Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

das französische Landvolk über 
die Manneszucht im deutschen 
Heere besser berichtet gewesen 
und hätte es ruhig und ohne 
Widerstand zu leisten in seinen 
Häusern ausgeharrt, so wäre 
ihm kein Haar gekrümmt worden. 
Außer den Schreckensnachrich- 
ten belehrte die Pariser noch 
etwas anderes über den wahren 
Stand der Dinge: Die deutschen 
Flieger, die jetzt jeden Tag über 
der Stadt erschienen, Bomben 
aus der Luft herabwarfen und 
dadurch eine leicht begreifliche 
Panik hervorriefen. Wie hatte 
man sich in Frankreich vor dem 
Kriege gebrüstet, im Flugwesen 
den Deutschen unbedingt über- 
legen zu sein! Eine Wolke von 
Fliegern — so las man in fran- 
zösischen Zeitungen — werde über Deutschland er- 
scheinen und überall Furcht und Verwirrung, Tod 
und Verwüstung verbreiten. Auch das erwies sich jetzt 
als leere Prahlerei. Selten einmal gelang es einem 
französischen Flug- 
zeug, überhaupt eine 
deutsche Stadt zu 
überfliegen, und der 
Schaden, der an- 
gerichtet wurde, war 
ganz gering. UberPa- 
ris dagegen schwirr¬ 
ten täglich die beut- 
schen Doppeldecker, 
richteten großen 
Schaden an und 
konnten nicht gefaßt 
werden. 
Kein Wunder, daß 
die Stadt verließ, 
wer irgendwie die 
Mittel dazu auf- 
bringen konnte. Die 
Leiden der Belage- 
rung von anno 1870 
waren noch frisch 
in Erinnerung. Die 
Wohlhabenden hat- 
ten keine Lust, wieder 
wie damals die Tiere 
desZoologischenGar- 
tens, Natten und an- 
dere appetitliche Din- 
ge zu verspeisen und 
schließlich noch vom 
Pöbelausgeplündert 
oder gar massakriert 
zu werden. Sie zogen 
Vernehmung eines gefangenen französischen Hu- 
saren in Chateau-Salins. 
Aus dem Skizzenbuch von Professor Hans v. Hayek. 
Aufnahme der Verlustliste. 
Skizze des in der Front kämpfenden Mitarbeiters der „Jllustrlrten Zeitung" O. I. Olbertz. 
es vor, nach dem Westen oder 
Süden abzudampfen, wo die 
deutsche Gefahr nicht so nahe 
war. Auch die Regierung der 
glorreichen Republik zog das dem 
Belagertwerden bei weitem vor. 
Wenn irgend jemand in Frank- 
reich schuld war an den Leiden, 
die das unglückliche Volk auf 
sich nehmen muhte, so waren es 
die Herren Poincare und Del- 
casse und ihre Räte und Kol- 
legen, denn sie hatten mit dem 
russischen Botschafter Jswolski 
den Krieg verabredet, den Ver- 
sicherungsvertrag mit England 
geschlossen und in der eigenen 
Nation gehetzt und geschürt, wo 
und wie es ihnen nur möglich 
war. Aber zu Helden und 
Märtyrern ihres Deutschenhasses 
waren sie nicht geschaffen. Sie erließen eine Prokla- 
mation an das französische Volk, die hier eine Stätte 
finden soll, weil sie mit ihrer Lügenhaftigkeit und 
ihrem hohlen Phrasengewäsch ein wahres Muster- 
beispiel der Art ist, 
wie diese Regierung 
mit ihrem Volke zu 
reden pflegte. Sie 
lautete: 
„Franzosen! Seit 
mehreren Tagen stellen 
erbitterte kämpfe unsere 
heldenhaften Truppen 
und die feindlichen Ar- 
meen auf die Probe. Die 
Tapferkeit unserer Sol- 
daten hat ihnen an meh- 
reren Punkten bemer- 
kenswerte Vorteile ein- 
getragen. Dagegen hat 
uns im Norden der Vor- 
stoß der deutschen Streit- 
träfte zum Rückzug ge- 
zwungen. Diese Lage 
nötigt den Präsidenten 
der Republik und die 
Regierung zu einem 
schmerzlichen Entschluh: 
Um über das Heil der 
Nation zu wachen, ha- 
ben die Behörden die 
Pflicht, sich zeitweilig 
von Paris zu entfernen. 
Indessen wird der her- 
vorragende Oberbefehls- 
haber der französischen 
Armee voll Mut und 
Begeisterung die Haupt- 
stadt und ihre patrio- 
tische Bevölkerung gegen 
die Eindringlinge ver- 
teidigen. Aber der Krieg 
soll gleichzeitig im übri- 
gen Lande weitergeführt 
werden. Ohne Furcht 
und Nachlassen'' ohne 
Aufschub und Schwäche 
wird der heilige Kampf 
81 
12
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.