Abbas II.
Khedive (Vizekönig) von Ägypten (x).
Rumänien wurde von den Mäch-
ten des Dreiverbandes ebenso, ja
fast noch mehr umworben wie
Italien. Es hatte eine tüchtige,
wohlausgerüstete, zahIreicheArmee
in die Wagschale zu werfen, und
vor allen Dingen war es durch
seine Lage wichtig. Wie schwer
ein Übergang über die Karpathen
war, das hatten die Russen immer
gewußt und fanden es nun im
Oktober bestätigt. Öffnete da-
gegen Rumänien dem Russenheere
seine Grenzen, so war es leicht, in
Ungarn einzubrechen. Die Dinge
schienen hier für Rußland gün-
stiger zu liegen, als irgendwo
anders. Es konnte den Rumänen
Siebenbürgen anbieten und die
Teile Ungarns, die vorwiegend
von rumänischer Bevölkerung be-
wohnt wurden — für den Fall
nämlich, daß man sie eroberte
es herrschte vom letzten Valkankriege
her eine tiefgehende Verstimmung
im Lande gegen Österreich-
Ungarn, von dem man sich
benachteiligt glaubte. Eine
große Partei wünschte hier
den engsten Anschluß an
Rußland, und wie in
Italien der Tod San
Eiulianos, so arbeiteten
hier zwei unvorgesehene
Todesfälle den Russen
in die Hände. Am
10. Oktober starb im
Kaiser
—, und
Sultan Muhammed V.
der Osmanen seit dem 27. April 1909.
der wichtigste Helfer gewesen war,
der „Bismarck" Rumäniens, Der-
meter Sturdza. Die beiden, der
König und der Staatsmann, wa-
ren feste Bollwerke gegen die
Strömungen gewesen, die zu einer
Parteinahme für Rußland dräng-
ten. Sie wußten noch vom Türken-
kriege her, was russische Verspre-
chungen wert sind und hatten nie-
mals den Verrat Rußlands ver-
gessen, der ihnen damalsBeßarabien
gekostet hatte. Auch wußten sie,
daß eine Vergrößerung Rumäniens
niemals im Interesse Rußlands
liegen konnte, und daß deshalb
ein siegreiches Rußland sie trotz
aller Versprechungen niemals zu-
lassen würde.
Der neue König Ferdinand war
durch seine Koburgische Heirat mit
der englischen Königsfamilie und
Zaren verschwägert und unterhielt nahe
Beziehungen zu den russischen Groß-
fürsten. Daher wurden in Deutsch-
land und Österreich die leb-
haftesten Befürchtungen laut,
daß nunmehr die rumänische
Politik wohl eine durch-
greifende Änderung er-
fahren werde. Aber es
änderte sich gar nichts.
Am 18. Oktober fand
eine Beratung des Ka-
binetts statt. Der König
selbst nahm daran teil,
und alle Parteivorstände
Generalleutnant Liman v. Sanders,
Chef der deutschen Militärmission für die Türkei.
(Hofphot. Paul Tellgmann. Kassel.)
Alter von 75Jahren König Carol,
der Hohenzoller, der einst Ru-
mäniens Thron bestiegen hatte,
als es noch ein türkischer Vasallen-
staat war, und der es mit un-
gemeiner Klugheit, Kraft und
Festigkeit zu seiner jetzigen, nicht
unbedeutenden Stellung empor-
geführt hatte. Zehn Tage später
starb der Mann, der ihm dabei
General Enver-Pascha,
Generalissimus der türkischen Streitkräfte und
Kriegsminister. (Hofphot. E. Bieber. Berlins
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