Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Am 22. waren sie schon wieder jenseits der Grenze, 
denn die wüsten Haufen hatten keine Widerstandskraft, 
aber alle Greuel, die bei den früheren Russeneinfällen 
an der unglücklichen Bevölkerung verübt worden waren, 
hatten sich hier wiederholt, und zwar waren diese Van- 
den nicht nur als Verwüster, sondern vor allem als 
Räuber aufgetreten. Was niet- und nagelfest war, zer- 
schlugen oder verbrannten sie, alles, was beweglich war, 
schafften sie fort: 
Betten, Klaviere, 
jeglichen Hausrat, 
alle Vorräte, Vieh 
und Ackergeräte, ja 
sogar die Bewohner 
selbst. Die nach- 
setzenden deutschen 
Truppen befreiten 
in Ruisisch-Krottin- 
gen 3000 Männer, 
Frauen und Kin- 
der, die nach dem 
Innern Rußlands 
verschleppt werden 
sollten. Natürlich 
wurden auch Hun- 
derte von Wagen 
mit gestohlenem 
Tut zurückgebracht. 
Auch bei Polangen 
wurde den Russen 
viel geraubtes Vieh, 
besonders Pferde 
und andere Beute 
ihresRaubzugesab- 
genommen, wobei 
die deutschenSolda- 
ten 500 Gefangene 
machten. Es sprach 
sehr für die unaus- 
rottbare Gutmütig- 
keit der Deutschen, 
daß sie sich da- 
mit abgaben, dieses 
Räubervolk auch 
noch gefangen ein- 
zubringen, anstatt 
es einfach nieder- 
zuschießen. Ver- 
geltungsmaßregeln 
wurden allerdings 
angeordnet. Gene- 
ralfeldmarschall von Hindenburg ließ verkündigen, 
daß für jedes verbrannte deutsche Dorf drei russische 
niedergebrannt werden sollten, und daß man die 
Regierungsgebäude von Suwalki zerstören werde, 
wenn sich die Russen an den öffentlichen Gebäuden 
in Memel vergreifen sollten. Ob aber diese Ver- 
geltungsmaßregeln wirklich vollzogen worden sind, 
ist nicht bekanntgeworden. 
In einem Schützengraben am Dunajet. 
Zeitung" von 
Größere Kämpfe mit den Russen fanden während 
des März noch bei Langszargen, Tauroggen und 
Krasnopol statt. Bei Langszargen wurden am 23. 
den Russen 2500 Gefangene abgenommen und am 
26. wurden starke Horden, die unter dem General 
Apuchtin auf Tilsit zogen und der Stadt das Schick- 
sal Memels bereiten wollten, geschlagen und mit starken 
Verlusten hinter den Juraabschnitt zurückgeworfen, 
Tauroggen wurde 
am 28. vom oft- 
preußischen Land- 
stürm und anderen 
Truppen genom- 
men, wobei 1000 
Russen in die Hän- 
de der Deutschen 
fielen. An demsel- 
ben und am folgen- 
den Tage siegten die 
Deutschen bei Kras¬ 
nopol, nahmen den 
Russen 4000 Gefan- 
gene, 7 Maschinen- 
gewehre und ein 
Geschütz ab. Die üb- 
rigen russischen An- 
griffe, die während 
desMärzfasttägtich 
da und dort unter- 
nommen wurden, 
brauchen nicht ein- 
zeln aufgeführt zu 
werden. Sieführten 
nirgends zu einem 
russischen Erfolge. 
Am 1. April konnte 
die deutsche Heeres- 
leitung bekanntge- 
ben, daß während 
des verflossenen 
Monats das deut- 
sche Ostheer insge¬ 
samt 55,800 Gefan¬ 
gene, 9 Geschütze, 
61 Maschinenge- 
wehre von den Rus- 
sen erbeutet habe. 
Der April brachte 
zunächst keine grö- 
ßeren Kämpfe. Am 
6. unternahmen die 
Deutschen einen Vorstoß ins russische Gebiet nach 
Andrajewo, wo die deutsche Reiterei einige Erfolge 
errang, vom 6. bis 9. fanden Kämpfe bei Kalwarija 
statt, die den Russen schwere Verluste brachten. 
Ihre Angriffe führten nicht zum Ziele. Am 11. 
wurden bei Mariampol 9 Offiziere, 13500 Mann 
von den Deutschen zu Gefangenen gemacht. Im 
ganzen befanden sich bis zu diesem Tage, wie der 
Nach einer Zeichnung für die „Jllustrirte 
Richard Aßmann. 
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