Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

geradezu sinnlosen Deutschenhaß zeugten, erreichte 
England dennoch im wesentlichen garnichts. Es 
schändete damit nur seinen Namen und entfremdete 
sich in allen Kulturländern die Sympathien vieler, 
die vor dem Kriege auf seiner Seite gestanden 
hatten. Deutschland war nicht auszuhungern, denn 
es erzeugte die notwendigsten Lebensmittel selbst. 
Auch sein Handel war nicht zu vernichten. Die jetzt 
zerschnittenen Fäden konnten nach dem Kriege leicht 
wieder zusammengeknüpft werden. Und wie stark 
die deutsche Finanzkraft war, wie gewaltig und 
zuzuschreiben. Als dann die Regierung eine Milliarde 
Kriegsanleihe zur Zeichnung auflegte, wurde sie vier- 
undeinhalbmal überzeichnet. Vier und eine halbe 
Milliarde Mark legte das deutsche Volk auf. Alle 
Schichten der Bevölkerung hatten sich daran beteiligt, 
nicht nnr die Reichen, sondern auch die weniger 
Bemittelten, denn fast eine Million Zeichner hatte 
kleine Beträge von einhundert bis zweitausend Mark 
gezeichnet. 
Der Eindruck auf das Ausland war selbstver- 
ständlich ein gewaltiger. Schon die Nichteinführung 
Vom westlichen Kriegsschauplatz: Das Gefecht an einem Eisenbahndamm bei Chaulnes am 23. Oktober. Nach der Bleistiftskizze 
eines am Kampfe Beteiligten für die „Illustrirte Zeitung" gezeichnet von Professor Wilhelm Barth. 
Der Damm rvar entschient, die Bohlen herausgerissen; auf demselben alte Wagen. Karren. Tonnen, Galten, Steme usw. als Barrikade erbaut, das 
Stationsgebäude in Brand gesteckt, der Telegraph zerstört. Der Feind wurde über den Damm zurückgetrieben, die im jenseitigen Gehölz feuernde 
feindliche Artillerie von der unseren bald zum Schweigen gebracht und das Dorf im Sturm genommen; die feindlichen Truppen waren durch einen 
Hohlweg entflohen; fünf Geschütze wurden zerstört und drei erbeutet. Nach drei Tagen verkehrte die Bahn wieder und ebenso der Telegraph. 
glänzend die finanzielle Rüstung des Deutschen Reiches, 
das zeigten zwei Tatsachen im hellsten Lichte: Erstens, 
daß Deutschland von der Einführung eines Mora- 
toriums absah, und zweitens, daß es eine riesenhafte 
Kriegsanleihe spielend aufbrachte. Alle in Europa 
kriegführenden Staaten mußten ein Moratorium ein. 
führen, und sechzehn andere Staaten diesseits und jen- 
seits der Meere folgten ihrem Beispiele — Deutschland 
allein kam ohne diese Maßregel aus. Das Haupt- 
verdienst daran ist dem weitblickenden, klugen und 
tatkräftigen Leiter der Reichsbank, Rudolf Havenstein 
des Moratoriums hatte jedermann überrascht. Die 
ungeheure Uberzeichnung der Kriegsanleihe wirkte 
noch verblüffender. Wie hatte doch das Land des 
„Militarismus" auch auf finanziellem Gebiete an- 
dere Länder überflügelt, auch solche, die früher 
voller Hochmut auf das geldarme Deutschland herab- 
geblickt hatten. Frankreich war bisher der Bankier 
Europas gewesen. Es hatte seinem russischen Bundes- 
genossen fabelhafte Summen geborgt (die Angaben 
darüber schwanken zwischen dreizehn und Zwanzig 
Milliarden), hatte sehr viel Geld auch auf der Balkan- 
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