dem die Zeitung nicht etwas über Hindenburg brachte.
Daß Hindenburg-Gedichte und Hindenburg-Märsche
in unendlichen Mengen entstanden, braucht kaum ge-
sagt zu werden. Das alles war nicht verwunderlich, und
es war höchst erfreulich, denn ein großer Mann ver-
dient es, daß ihn sein Volk mit Liebe und Dankbar-
keit umgibt. Und wie hat den Deutschen die Hinden-
burg-Begeisterung in schwerer Zeit das Herz ge-
stärkt! Nussenfurcht gab es nicht mehr. Wenn die
Zeitungen meldeten, daß immer neue Russen aus
dem Innern des unermeßlichen Reiches hereingezogen
würden, so sagten die meisten, die das lasen:
„Hindenburg wird's schon machen, er wird sicher mit
ihnen fertig werden."
Die neutralen Mächte. — Die kämpfe aus dem Balkan.
in den Weltkrieg.
Der Eintritt der Türkei
*
ährend auf den Schlachtfeldern im Osten und
Westen gekämpft wurde, rangen unablässig die
Diplomaten der beiden Mächtegruppen um die Seelen
der Neutralen. England vor allem und
Rußland setztenHimmel und Hölle
in Bewegung, um noch
weitere Bundesgenos-
sen gegen die bei-
den verbündeten
Kaiserreiche zu
gewinnen,
denn wie
glänzend es
auch die
Staats-
männer
und Regie-
rungen des
Dreiverban-
des verstan-
den, ihre Völker
zu belügen, so
konnten sie es sich
doch im dritten Mo-
nat selbst nicht ver-
hehlen, daß dieser
Krieg ganz anders
verlief, als sie sich's vorher ausgedacht hatten. —
Fünf Länder waren es besonders, die sie ab-
wechselnd umschmeichelten und bedrohten, um sie
ihren Wünschen gefügig zu machen: Italien, die
Türkei und die drei Balkanstaaten, die noch in der
Neutralität verharrten. Die Regierung Italiens war
in einer üblen Lage. Der Dreibund verpflichtete
sie eigentlich zu einer klaren Stellungnahme, aber
nun bestätigte sich wieder einmal die alte Lehre, daß
Verträge nur dann mehr wert sind als das Papier,
auf dem sie stehen, wenn sie den Lebensinteressen der
Vertragsmächte entsprechen. Italien konnte keiner der
beiden Mächtegruppen ehrlichen Herzens den Sieg
wünschen. Siegte der Dreiverband, so wurde es im
Mittetmeer der Sklave Englands und Frankreichs,
und der Russe erschien in der Adria, siegten die Mächte
der europäischen Milte, so stand Österreichs Übermacht
auf dem Balkan fest, und die italienisch redenden Pro-
Von den österreichisch-ungarischen Truppen eroberte serbische Geschütze.
vinzen der Donaumonarchie waren auf immer für
Italien verloren. Die Wiedergewinnung dieser Land-
striche ist aber der heimliche Traum aller guten Italiener.
Und sollte man gegen Frankreich ins Feld
ziehen, die lateinische Schwester-
Nation, die für die Mehr-
zahl der Italiener das
Land der Freiheit
und der höchsten
Zivilisation in
Europa ist?
Die mächtige
sozialistische
Partei
wehrte sich
gegen die-
sen Gedan-
ken mit
wahrer Wut.
Der Soziali-
stenführer della
Seta erklärte die
deutsche Vorherr-
schaft für schlimmer
als den Zarismus, denn
der schütze das franzö-
fische Banner, das trotz
aller Fehler und Irrtümer das revolutionärste in Europa
sei. Lebte doch sogar der Garibaldiunfug in den revo-
lutionären Kreisen des Volkes wieder auf! Der alte
Freiheitskämpfer Guiseppe Garibaldi war 1871 nach
Frankreich gezogen, um der Grande Nation zu helfen
wider die deutschen Barbaren. Jetzt sammelte sein
Enkel eine Freischarenlegion und zog zu demselben
Zwecke den Franzosen zu. Aber dieser Krieg war zu
ernst für derartige Spielereien. Die französische Heeres-
leitung steckte die Freiwilligen in die verschiedensten
Regimenter unter, behandelte sie ganz und gar nicht als
etwas Besonderes, sondern zog sie tüchtig zum Aus-
werfen der Schützengräben heran. Darob bemächtigte
sich der Helden großer Zorn und bittere Enttäuschung,
und die Berichte, die sie in die Heimat sandten, ver-
anlaßten nur wenige, ihren Spuren zu folgen.
Für ein italienisches Eingreifen in den Krieg zu-
gunsten der Dreibundgenossen war nur ein kleiner
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