Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Eine österreichisch-ungarische Verroundeten-Transportkolonne. Nach einer Zeichnung des Sonderzeichners der „Jllustrirten Zeitung" 
Richard Atzmann. 
Die Schlacht bei Limanowa war eine glänzende 
Waffentat, denn sie wurde gegen einen Feind ge- 
wonnen, der zahlenmäßig weit überlegen war. Aber 
eben diese zahlenmäßige Überlegenheit der Russen war 
die Ursache dafür, daß der schöne Sieg doch nur ein 
Teilerfolg blieb. Die Österreicher und Ungarn mochten 
sich schlagen wie sie wollten, immer quollen ihnen 
neue russische Massen entgegen und verhinderten es, 
daß ihre Siege zu durchschlagenden Erfolgen wurden. 
Freilich auch den Russen gelang nichts Großes. Ihre 
Massenangriffe zerschellten immer wieder an der großen 
Tüchtigkeit, Intelligenz und Tapferkeit des österreichisch- 
ungarischen Heeres. So wogte der Kampf in Galizien 
bis zum Jahresende unentschieden hin und her. Heute 
schlugen die Österreicher und Ungarn die Russen zurück, 
morgen oder übermorgen kamen die Geschlagenen mit 
Verstärkung wieder. Hervorzuheben sind aus den 
Dezemberkämpfen nur noch wenige größere Gefechte, 
das am Lupkower Paß am 19. und am 29. Dezember, 
das bei der Nida (22.Dezember), wo die Österreicher und 
Ungarn 2000 Gefangene machten, und vor allem die 
viertägigen Gefechte am Uzsoker Paß (22. bis 25. De- 
zember), der inzwischen wieder in russische Hände ge- 
fallen war und ihnen von neuem entrissen ward. Der 
größte Teil Galiziens und der Bukowina war also 
von den Russen besetzt. Es war den Österreichern 
und Ungarn bis Ende Dezember nicht gelungen, die 
beiden Kronländer wieder zu erobern. Für die Ge- 
samtlage des Donaureiches hatte das nicht allzu große 
Bedeutung, aber die beiden unglücklichen Provinzen 
hatten eine schwere Leidenszeit durchzumachen. Im 
Anfange hatten die Russen im großen und ganzen 
eine leidliche Mannszucht bewahrt. Einige Generale 
und andere höhere Führer hatten sich ernstlich Mühe 
gegeben, die Bevölkerung vor den Roheiten und Grau- 
samkeiten ihrer Soldaten zu schützen. Sie bestraften 
Raub und Gewalttat sehr hart, zuweilen mit dem 
Tode. Aber lange ließ sich die russische Wildheit nicht 
im Zaume halten, immer häufiger wurden die Dieb- 
stähle und Plünderungen in den Quartieren, die Miß- 
Handlungen und Quälereien des Volkes. Die Greuel, 
die in Ostpreußen geschehen waren, wurden in der 
Bukowina fast noch überboten. Unsagbare Scheuß- 
lichkeiten wurden besonders an Frauen und Mädchen 
begangen. Aus einzelnen Städten, z. B. aus Kolomea, 
liegen über diese Vorgänge Berichte vor, die man in 
das Reich der Fabel verweisen müßte, wenn sie nicht 
gut beglaubigt wären. Vor allem richteten sich die Aus- 
schreitungen gegen die Juden und Rumänen. Die Juden 
standen bei den Russen im Verdacht der Deutschfreund- 
lichkeit und wurden allerorten bezichtigt, mit dem Feinde 
in verräterischer Verbindung zu stehen. Daran war selbst- 
verständlich etwas Wahres, die russisch-polnischen Juden 
waren ebenso wie die österreichisch-ungarischen den 
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