Mann zu Ge-
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