Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Ein mit Maschinengewehr ausgerüstetes deutsches Motorboot kurz vor der 
Abfahrt zum Ausklärungsdienst im Englischen Kanal. 
barbarischsten geworden ist, die man in der Geschichte kennt. 
Nicht nur haben sie diese grausamen Waffen angewendet, 
sondern die belgische Regierung hat die Teilnahme der bel- 
gischen Zivilbevölkerung an dem Kampfe offen 
ermutigt und seit langem sorgfältig vorbe- 
reitet. Die selbst von Frauen und 
Geistlichen in diesem Guerilla- 
krieg begangenen Grausam¬ 
keiten, auch an verwunde- 
ten Soldaten, Ärzten, Per 
sonal und Pflegerinnen 
(Ärzte wurden getötet, 
Lazarette durch Ge 
wehrfeuer angegrif- 
fen) waren derar- 
tig, daß meine Ge- 
nerale endlich ge- 
zwungen waren, die 
schärfsten Mittel zu 
ergreifen, um die 
Schuldigen zu be- 
strafen und die blut- 
dürstige Bevölke- 
rung von der Fort- 
setzung ihrer schimpf- 
lichen Mord- und 
Schandtaten abzu- 
schrecken. Einige 
Dörfer und selbst 
die alte Stadt Lö- 
wen mußten in 
Selbstverteidigung 
und zum Schutze 
meiner Truppen zer- 
stört werden (in Wirklichkeit wurde nur ein Teil der Stadt 
zerstört). Mein Herz blutet, wenn ich sage, daß solche Maß- 
regeln unvermeidlich geworden sind, und wenn ich an die 
zahllosen unschuldigen Leute denke, die ihr Heim und Eigen- 
tum verloren haben infolge des barbarischen Betragens jener 
Verbrecher. 
Wilhelm I. R." 
Der Kanzler 
hatte schon vor- 
her an die Ver- 
treter der „Uni¬ 
ted Press" und 
öer„Associated 
Press" folgende 
Mitteilungen 
gelangen lassen: 
„Ich weiß nicht, 
was man in Ame- 
rika über diesen 
Krieg denkt. Ich 
nehme aber an, daß 
dort inzwischen der 
Telegrammwechsel 
Seiner Majestät 
des Kaisers mit 
dem Kaiser von 
Nußland und dem 
König von Eng- 
land bekannt ge- 
worden ist, der 
unwiderleglich 
vor der Geschichte 
Zeugnis dafür ab¬ 
legt, wie der Kai- 
ser bis zum letzten 
Augenblick bemüht gewesen ist, den Frieden zu erhalten. Diese 
Bemühungen mußten aber vergeblich bleiben, da Nußland 
unter allen Umständen zum Kriege entschlossen war und Eng- 
land, das durch ein Jahrzehnt hindurch den deutschfeindlichen 
Nationalismus in Rußland und Frankreich ermutigt hatte, die 
glänzende Gelegenheit, die sich ihm bot, die so oft betonte 
Friedensliebe zu bewähren, ungenutzt vorübergehen ließ, sonst 
Nach der Eroberung Antwerpens: Das zerstörte nördliche Außenfort Ertbrand. 
Das Geschütz links wurde durch den Luftdruck eines 42-em-Geschosses über den Festungsgraben vor 
den Eingang des Forts geschleudert. 
hätte wenigstens der Krieg Deutschlands mit Frankreich und 
England vermieden werden können. 
Wenn sich einmal die Archive öffnen werden, so wird die 
Welt erfahren, wie oft Deutschland England die 
Freundeshand entgegengestreckt hat. Aber 
England wollte die Freundschaft mit 
Deutschland nicht. Eifersüchtig auf 
die Entwicklung Deutschlands 
und in dem Gefühl, daß es 
durch deutsche Tüchtigkeit 
und deutschen Fleiß 
auf manchen Gebieten 
überflügelt werde, 
wünschte es Deutsch- 
land mit roher Ge- 
walt niederzuwer- 
fen, wie es seiner- 
zeit Spanien, Hol- 
land und Frankreich 
niedergeworfen hat. 
Diesen Moment 
hielt es jetzt für ge- 
kommen, und so bot 
ihm denn der Ein- 
marsch deutscher 
Truppen in Belgien 
einen willkommenen 
Vorwand, am Krie- 
ge teilzunehmen. Zu 
diesem Einmarsch 
aber war Deutsch- 
land gezwungen, 
weil es dem beab- 
sichtigten französi- 
sehen Vormarsch zuvorkommen mußte, und Belgien nur auf 
diesen wartete, um sich Frankreich anzuschließen. 
Daß es für England nur ein Vorwand war, beweist 
die Tatsache, daß Sir Edward Grey bereits am 2. August 
mittags, also bevor die Verletzung der belgischen Neutralität 
durch Deutschland 
erfolgte, dem fran- 
zösischen Votschaf- 
ter die Hilfe Eng- 
landsbedingungs- 
los für den Fall 
zugesicherthat,daß 
die deutsche Flotte 
die französische 
Küste angreife. 
Moralische Skru- 
pel aber kennt die 
englische Politik 
nicht. Und so hat 
das englische Volk, 
das sich stets als 
Vorkämpfer für 
Freiheit und Recht 
gebärdet, sich mit 
Rußland, dem Ver- 
treter des furcht- 
barsten Despotis- 
mus, verbündet, 
mit dem Lande, 
das keine geistige, 
keine religiöse 
Freiheit kennt, das 
die Freiheit der 
Völker wie der 
Individuen mit 
Füßen tritt. 
Schon beginnt 
England einzu- 
sehen, daß es sich 
verrechnet hat, und 
daß Deutschland seiner Feinde Herr wird. Daher versucht 
es denn mit den kleinlichsten Mitteln, Deutschland wenig- 
stens nach Möglichkeit in seinem Handel und seinen Kolo- 
nien zu schädigen, indem es, unbekümmert um die Folgen 
für die Kulturgemeinschaft der weißen Rasse, Japan zu einem 
Raubzug gegen Kiautschou aufhetzt, die Neger in Afrika zum 
Kampf gegen die Deutschen in den Kolonien führt und, nach- 
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