Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Ein Unterstand bei Moronvilliers. 
Korrektheit und Unparteilichkeit Belgien seine inter- 
nationalen Verpflichtungen erfüllt habe. 
Die Deutsche Regierung entgegnete darauf in der 
„Kölnischen Zeitung" sehr kühl, der Wunsch der 
Belgischen Regierung nach einer vollständigen Ver- 
öffentlichung aller in Frage kommenden Akten werde 
vielleicht erfüllt werden, denn die Deutsche Regierung 
habe sich eine genauere Veröffentlichung ausdrücklich 
vorbehalten. Daß der Baron Greindl nicht nur Lurem- 
burgs Verteidigung besprochen habe, das gehe ja aus 
seinen eigenen Worten hervor: „Von der französischen 
Grenze her droht die Gefahr nicht nur im Süden von 
Luxemburg, sie droht auch auf unserer ganzen ge- 
meinsamen Grenze." 
So war es in der Tat. Das Verlegenheitsge- 
stamme! der Belgischen Regierung verdiente keine 
ernstliche ausführliche Wiederholung. Wer 
sehen wollte, der konnte nun klar 
und deutlich erkennen, daß 
Belgien schon lange vor 
dem Kriege im Bund 
mitEngland gewesen 
war und seinen 
Platz unter den 
Mächten gewählt 
hatte, dieDeutsch- 
land feindlich 
waren. Hätte das 
die Deutsche Re- 
gierung am An- 
fang des Krieges 
gewußt, so hätte sie 
sich wegen der bel- 
gischen Grenzüberschrei- 
tung sicherlich nicht ent- 
schuldigt. Der Einbruch der 
deutschen Truppen erfolgte damals 
nicht in ein neutrales, sondern in Schottische 
ein feindliches Land. 
Geahnt hat übrigens die Deutsche Regierung den 
geheimen Anschluß Belgiens an England wohl ohne 
Zweifel, wenn sie auch nicht in der Lage war, die 
beweisenden Urkunden dazu beizubringen. Das kann 
man daraus folgern, daß die Deutsche Regierung 
von ihren diplomatischen Vertretern in Petersburg 
und Paris über die geheimen Verhandlungen und 
Abmachungen zwischen Frankreich, Rußland und Eng- 
land sehr genau unterrichtet war, unheimlich genau. 
Sollte also von den englisch-belgischen Beziehungen, 
obwohl sie jahrelang gepflogen worden waren, gar- 
nichts nach Berlin durchgesickert sein? 
Es war vor dem Kriege den aus- 
ländischen Vertretern des Reiches von 
mancher Seite Kurzsichtigkeit und 
Unfähigkeit vorgeworfen worden. Aber 
gegen die Botschafter in Paris und 
Petersburg kann nach dem 16. Ok- 
tober 1914 kein Vorwurf mehr erhoben 
werden, denn an diesem Tage ver- 
öfsentlichte die „Norddeutsche Allge- 
meine Zeitung" Dokumente über die 
Vorgeschichte des Krieges, die erkennen 
ließen, wie gut die beiden Diplomaten 
unterrichtet waren und wie gut sie 
ihre Regierung unterrichtet hatten. 
Diese Veröffentlichung ist bis jetzt die Schottischer 
wichtigste Urkunde, die über die Vor- Dudelsackbläser, 
geschichte des Weltkrieges Aufschluß 
gibt, wichtiger als alle Telegramme der Staatsober- 
Häupter: Sie lautet: 
Amtliche Aktenstücke zur Vorgeschichte des Krieges. 
Angesichts der bei unseren Gegnern hervortretenden Be- 
strebungen, der deutschen „Militärpartei" und dem deutschen 
Militarismus die Schuld an dem gegenwärtigen Kriege zu- 
zuschieben, veröffentlichen wir nachstehend eine Reihe von 
Berichten der deutschen diplomatischen Vertreter 
im Auslande, die die politischen und 
militärpolitischen Beziehungen der 
Ententemächte vor dem Kriegs- 
ausbruch zum Gegenstande 
haben. Von einer Bezeich- 
nung der berichtenden 
Stellen und des ge- 
naueren Datums ist 
aus naheliegenden 
Gründen abgesehen 
worden. Diese 
Schriftstücke sprechen 
für sich selbst. 
I. 
.... März 1913. 
Immer enger werden 
die Maschen des 
Netzes, in die es der 
französischen Diplo- 
matie gelingt, Eng- 
land zu verstricken. 
Schon in den ersten Pha- 
sen des Marokkokonfliktes 
hat bekanntlich England an 
Frankreich Zusagen militärischer 
Natur gemacht, die sich inzwischen 
zu konkreten Vereinbarungen der beider- 
Soldaten. fettigen Generalstäbe verdichtet haben. 
Bezüglich der Abmachungen wegen einer 
Kooperation zur See erfahre ich von 
gewöhnlich gut unterrichteter Seite das Folgende: 
Die englische Flotte übernimmt den Schutz der Nordsee, 
des Kanals und des Atlantischen Ozeans, um Frankreich die 
Möglichkeit zu geben, seine Seestreitkräfte im westlichen Bassin 
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