Volltext: Der Stand der Schulhygiene

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Anlage zu bezeichnen, in zweiter Linie kommen akute Krank 
heiten, plötzliche psychische Erschütterungen, besonders heftiger 
Schrecken, hereditäre Syphilis in Betracht, während geistige An 
strengung weder bei Erwachsenen noch bei Kindern als eine 
wesentliche Ursache geistiger Störung, sondern höchstens als^ein 
begünstigendes Moment bezeichnet werden kann* 
Unter 360 Nervenkranken im Alter von 6—18 Jahren ist 
nur bei einer ganz kleinen Zahl von Fällen die Krankheit auf 
Schädigungen in der Schule überhaupt, in einer noch kleineren auf 
geistige Ueberanstrengung zurückzuführen. Auch die kgl. preußische 
wissenschaftliche Deputation kam im Jahre 1884 auf Grund von 
Nachforschungen in einer Reihe von Irrenanstalten zu dem 
Schlüsse, „daß es weder als erwiesen, noch als wahrscheinlich 
anzusehen sei, daß die Ueberbürdung durch die Ansprüche der 
Schule als die alleinige Ursache für Geistesstörungen der Schüler 
zu betrachten, oder daß in der Häufigkeit solcher Fälle neuer 
dings eine Zunahme zu bemerken sei.“ 
Dagegen ist der Alkoholgenuß auch nach Dr. Wildermuts 
Erfahrung bei der Entstehung und Förderung von jugendlicher 
Neurasthenie von Bedeutung und wirkt besonders dadurch schäd 
lich, daß die Kinder den Geschmack an der Milch und anderer 
reizloser Kost verlieren. Dr. Wildermut macht darauf aufmerk 
sam, daß auch der Obstmost, welcher auf dem Lande, auch von 
Kindern, oft in nicht geringer Menge genossen wird, keineswegs 
als ganz harmlos angesehen werden darf. 
Ein großes Kontingent zu den jugendlichen Neurosen stellt, 
und zwar ebensowohl in dein weltentlegenen Dorfe, wie in der 
Großstadt, die Hysterie, welche sich im kindlichen und jugend 
lichen Alter oft in schweren, alarmierenden Erscheinungen zu 
äußern pflegt; unter sonstigen funktionellen Neurosen nimmt 
unter den Schulkindern der Veitstanz (Chorea) eine hervorragende 
Rolle ein. 
Während Frau Anna Conta-Kernbach in unserem gegen 
wärtigen sozialen Zustande, der als Uebergangsperiode schon zu 
lange dauere, eine fortschreitende psychische Degeneration und 
moralische Erschöpfung erblickt, warnt Dr. Wildermut vor Ueber- 
treibung, da weder für die „Zunahme“ der Psychosen und Neu 
rosen überhaupt, noch auch besonders solcher im jugendlichen 
Alter, noch weniger für eine „erschreckende“ Zunahme derselben 
statistische Anhaltspunkte vorhanden sind und weist darauf hin,
	        
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