freiheitliche Regung in
seinem Reiche blutig un-
terdrückt, und der Zar
hörte stehend und ent-
bläßten Hauptes die fran-
zösische Volkshymne „Die
Marseillaise" an, in der
zur Vernichtung der
Tyrannen ausgefordert
wird. So oft sich so et-
was ereignete, in Krön-
stadt, in Petersburg oder
bei den Zarenbesuchen
in Paris, schwamm
Frankreich in Wonne und
sah schon die ungeheu-
ern Heeresmassen der
nordischen Großmacht, al-
les vor sich niederstamp¬
fend, über die deutsche
Grenze wogen. In ihrer
Herzensfreude borgten
sie dann dem treuen
Bundesgenossen kolossale
Summen, die auf das
Heer und den Ausbau
des Bahnnetzes an der
Westgrenze des russi-
schen Reiches verwendet
werden sollten. Zwölf
oder dreizehn Milliar-
den Mark sind so all-
mählich in die weiten
Das Attentat auf den Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand von
Osterreich und seine Gemahlin in Serajervo am 28. Juni 1914. Nach der
Skizze eines Augenzeugen für die Jlluftr. Zeitung gez. von Felix Schwormstädt.
Taschen des „Mütterchen
Rußland" gewandert.
Erklärt also Rußland
eines Tages den Staats-
bankrott, so ist Frank-
reichs Finanzwirtschaft
in ihren Grundfesten
erschüttert. All dieses
Geld ist nur in der Hoff-
nung geliehen worden,
daß Rußland eines Tages
der Vollstrecker der fran-
zösischen Rache anDeutsch-
land werden würde.
Lange hat sich der Zar
eine solche Rolle
gesträubt, lange haben ihn
kluge und weitblickende
Berater davor gewarnt.
Endlich ist der Wankel-
mütige dem Einfluß
der Großfürsten ganz
erlegen.
Sicherlich aber wäre es
trotz aller Rüstungen und
Abmachungen zwischen
den beiden Mächten jetzt
noch nicht zum Krieg ge-
kommen, wenn sie nicht auf
die Hilfe einer dritten Groß-
macht hätten rechnen kön-
nen, nämlich Englands.
Eine deutschfeindliche
Blick auf Serajervo, die Hauptstadt Bosniens, von Nordost.
Das große Gebäude im Vordergrund rechts vom Miljackafluß ist das Rathaus, dem der Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin einen Besuch
abstatteten. Vom Rathaus zieht den Fluß entlang der Appelkai. Das Attentat rvurde vor der vorletzten Brücke (3.), roo die Franz-Joseph-Straße
auf den Appelkai stößt, ausgeführt. Das große weiße Gebäude im Mittelgrunde links ist die Franz-Josephs-Kaserne, das von Pappeln umgebene
Gebäude davor der Konak.
4