Volltext: Der Stand der Schulhygiene

236 
meinsame Spiele^ Schulgärten, Schülerwerkstätten usw. zu rechnen, 
welche sich allmählig zu Tagesinternaten für arme Schulkinder 
aus wachsen werden. 
Die Frage der Zweckmäßigkeit der Internate ist für die ein 
zelnen Arten der Zöglinge nicht auf gleiche Weise zu beant 
worten. Zu Gunsten der Internate ist die Frage entschieden für 
die Lehrer- und Lehrerinnenseminare und für die Militärschulen, 
für welche aus Gründen der militärischen Erziehung eine andere 
Unterbringung der Zöglinge gar nicht in Betracht kommt. Ebenso 
sind die Anstalten für Blinde, Taubstumme, Idioten, Krüppelhafte 
etc. bisher ausnahmslos Internate gewesen und werden es auch 
bleiben. Schwieriger ist die Frage zu entscheiden bezüglich der 
im ersten Lebens]ahrzehnte stehenden Waisenkinder, Findlinge 
und verlassenen Kinder, welche der mütterlichen Pflege besonders 
bedürftig sind, während anderseits d^r Kosthauspflege der allzu 
große Drang der Pflegeeltern nach Gewinn oft ein untibersteig- 
bares Hindernis bereitet. Nach dem Muster der in einigen öster 
reichischen Kronländern noch bestehenden Findelanstalten, hat der 
ungarische Staat auf Grund zweier Gesetze von 1901 18.000 Find 
linge und von den Vormundschaftsämtern wegen moralischer und 
materieller Unfähigkeit der Eltern und Großeltern als verlassen 
erklärte Kinder unter seiner Obhut und doppelten Kontrolle in 
der Außenpflege; für Kinder mit hervorragenden Fähigkeiten, 
die dem Lehrfache zugeführt werden sollen, dann zum Besuche 
gewisser Fachschulen und zum Zwecke einer strengeren Erziehung 
sind Internate vorgesehen. Auch bezüglich der schulpflichtigen 
Kinder von Bahnangestellten in dünnbevölkerten Gegenden wird 
die Frage der Inte-natserziehung aufgeworfen, obwohl aus 
mancherlei Gründen, besonders wegen der Gefahren der Infek 
tionskrankheiten und dem Verluste der freien Bewegung, die 
Unterbringung dieser Kinder in Familien vorzuziehen wäre. 
Sehr geteilt sind noch die Anschauungen darüber, ob die 
Kinder wohlhabender Eltern, die zum Zwecke des Besuches von 
höheren oder Fachschulen das Elternhaus verlassen müssen, besser 
in Internaten oder in Privatkosthäusern unterzubringen seien, je 
uachdem mehr die Vorteile oder die Nachteile der Internate iu 
die Wagschale geworfen werden.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.