Schießen war zuerst gut, aber binnen kurzem gewann das
Feuer der englischen Geschütze die Ubermacht, wodurch schwere
Verluste unter unseren Geschützbedienungen eintraten. Die
Munition ging zu Ende, und die Geschütze mußten ihr Feuer
einstellen. . Trotzdem die Nuderanlage durch das feindliche
Feuer beschädigt war, wurde der Versuch gemacht, auf Tor-
pedoschußweite an den Kreuzer Sydney« heranzukommen.
Der Versuch mißglückte, da der Schornstein zerstört
und infolgedessen die Geschwindigkeit der »Emden
stark herabgesetzt war. Das Schiff wurde des-
halb mit voller Fahrt an dei5 Nord (Luv-)Seite
der Kokosinseln auf das Riff gesetzt. In-
zwischen war es der Landungsabteilung ge-
lungen, auf einem Schoner von der Insel
zu entkommen. Der englische Kreuzer nahm
die Verfolgung auf, kehrte aber nach-
mittags zurück und feuerte auf das Wrack
der »Emden«. Um weiteres Vlutver-
gießen zu vermeiden, kapitulierte ich mit
dem Reste der Besatzung. Die Verluste
der »Emden« betrugen: 6 Offiziere, 4 Deck-
ofsiziere, 26 Unteroffiziere und 93 Mann
gefallen, 1 Unteroffizier und 7 Mann
schwer verwundet."
Die Offiziere der „Emden", unter
denen sich auch ein deutscher Prinz,
dann würde das deutsche Volk heute nicht verflucht
sein in der Welt". (!)
An demselben Tage konnte die englische Admira-
lität ihrem Volke noch eine zweite Freude bereiten,
indem sie mitteilen ließ, daß auch ein anderer deutscher
Kreuzer unschädlich gemacht worden sei. Die
„Königsberg" war von dem englischen
Kreuzer „Chatam" in die Mündung des
Rufidschi-Flusses in Deutsch-Ostafrika
hineingetrieben und durch Versenken
eines Kohlenschiffes eingesperrt worden.
Das eingeschlossene Schiff und seine
Mannschaft wurden freilich nicht ge-
fangen. Eine Beschießung blieb er-
folglos. Auch die auf den Kokos-
inseln gelandete Mannschaft der
„Emden" wurde nicht gefangen.
Sie tauchte später unter höchst aben-
teuerlichen Verhältnissen wieder auf
General der Jnfc
(Hosphot. Nicola
Franz Josef von
Hohenzollern,
befand, wurden
von den Austra-
liern nach Syd¬
ney gebracht und
durchaus anstän-
dig behandelt.
Sie dursten so-
gar ihre Säbel
behalten.
In England
General der Infanterie Freiherr v. Scheffer- der Iln-
Boyadel. <Hofphot. Nicola Perscheid, Berlin.» tergllNg deS ge-
fürchteten Schif¬
fes natürlich ungeheueren Jubel. Welch ein Pfahl
im Fleische die „Emden" den Briten gewesen war,
zeigt am deutlichsten die Tatsache, daß sogleich nach
ihrer Zerstörung die Schisfsversicherungsprämien bei
Lloyds um die Hälfte sanken. Anerkennenswert war
übrigens in diesem Falle — die Gerechtigkeit erfordert
es, das hervorzuheben — die Haltung der englischen
Presse. Wenigstens die führenden Zeitungen enthielten
sich aller Äußerungen der Schadenfreude, rühmten da-
gegen den Führer und die Besatzung des tapferen
Schiffes. „Wir können alle den Hut abnehmen vor
dem Kapitän", erklärte der „Daily Ehronicle", und
die „Times" schrieb: „Wenn alle Deutschen so ge-
kämpft hätten wie der Kommandant der „Emden",
-erie v. Woyrsch.
erscheid, Berlin.)
und machte den
Engländern noch
viel zu schaffen.
EinereineFreu-
de konnte das
stolze England
an diesen „Erfol-
gen" nicht haben.
Denn erstens wa-
ren nur zwei der
deutschen Aus-
landskreuzer zur
Strecke gebracht, _ rr . . ..
r ° , } ' Generalleutnant v. Ochmann.
1TlCl)r6rC; barutts (Hofphot. H. Noack, Berlin.)
ter die besonders
gefürchtete „Karlsruhe", machten noch immer die Meere
unsicher. Zweitens mußte die Erkenntnis bitter und be-
schämend sein, daß das seegewaltige England den Fang
der beiden Kreuzer nicht der eigenen Kraft, sondern
japanischer und australischer Hilfe verdankte. Endlich
waren der Untergang der „Emden" und die Un-
schädlichmachung der „Königsberg" so kleine Erfolge,
daß sie die schweren Mißerfolge nicht gut zu machen
vermochten, die Englands Seemacht und Ansehen bis
Ende November erlitt.
Allerdings gelang ja den Engländern im Laufe
der beiden Kriegsmonate noch mancherlei. Am
6. Oktober schössen sie in der Nordsee ein deutsches
Torpedoboot in den Grund. Am 17. Oktober ver-
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