Volltext: Der Stand der Schulhygiene

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kann man mit Bestimmtheit erklären, daß dasselbe sich in jeder 
Beziehung gut bewährt hat. 
Das körperliche Gedeihen der Kinder, die denselben zu teil 
gewordene volle Zufriedenheit der Schulbehörden, welche die Zög 
linge des Kindergruppen-Familiensystems als Beispiel für Rein 
lichkeit, Sittlichkeit und Folgsamkeit aufstellten, ihre rührende 
Anhänglichkeit an die Pflegeeltern, die kleinen Dienstleistungen, 
welche sie sich gegenseitig erweisen, legen Zeugnis ab für die 
günstige Entwicklung des allgemeinen altruistischen Empfindens, 
welches wohl als Hauptbasis für die weitere moralische Entwick 
lung zu betrachten ist. Einige der Kinder, welche mit Vollendung 
des schulpflichtigen Alters (14. Lebensjahr) die Kinderheime ver 
lassen haben, um in die Lehre zu treten, betrachten dieses Heim 
weiter noch als ihr eigenes, indem sie dort in berufsfreien Stun 
den mit besonderer Vorliebe Erholung und Zerstreuung suchen. 
Ein nicht zu unterschätzendes psychologisches Moment, 
welches zum Erfolge beiträgt, ist der Ehrgeiz der Pflegemütter, 
sich durch ihre Vertrauensstellung, sowie durch ihre günstige 
wirtschaftliche Lage über ihr eigenes soziales Niveau zu erheben; 
er wirkt als Triebfeder bei der Erfüllung ihrer mühseligen und 
verantwortlichen Pflichten“. 
Die Hauptprinzipien des „Kindergruppen-Familiensystems“ 
sind: gemeinschaftliche Erziehung von Knaben und Mädchen bis 
zum 14. Lebensjahre und die Gruppierung von 10—12 Kindern 
verschiedenen Alters in der Familie eines intellektuell und sittlich 
gut veranlagten Ehepaares, welches nur gesunden Menschenver 
stand und Neigung für Kinder, aber keinerlei pädagogische Fach 
kenntnisse zu besitzen braucht. 
„Es wurden verläßliche, arbeitssame, kinderlose Eheleute 
aus dem besseren Arbeiterstande gewählt, von welchen der Mann 
frei seinem Erwerbe nachgehen konnte, die Frau aber sich 
ganz der Pflege und Erziehung der Kinder zu widmen hatte“. 
In der Umgebung von Wien, von Fabrikszentren entfernt, 
wurde eine Wohnung mit Garten gemietet, mit einem Zimmer 
für die Pflegeeltern und zwei entsprechend großen Zimmern für 
10 — 12 Kinder, nebst den nötigen Nebenräumen. Jedes Kind 
bekommt ein Bett, eine eigene Abteilung im Kasten, eigenes 
Wasch- und Eßgeschirr, Bett- und Leibwäsche und sonstige Uten 
silien. Dem Kinde wird fortdauernd die volle Bekleidung besorgt 
und für die Verpflegung von mindestens zehn Kindern den Pflege
	        
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