Ausdehnung von 25 Werft nicht zu Atem kommen. Sie wen-
den die unglaublichsten Kriegslisten an."
Diese Bosheit lag nun einmal in Hindenburgs
Natur. Er ließ einen geschlagenen Feind nie zu
Atem kommen und besaß Truppen, von denen er
auch bei ungünstigen Witterungsverhältnissen fast
Menschenunmögliches fordern konnte.
Aber auch die Russen blieben nicht lange untätig
und zeigten hier wieder einmal ihre erstaunliche Fähig-
feit, ihre Heerhaufen nach den schwersten Schlachten
wieder so weit herzustellen, daß sie Vorstöße unter¬
zurückgeschlagen wurden. Dasselbe geschah vom 1. Fe-
bruar an fast jeden Tag, und wären nicht eben Hinden-
bürg und Ludendorff die Führer des deutschen Ost-
Heeres gewesen, so hätte wohl die Sorge um Ost-
preußen das Volk tief niedergedrückt, denn die Be-
richte über die dortige Lage lauteten so kurz und
nichtssagend, daß es fast schien, als solle etwas Un-
günstiges verheimlicht werden. Erst am 10. Februar
wurde mitgeteilt, daß die vereinzelten Gefechte in
Ostpreußen sich hier und da zu größeren Kampfhand-
lungen entwickelten, und daß ihr Verlauf „normal" sei.
Am Grabe des Kameraden. Nach
nehmen konnten. Am 17. Januar drangen sie bei
Radzanowo vor, am 18. bei Biezun und Sierpc,
wurden aber unter starken Verlusten zurückgeworfen.
Dasselbe geschah ihnen bei Lopuszno am 20., bei
Prasznysz am 22., bei Opozno am 23., bei Borzi-
mow und Mlawa am 29. und 30. Januar.
Sehr viel ernsthafter und bedeutungsvoller als
diese vereinzelten Vorstöße war ein erneuter großer
Angriff aus Ostpreußen. Wieder mußten Teile der
unglücklichen Provinz die Heimsuchung eines Russen-
einsalles ertragen, und wieder wurde in üblicher Weise
geplündert, gebrandschatzt und gewüstet wie früher.
Am 13. Januar erfolgte der erste Vorstoß zwischen
Gumbinnen und Lötzen, und vom 24. bis 29. wieder-
holten sich beständig Angriffe in der Gegend von
Gumbinnen, die alle von den deutschen Truppen
einer Zeichnung von MaX Tilke.
Jetzt atmete jeder auf und erwartete große Dinge,
denn des Wortes „normal" bediente sich der Humor-
volle Feldherr des Ostheeres stets dann, wenn die
Russen furchtbare Hiebe bezogen. Auch die Reise
des Kaisers nach der Ostfront wurde als günstiges
Zeichen gedeutet. Am 11. Februar wurden die Hosf-
nungen noch mehr angefacht durch die Nachricht, die
Kämpfe nähmen durchweg einen erfreulichen Aus-
gang für die deutschen Truppen, trotzdem tiefer Schnee
ihre Bewegungen behinderte. Die Ergebnisse der
Zusammenstöße mit dem Gegner — so wurde ge-
meldet — ließen sich deshalb noch nicht klar über-
sehen. An demselben Tage wurde die Rede in
Deutschland bekannt, die der russische Minister des
Äußeren Sasonow in der Duma gehalten hatte und
in der es hieß:
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