Volltext: Der Stand der Schulhygiene

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Die Hilfsschule und Sonderschule. 
Unter jenen Schülern, die bei Beginn der gesetzlichen Schul 
pflicht zum regelmäßigen Schulunterrichte aufgenommen werden, 
weil keine auffallenden körperlichen oder geistigen Gebrechen bei 
denselben wahrnehmbar sind, die sie vom Schulbesuche aus 
schließen würden, werden häufig einzelne angetroffen, die sich 
erst nachträglich als minder begabt und selbst als schwachsinnig 
erweisen. Diese Kinder können dem normalen Gange des Unter 
richts nicht folgen, weil ihr Gehirn träge und unregelmäßig 
arbeitet, weil die durch die Sinnesfunktionen hervorgerufenen 
Wahrnehmungsprozesse ohne einen adäquaten psychischen Vor 
gang ablaufen, so daß sie mit sehenden Augen nicht sehen, mit 
hörenden Ohren nicht hören. Das charakteristische Kennzeichen 
dieser Geistesschwachen ist der Mangel an Aufmerksamkeit und 
Ueberlegung, welcher durch eine verlangsamte Ent 
wicklung des Gehirns bedingt und „oft die Folgeerschei 
nung ; von leiblichen Schwächen und Störungen ist, welche die 
Kinder eutweder als Erbteil von ihren Eltern auf die Welt mit 
bringen, oder von welchen sie in den ersten Lebensjahren heim 
gesucht werden“. 
Während im normalen psychischen Leben die Sinneswahr 
nehmungen als Vorstellungen ins Gehirn aufgenommen, wenn sie 
in das Bewußtsein eingetreten sind, in ganzer Reinheit wieder aus 
dem Gedächtnisse hervorgerufen und im Denkprozesse mit neuen 
Vorstellungen assoziiert werden, muß die abnorme Anlage des Ge 
hirns der Schwachsinnigen, welche in einer dyskrasischen Zu 
sammensetzung oder Ernährung des Zentralnervensystems oder in 
angeborenen körperlichen Verbildungen oder Defekten begründet 
ist, vielfach auf diese Fähigkeiten verzichten. „Die schwache 
Anlage des Nervensystems bei diesen Kindern besitzt nicht so viel 
Energie, die ungeheure Zahl von Sinneseindrücken, die unausge 
setzt dem Menschen zum Bewußtsein kommen, festzuhalten und 
zusammenzufassen. Es kommt bei derselben zu bald zu einer 
Dissoziation, zu einem Negieren der umgebenden Welt gegenüber“. 
Der Ausdruck dieses Dissoziationsvorganges ist die rasche E r- 
müdung, welche die schwachsinnigen Kinder zeigen. Diese 
schwachsinnigen Kinder erscheinen daher, je nach dem Grade 
ihres psychischen Defektes, als die Dummen und Unbeholfenen, 
die den Unterrichtsstoff nur schwer in sich aufnehmen und un- 
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