Serbische Komitatschis, die in Kreka
Wunderbarerweise beunruhigte der Hindenburgsche
Rückzug das deutsche Volk nicht im mindesten. Es
bewahrte vielmehr eine unerschütterliche Zuversicht, daß
die Dinge im Osten schließlich doch für die Deutschen
günstig ausgehen mußten. Hindenburg, das war der
allgemeine Glaube, kann nicht besiegt werden, und
wenn er einmal zurückgeht, so geschieht das nur, um
den Feind in eine böse Falle zu locken. Das Vertrauen
auf den Feldherrn war grenzenlos bei seinen Truppen,
ebenso bei allem Volke. Er war zum Volkshelden
geworden und wurde es mit jedem Tage mehr, und
alles, was von ihm bekannt wurde, war nur geeignet,
seine Volkstümlichkeit zu erhöhen. Man hörte mit
Schmunzeln, daß er einen guten Tropfen sehr zu schätzen
wisse, und dachte dabei an Bismarck und Blücher, von
denen dasselbe berichtet wird. Man lachte, als man ver-
nahm, er habe an einen ihn beglückwünschenden Stamm-
tisch telegraphiert: „Es wird weiter gedroschen!" Den
größten Beifall erregte es auch, als er befahl, man
solle den gefangenen Russen das Brot verfüttern, das
'i Tuzla gefangen genommen wurden.
ihre Landsleute vor der eiligen Flucht mit Petroleum
begossen hatten, um es ungenießbar zu machen. Das
alles war so recht nach dem Sinn der Deutschen. Höchst
sonderbarerweise aber verfiel die dichtende Phantasie des
Volkes darauf, sich diesen Mann, der so Gewaltiges
leistete und fortwährend bewies, wieviel Humor und
Kraft in ihm lebte, als einen schwerleidenden Greis
vorzustellen, der sich in seinem Alter noch einmal auf-
gerafft habe, das Vaterland zu retten. Daran war
auch nicht ein Körnchen von Wahrheit. Der Gedanke
war wahrscheinlich nur deshalb im Volke aufgetaucht,
weil der General schon drei Jahre lang im Ruhestand
gelebt hatte. Eine ebenso lächerliche wie rührende Sorge
um seine Gesundheit brach aus. Er selbst erzählte
später lachend, daß er nach seinen Masurischen Siegen
allein 89 Rezepte gegen Gallensteine erhalten habe.
Endlich drang die Wahrheit durch, und nun freute
sich alles Volk doppelt über die Kunde, daß er auch
körper- - lieh ein kraftvoller Mann war. Sein Name
war in i aller Munde, und kein Tag verging, an
Belgrad von der Donauseite. (Phot. C. Seebald, Wien.)
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