nirgends Boden. Der Bericht des Eeneralstabs be-
tonte auch hier wieder die ungeheueren Verluste
der Angreifenden. Allein zwischen dem Selouse- und
Lamorville-Walde zählten die deutschen Truppen 700,
an einer kleinen Stelle nördlich von Negnieville 500
französische Leichen. Die erschrecklichen Verluste, an
denen sich das französische Heer allmählich verbluten
mußte, waren die natürliche Folge des unsinnigen
Anstürmens gegen stark befestigte, mit Stacheldraht
fast unzugänglich gemachte Stellungen, das sich mili-
tärisch nur dann hätte rechtfertigen lassen, wenn es
mit geradezu erdrückender Ubermacht hätte erfolgen
können. Eine solche Ubermacht aber stand dem General
Joffre keineswegs zur Verfügung. Wäre also sein fort-
währendes Angreifen unter mili-
tärischen Gesichtspunkten erfolgt,
so hätte man ihn einen Narren
heißen dürfen, aber für den
französischen Oberbefehlshaber
mußten dabei nicht militärische,
sondern politische Gesichtspunkte
maßgebend sein. Die Regierung
drängte, das ungeduldige Volk
drängte, die treuen Verbündeten
drängten. Jedesmal, wenn die
Deutschen im Osten gegen die
Russen scharf vorgingen, mußte
der unglückliche General —
mochte wollen oder nicht -
die deutsche Front mit
„großen Offensive" zu erschüt
tern und dadurch die Russen zu
entlasten suchen, und jedesmal
war der Mißerfolg von vorn-
herein besiegelt, weil ihm die
überlegenen Kräfte dazu fehlten.
Die „großen Offensiven", die
vorher stets zur Erhebung der
Gemüter in Paris mit pomp-
haften Worten angekündigt wur-
den, wirkten bald ebenso lächer-
lich wie die „gigantischen Pläne"
des Großfürsten Nikolai Nikola-
jewitsch, die sich jedesmal als Seifenblasen erwiesen.
Am 11. April waren die französischen Angriffe
schwächer. Am 12. und 13. aber setzten sie mit er-
neuter Heftigkeit wieder ein. Bei Maizerey östlich
von Verdun, bei Marcheville südwestlich von Maizerey
in der Gegend von Verdun wurde mit großer Er-
bitterung gefochten. Aber alle französischen Angriffe
brachen im deutschen Feuer unter den schwersten Ver-
lusten zusammen. Im Priesterwalde tobten wilde
Nahkämpfe, und auch hier gelang es den Deutschen,
vorwärts zu kommen. Auch in den folgenden Tagen
vermochten die Franzosen trotz aller Anstrengungen
keinen Erfolg zu erzielen. Am 15., 16. und 17. flauten
die Angriffe ab. Es wurde zwar am 17. an der Loretto-
Höhe bei Perthes, bei Flirey und bei Urbeis in den Vo-
gesen gekämpft, doch waren diese Gefechte unbedeutend.
Vorn westlichen Kriegsschauplatz: Am Feldtelephon.
Nach dem Leben gezeichnet von dem Kriegsteilnehmer
Carl Koch-Koburg.
An demselben Tage wurde es bei Dpern lebendig. Nach
Vornahme von Sprengungen drangen dort die Eng-
länder in die deutschen Höhenstellungen nördlich des
Kanals ein, wurden aber im Gegenangriff wieder
hinausgetrieben. Ihre Verluste waren dabei sehr
schwer, wie denn überhaupt das englische Heer ganz
unverhältnismäßig hohe Verluste hatte. Bis zum
11. April sollen sie nach eigener Angabe der Eng-
länder 139000 Mann betragen haben, und es ist
nicht anzunehmen, daß sie selbst die Zahl zu hoch an-
gaben. Noch mehr Tote und Verwundete als am
17. hatten sie am folgenden Tage zu beklagen, als
sie die deutschen Stellungen längs der Bahn Apern-
Eomines zu stürmen versuchten. Hügelweise lagen die
Leichen der Gefallenen vor der
deutschen Front. An den ande-
ren Teilen der Kampflinie fielen,
wie der Generalstab berichtete,
bis zum 19. der Artillerie die
Hauptkämpfe zu, doch unter-
nahmen an manchen Stellen die
Franzosen wenig bedeutende An-
griffe. Am 20. wurden sie nörd-
lich von Le Four de Paris bei
Flirey und bei Metzeral, sowie
bei Sondernach unter schweren
Verlusten zurückgeworfen, am
21. im Priesterwalde, am 23.
Eombres, St. Mihiel, Apre-
mont und nördlich Flirey. Am
24. gingen die Deutschen bei Les
Esparges zum Angriffe über und
erstürmten zwei Bergrücken; auch
wurde der Hartmannsweilerkopf
von ihnen wieder erobert. Am
25. erlitten die Franzosen auf
den Maashöhen südwestlich Com-
bres eine schwere Niederlage.
Die Deutschen durchbrachen meh-
rere hintereinander liegende fran-
zösische Linien. Gegenangriffe
der Franzosen scheiterten unter
schweren Verlusten, Offiziere,
1600 Mann, 17 Geschütze fielen in die Hände der
Deutschen. Am 26. versuchten die Franzosen die
verlorenen Stellungen bei Eombres wieder zu ge-
Winnen und auch den Hartmannsweilerkopf wieder
in ihren Besitz zu bringen, aber sie hatten damit
kein Glück. Die Deutschen waren nicht zu ver-
treiben und schickten sie mit blutigen Köpfen heim.
In der Nacht vom 26. zum 27. April stürmten die
Deutschen eine umfangreiche Befestigungsgruppe bei
Le Mesnil in der Champagne und behielten sie fest
in der Hand. Ein französischer Gegenangriff in der
folgenden Nacht konnte sie nicht vertreiben. „Die
hier gemachten französischen Gefangenen", so berichtete
der deutsche Generalstab, „befanden sich in jammer-
voller Verfassung. Sie zitterten vor Angst, da ihnen von
ihren Offizieren vorgeredet worden war, sie würden,
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