Volltext: Der Stand der Schulhygiene

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uncU Prüfungen aus solchen Fächern^ die eine gedächtnismäßige 
Vorbereitung erfordern, überhaupt beseitigt werden, 2; ä uf 
systematische Vollständigkeit in allen Fächern ver 
zichtet wird, 3* keine Kenntnisse gefordert werden, die im 
weiteren Verlaufe des Unterrichts und im späteren Leben nicht 
zur Verwendung kommen, 4» das Gedächtnis nicht mit Stoff 
belastet wird, den es nicht dauernd festzuhalten vermag, 5* Stoffe, 
die das Interesse der Schüler nicht erregen, möglichst vermieden 
werden* 
Daraus ergeben sich somit für die einzelnen Fächer folgende 
Forderungen: 
a) im Sprachunterrichte ist alles systematische Eingehen 
auf Spitzfindigkeiten der Grammatik und alles Einüben solcher 
Regeln, Vokabeln etc* zu vermeiden, welche der praktische 
Gebrauch der Sprache im späteren Leben nicht erfordert; 
b) im Mathematikunterrichte, der möglichst spät beginnen 
soll, ist alles das wegzulassen, was mit dem systematischen Gange 
des Unterrichts nur im losen Zusammenhänge steht; 
c) in Naturkunde ist Maßhalten im Stoffe und ständige 
Rücksicht auf die Erfahrung des Lebens geboten; 
d) für den geschichtlichen Unterricht, der erst in Tertia 
beginnen soll, empfiehlt sich die eingehende Behandlung aus 
gewählter Kulturbilder und die Beseitigung alles dessen, Was 
für die Schüler unverständlich, uninteressant, nicht an sich wert 
voll und zum Verständnisse der Gegenwart notwendig ist; 
e) erbaulicher und systematischer Unterricht in Religion 
gehört nicht zur Aufgabe der Schule; Historische Belehrung 
über religiöse Erscheinungen ist in den Geschichtsunterricht der 
Oberklassen einzubeziehen* 
Alle Prüfungen, auf welche gedrillt und auswendig gelernt 
werden muß, daher auch insbesondere die Abiturientenprüfungen 
mit. ihrer Steigerung der Arbeitszeit ins Ungemessene und seeli 
schen Spannung, welche infolge von Schlaf- und Appetitmangel 
das Körpergewicht der Schüler herabsetzt, haben eine ungeheure 
augenblickliche, vermehrte Anspannung der Kräfte mit einer 
nachfolgenden, oft wöchen- und monatelangeiir Ermüdung und 
Trägheit der Schüler zur Folge, welche sich oft auch äußerlich 
in der blassen Gesichtsfarbe der Schüler bemerkbar macht* 
«Auch das pädagogische Interesse erfordert ebenso sehr, wie das 
hygienische, die Abschaffung der Prüfungen, besonders in den
	        
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