Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Aber die Türken gaben nicht nach, und auf das Wut- 
geheul, das in der russischen Presse losbrach, erwiderte 
eines der führenden Blätter der Türkei, der „Jkdam": 
Was die Drohungen anbetrifft, daß England und Frank- 
reich Hafenstädte Syriens angreifen und besetzen 
könnten, so sind sie nicht ernst zu nehmen. Die 
islamitische Macht ist jetzt aus ihrem langen 
Schlafe erwacht und die beiden Mächte wären 
großen Schwierigkeiten ausgesetzt, wenn sie 
die Türkei in dieser Weise angreifen 
sollten. 
Das türkische Blatt deutete 
damit an, daß ein Angriff aus 
die Türkei den gesamten Islam 
auf den Plan bringen würde. 
Es veröffentlichte an dem- 
selben Tage einen Artikel 
des seit 22 Jahren in Cal- 
mtta erscheinenden persi- 
schen Blattes „Habl ul 
mattn", um dadurch zu 
zeigen, wie es in der gan- 
zen islamitischen Welt gäre 
und wie Rußland und Eng- 
land alle Ursachen hätten, 
vor einer allgemeinen Er- 
Hebung des Islam auf der 
Hut zu sein. 
Wenn wir, sagt „Habl ul matin" 
berücksichtigen, daß Deutschland in dieser 
kritischen Zeit der Türkei zwei seiner besten 
Kriegsschiffe verkauft, werden wir erkennen, 
daß Deutschland während des Krieges nicht nur 
die Ottomanen an sich ziehen wollte, sondern 
alle Muselmanen der Welt. Ohne Zweifel wird 
die Türkei, die in der islamitischen Welt un- 
begrenzten Einfluß besitzt, das Vorgehen der Deutschen nicht 
vergessen und nicht zögern, sie zu unterstützen, wenn nicht 
materiell, so doch moralisch. 
fassungen Greys hatten alle Muselmanen in Ver- 
zweiflung gebracht. Die Inder, Ägypter und Perser 
betrachten die Engländer als Feinde. Erey sei es, 
der die Muselmanen dazu getrieben habe, sich zu- 
sammenzuschließen. Die von der Politik 
Greys gegen die islamitische Welt ge- 
führten Schläge würden diese nolens 
volens aus ihrem tiefen Schlafe er- 
wecken. Die beiden großen isla- 
mitischen Gruppen Schiiten und 
Suniten hätten die Schläge 
Englands so sehr empfunden, 
daß sie unter Hintansetzung 
ihrer religiösen Sektenunter- 
schiede beschlossen hätten, 
Brüder zu bleiben; keine 
Macht der Welt könne die 
Türkei und Persien nun- 
mehr von einander tren- 
nen. Die Ägypter, Inder, 
Chinesen und Afrikaner 
würden sich in dieser heiligen 
Liga vereinigen. Die in eng- 
lischen und französischen Ko- 
lonien lebenden Muselmanen 
könnten ihren Regierungen nicht 
mehr treu bleiben. Die Musel- 
manen des Kaukasus von Turkistan 
und Transkaukasien könnten Ruß- 
land nie treu sein. 
Beduinen. Persien besitze keine Armee, aber seine 
Stämme, seine Bauern, könnten zu einer 
großen Kalamität für Rußland werden. Wenn stufen- 
weise Afghanistan, Indien, Ägypten, Marokko, Tunis 
und Algerien sich empörten und ihre Bemühungen mit 
den islamitischen Regierungen der Türkei und Persiens 
vereinigten, 
könnte dann 
„Habl ul matin" stellt fest, daß die von Grey ge- 
spielte scheuß- 
liche Intrige 
die Abkühlung 
der Ottoma¬ 
nen England 
gegenüber 
herbeigeführt 
habe. 
habe die tra- 
ditionellen 
Beziehungen 
zwischen Eng- 
land und der 
Türkei ver- 
nichtetund die 
wahren Jnter- 
essenEnglands 
den König- 
reichen Erie- 
chenland und 
Montenegro 
geopfert. Die 
falschen Auf- Eine Gruppe Kaschkai-Nomaden, Dieser Volksstamm gilt in Persien als besonders kriegstüchtig. 
(Phot. Gebr. Haeckel, Berlin.) 
die Triple- 
Entente, die 
mühsam ge- 
gen Osterreich- 
Ungarn und 
Deutschland 
Krieg führe, 
irgend 
eine Kraft be- 
? 
Der Artikel 
des Blattes 
schließt mit 
Ratschlägen 
an England, 
seine Politik 
zu ändern 
und Rußland 
preiszugeben, 
sonst würde es 
viel verlieren. 
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