Volltext: Der Stand der Schulhygiene

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religiöser Freiheit erfreuen*“ Der Religionsunterricht ist in der 
Schule nicht vom Standpunkte der einzelnen Kirchen, Sekten 
oder Religionsgenossenschaften, sondern vom Standpunkte der 
Wissenschaft, wie alle Erscheinungen des menschlichen Lebens, 
in ihrer historischen Bedingtheit, in ihrem Zusammenhänge mit 
Rasse, Klima und anderen örtlichen und zeitlichen Verhältnissen 
zu behandeln und daher als historische Belehrung über die 
Religionen in den Geschichtsunterricht zu verweisen, welcher, 
von unnützem Stoffe befreit, die bisher für den Religionsunter 
richt bestimmten zwei wöchentlichen Lehrstunden der Freiheit 
der Schüler schenken kann. 
In den beschreibenden Naturwissenschaften, welche zu den 
Lieblingsfächern der Jugend gehören, soll man auf systematische 
Vollständigkeit verzichten und sich möglichst auf das beschränken, 
was das Leben bietet und sich dann und wann daran er 
innern, daß der Mensch sehr viele Dinge schon deshalb nicht 
mehr auswendig zu lernen braucht, weil er sie jederzeit in Büchern 
nachschlagen kann. 
Für den Unterricht in iden fremden Sprachen, in welchen 
sich die Schüler in der Regel am meisten angestrengt fühlen 
und auch am meisten getadelt und gestraft werden, gilt als 
erste Forderung der Schulhygiene, daß an jeder Anstalt von 
unten herauf planmäßig der zu lernende Wortschatz fest 
gestellt und diejenigen Vokabeln, reinen Schreibregeln und solche 
Sprachregeln ohneweiters ausgeschieden werden, die nicht durch 
öftere Wiederholung in den folgenden Klassen im Gedächnisse 
haften bleiben. 
Es ist ferner die Tatsache festzuhalten, daß es doch nur 
in der Muttersprache möglich ist, zu denken und alles auszu 
drücken, und daß es auch dazu andauernder und großer Uebung 
bedarf, und daß es eine psychologische Unmöglichkeit ist, die 
Schüler in einer fremden Sprache denken zu lernen, wenn nicht 
die Muttersprache dem Ohre entzogen wird, wodurch sie auch 
allmälig im Bewußtsein zurück tritt und der fremden darin Platz 
macht. 
Es handelt sich also immer nur darum, aus der Mutter 
sprache in die fremde Sprache zu übersetzen, wobei der 
Schüler sich immer weniger an Sinn und Bedeutung der deutschen 
Worte erinnert, sondern hauptsächlich daran denkt, was jedes 
deutsche Wort auf lateinisch, griechisch oder französisch heißt, das
	        
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