Volltext: Der Stand der Schulhygiene

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leidigung auzusehen. Trotzdem, meint der Referent, sei die Arbeit 
der Lehrer nicht umsonst gewesen, da ein Viertteil der unter 
suchten Kinder Hilfe gefunden habe, für welche manche Eltern 
herzliche Dankschreiben sandten, dafür, daß sie von einem Stande 
der Dinge in Kenntnis gesetzt wurden, deren Existenz sie gar 
keinen Anlaß gehabt hätten auch nur zu vermuten* 
Die Prüfung der Hörschärfe der Kinder kann von dem 
Lehrer in der folgenden Weise vorgenommen werden : Der zu 
untersuchende Schüler stellt sich so an ein Ende eines entspre 
chend großen Zimmers, daß er das eine Ohr dem untersuchenden 
Lehrer zuwendet, während das andere durch Andrücken des Ohr 
läppchens oder durch Verstopfen des äußeren Gehörganges mit 
einem Finger verschlossen wird. Der Lehrer nennt in 8 Meter 
Entfernung mit Flüsterstimme eine zweistellige Zahl, welche der 
Schüler nachzusprechen hat. Bei diesem Vorgänge, der einige 
Male zu wiederholen ist, ist die Vorsicht zu gebrauchen, daß der 
Lehrer die betreffenden Zahlen nach dem Ausatmen ausspricht, 
also die sogenaunte Residualluft dazu verwendet. 
Während die Körpergröße einen Maßstab für die dem 
Alter entsprechende Entwicklung des Kindes im Ver 
hältnisse zur Durchschnittsgröße gleichaltriger Kinder und auch 
oft einen Fingerzeig für das Maß der geistigen Begabung bieten 
kann, könnten regelmäßige Wägungen der Kinder vom Be 
ginne der Schulpflichten ein sichereres Urteil über die Zu- oder 
Abnahme des Ernährungszustandes der Kinder gestatten, 
als es durch das bloße Ansehen der Kinder, zumal bei beklei 
detem Körper, gewährleistet wird. Professor Dr. Liebermann sieht 
jedoch in den verschiedenen Messungen und Wägungen nur eine 
Bürde für den Schularzt oder Lehrer ohne greifbaren, praktischen 
Nutzen, da die Beantwortung der Frage, ob das Kind gut, mittel 
mäßig oder schlecht genährt sei, keinen solchen Apparat, wie 
das periodische Messen oder Wägen erfordern, vielmehr der 
praktische Blick des Arztes dazu vollständig ausreiche. Der 
wissenschaftliche Wert des auf diese Weise gesammelten 
Materiales erscheine ihm aber sehr zweifelhaft, da er die Ver 
gleichsobjekte vermisse, nämlich die Wägungs- und Messungs 
resultate einer gleichen oder annähernd gleichen Zahl von Kindern, 
die unter gleichen oder ähnlichen hygienischen Verhältnissen 
leben, aber die Schule nicht besuchen. Diese Vergleichsobjekte 
wären aber doch unverläßlich, wenn man aus den Zahlen auf
	        
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