Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

dem die Zeitung nicht etwas über Hindenburg brachte. 
Daß Hindenburg-Gedichte und Hindenburg-Märsche 
in unendlichen Mengen entstanden, braucht kaum ge- 
sagt zu werden. Das alles war nicht verwunderlich, und 
es war höchst erfreulich, denn ein großer Mann ver- 
dient es, daß ihn sein Volk mit Liebe und Dankbar- 
keit umgibt. Und wie hat den Deutschen die Hinden- 
burg-Begeisterung in schwerer Zeit das Herz ge- 
stärkt! Nussenfurcht gab es nicht mehr. Wenn die 
Zeitungen meldeten, daß immer neue Russen aus 
dem Innern des unermeßlichen Reiches hereingezogen 
würden, so sagten die meisten, die das lasen: 
„Hindenburg wird's schon machen, er wird sicher mit 
ihnen fertig werden." 
Die neutralen Mächte. — Die kämpfe aus dem Balkan. 
in den Weltkrieg. 
Der Eintritt der Türkei 
* 
ährend auf den Schlachtfeldern im Osten und 
Westen gekämpft wurde, rangen unablässig die 
Diplomaten der beiden Mächtegruppen um die Seelen 
der Neutralen. England vor allem und 
Rußland setztenHimmel und Hölle 
in Bewegung, um noch 
weitere Bundesgenos- 
sen gegen die bei- 
den verbündeten 
Kaiserreiche zu 
gewinnen, 
denn wie 
glänzend es 
auch die 
Staats- 
männer 
und Regie- 
rungen des 
Dreiverban- 
des verstan- 
den, ihre Völker 
zu belügen, so 
konnten sie es sich 
doch im dritten Mo- 
nat selbst nicht ver- 
hehlen, daß dieser 
Krieg ganz anders 
verlief, als sie sich's vorher ausgedacht hatten. — 
Fünf Länder waren es besonders, die sie ab- 
wechselnd umschmeichelten und bedrohten, um sie 
ihren Wünschen gefügig zu machen: Italien, die 
Türkei und die drei Balkanstaaten, die noch in der 
Neutralität verharrten. Die Regierung Italiens war 
in einer üblen Lage. Der Dreibund verpflichtete 
sie eigentlich zu einer klaren Stellungnahme, aber 
nun bestätigte sich wieder einmal die alte Lehre, daß 
Verträge nur dann mehr wert sind als das Papier, 
auf dem sie stehen, wenn sie den Lebensinteressen der 
Vertragsmächte entsprechen. Italien konnte keiner der 
beiden Mächtegruppen ehrlichen Herzens den Sieg 
wünschen. Siegte der Dreiverband, so wurde es im 
Mittetmeer der Sklave Englands und Frankreichs, 
und der Russe erschien in der Adria, siegten die Mächte 
der europäischen Milte, so stand Österreichs Übermacht 
auf dem Balkan fest, und die italienisch redenden Pro- 
Von den österreichisch-ungarischen Truppen eroberte serbische Geschütze. 
vinzen der Donaumonarchie waren auf immer für 
Italien verloren. Die Wiedergewinnung dieser Land- 
striche ist aber der heimliche Traum aller guten Italiener. 
Und sollte man gegen Frankreich ins Feld 
ziehen, die lateinische Schwester- 
Nation, die für die Mehr- 
zahl der Italiener das 
Land der Freiheit 
und der höchsten 
Zivilisation in 
Europa ist? 
Die mächtige 
sozialistische 
Partei 
wehrte sich 
gegen die- 
sen Gedan- 
ken mit 
wahrer Wut. 
Der Soziali- 
stenführer della 
Seta erklärte die 
deutsche Vorherr- 
schaft für schlimmer 
als den Zarismus, denn 
der schütze das franzö- 
fische Banner, das trotz 
aller Fehler und Irrtümer das revolutionärste in Europa 
sei. Lebte doch sogar der Garibaldiunfug in den revo- 
lutionären Kreisen des Volkes wieder auf! Der alte 
Freiheitskämpfer Guiseppe Garibaldi war 1871 nach 
Frankreich gezogen, um der Grande Nation zu helfen 
wider die deutschen Barbaren. Jetzt sammelte sein 
Enkel eine Freischarenlegion und zog zu demselben 
Zwecke den Franzosen zu. Aber dieser Krieg war zu 
ernst für derartige Spielereien. Die französische Heeres- 
leitung steckte die Freiwilligen in die verschiedensten 
Regimenter unter, behandelte sie ganz und gar nicht als 
etwas Besonderes, sondern zog sie tüchtig zum Aus- 
werfen der Schützengräben heran. Darob bemächtigte 
sich der Helden großer Zorn und bittere Enttäuschung, 
und die Berichte, die sie in die Heimat sandten, ver- 
anlaßten nur wenige, ihren Spuren zu folgen. 
Für ein italienisches Eingreifen in den Krieg zu- 
gunsten der Dreibundgenossen war nur ein kleiner 
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