Volltext: Der Stand der Schulhygiene

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liehe Erfordernis eines Schülers für Schlaf, Körperpflege, Mahl 
zeiten, Bewegung im Freien, Schulturnen, Sport, Spiel und Ent 
spannung ^or dem Schlafengehen, dann für praktische Arbeiten 
im Hause, Ordnen der eigenen Angelegenheiten und für die 
4maligen Schulwege 17 — 18 Stunden beträgt, so daß also die 
Gesamtzeit für geistige Arbeiten im Tage im Durch 
schnitte 6—7 Stunden nicht überschreiten solL 
Nach den preußischen Lehrplänen von 1901, welche mit 
jenen der meisten anderen Kulturstaaten im wesentlichen über 
einstimmen dürften, beträgt die tägliche geistige Arbeitszeit für 
Schüler der mittleren und oberen Klassen der Mittelschulen 
7 — 9 Stunden, für die unteren Klassen, deren physiologisches 
Schlafbedürfnis übrigens auch mehr Stunden Schlaf beansprucht, 
etwas weniger. Dazu kommt aber noch die Zeit, welche täglich 
für Extraarbeiten, Vorarbeiten für Extemporalien, Aufsätze, Vor 
träge, für Unterricht in modernen Sprachen, Musikunterricht und 
die dazu gehörige häusliche Uebung verwendet werden muß, so 
daß die tägliche Arbeitszeit gegenwärtig an den Mittelschulen 
mit 9—11 Stunden anzunehmen ist. Das Plus von 3—4 Tages 
stunden entgeht somit der körperlichen Erziehung. Die Folge 
davon ist, „daß auf der großen Heerstraße der Schule rechts und 
links die Maroden liegen bleiben“; schon von der unteren Klasse 
zeigt sich ein rapides Sinken der Schülerzahl, und gerade die 
ethisch besten Elemente sind es oft, welche dem Zwiespalte zwischen 
Anspruch und Leistangsfähigkeit erliegen, dass also ein großer 
Teil der Schwachbegabten nach Jahren vergeblicher Quälerei, 
die ihnen die Kinderzeit verbittert, die Schule verläßt, daß nur 
etwa ein Fünftel der ursprünglich in die Mittelschule eingetretenen 
Schüler ein Zeugnis der Reife erlangt und daß selbst eine große 
Zahl von Volksschülern, an manchen Orten bis zu zwei Dritteln, 
die Schule verlassen muß, ohne das oberste Klassenziel erreicht 
zu haben. 
Wenn der Unterricht mit dem geringsten Aufwande von 
Zeit und Kraft die besten Resultate erzielen soll, ohne die körper 
liche und geistige Erziehung zu schädigen, müssen weiters die 
Unterrichtsmethode und der Unterrichtsplan der 
durchschnittlichen Begabung der Schüler angepaßt und 
diejenigen Fächer, welche trotz intensiven Lehrbetriebes und guter 
Unterrichtsmethode nur ungenügende Resultate geben, für welche 
also bei den Schülern nicht genügende Begabung und Interesse
	        
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