Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Zar Nikolaus II. 
Strömung hat es 
in England von 
der Gründung un- 
seres Reiches an ge- 
geben. Schon wäh- 
rend des deutsch- 
französischen Krie- 
war uns die 
Presse größtenteils 
unfreundlich ge- 
sinnt, und das Ver- 
hältnis wurde in 
der Folgezeit kein 
besseres. Das Er- 
scheinen einer deut- 
schen Flagge auf 
den Weltmeeren 
war dem Stockeng- 
länder etwas Un- 
behagliches; die 
Erwerbungen von 
Kolonien durch das Deutsche Reich empfand er ge- 
radezu wie eine Beleidigung, und als dann Deutsch- 
land Schiff auf Schiff baute, mit einem Male Eng- 
lands gefährlichster Konkurrent auf den Weltmärkten 
wurde und zum Schutze seines Handels eine starke 
Flotte auszurüsten begann, da stand man jenseits des 
Kanals vor etwas Unfaßbarem, Unheimlichem. Ein 
ungeheurer Neid stieg in der Seele des Jnselvolkes 
empor, und zugleich begann man sich ernstlich zu fürch- 
ten vor einem Volk, das über Nacht aus Dichtern und 
Träumern zu Seefahrern und Handelsleuten gewor- 
den war und dabei über die stärkste Militärmacht des 
Kontinents verfügte. Man fing an von einer deut- 
schen Invasion zu träumen, und der Gedanke, den in 
Deutschland wohl niemals ein Mensch ernstlich gefaßt 
hatte, wurde in England zur fixen Idee des ganzen 
Volkes. 
So ergriff der 
Deutschenhaß im- 
mer weitere Kreise, 
undmitEduardVII. 
kam er auf den 
Thron. Der Sohn 
der Königin Vik- 
toria und des ko- 
burgischen Prinzen 
Albert, von väter- 
licher wie von müt- 
terlicher Seite her 
deutschen Blutes, 
war der schlimmste 
Feind, den Deutsch- 
land je gehabt hat. 
Er ist der Anfänger 
der Politik, die Sir 
Edward Grer> folge- 
Kronprinz Alexander von Serbien, richtig soweit fort- 
Oberbefehlshaber der serbischen Streitkräfte OCfÜblt llCtt. bcift 
im Kampfe gegen Österreich-Ungarn. ö 1 J 
Großfürst Nikolai Nikolajervitsch, der 
Generalissimus der russischen Armee. 
Großbritannien zum 
EehilfenundHand- 
langer Rußlands 
geworden ist, eine 
Politik, der jedes 
Mittel recht und 
kein Bundesgenosse 
zu schlecht ist, wenn 
nur Deutschland ge- 
schädigt werden 
kann. Man kann 
sagen, sie ist eine 
Politik der voll- 
kommenen Sinn- 
losigkeit, denn Eng- 
lands wahrem Vor- 
teil schlägt jede För- 
derung Rußlands 
direkt ins Gesicht. 
Das Zarenreich ist 
sein Feind und Ri- 
vale in ganz Asien. Ein Anwachsen der russischen 
Macht muß stets für England die schädlichsten Folgen 
haben, Persien ist ihm dann sicher verloren. Ein Sieg 
Deutschlands dagegen muß seine Seeherrschaft zer- 
stören. Somit haben Sir Edward Grey und seine 
Leute, die England in das große Abenteuer hinein- 
hetzten, ein Verbrechen begangen an ihrem eigenen 
Volke. Sie haben aber auch, was noch viel schlimmer 
ist, ein Verbrechen begangen an der Menschheit. Sie 
wissen wohl, daß Deutschland an der Spitze der Zivi- 
lisation marschiert, und jedermann in England weiß 
das. Achtzig geistig hervorragende Männer Englands 
haben kurz vor der Kriegserklärung gegen den Krieg 
protestiert, indem sie darauf hinwiesen, wie unendlich 
viel das geistige Leben ihres Volkes den Deutschen 
verdanke, wie man drüben in der Wissenschaft von 
uns gelernt habe 
und immer noch 
lerne. Dieser Protest 
ist von den Kriegs- 
treibern wiesoman 
cher andere mit zy- 
nischem Lächeln zu 
den Akten gelegt 
worden. Wissen- 
schaft? Geistiges 
Leben? Pah, was 
gelten die? Han- 
delsinteressen.Geld- 
interessen — auf die 
koinmtesanIWenn 
es gelänge, den deut- 
schen Kaufmann 
von den Weltmärk- 
ten endgültig zu 
verdrängen — was 
Wäre das für ein Nikola Pasitsch, serbischer Minister 
feines Geschäft! Mit Präsident. 
6
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.