Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

144 
Während bei den Mädchen die Kreisspiele und passende 
Ballspiele besonders zur Anwendung kommen, spielt bei den 
Knaben, besonders bei den größeren, der Fußball eine große Rolle, 
erfordert jedoch insoferne große Vorsicht, weil dieses Spiel, wenn 
nicht die Spielregeln unbedingte Beachtung finden, in eine rohe 
Balgerei ausartet und der Rohheit oder dem Zufalle den Sieg 
überliefert. 
Ueber die Art des Spielbetriebes in Nürnberg hat 
Professor Dr. Friedrich Glauning unter Anderm folgendes be 
richtet : 
Es stehen dort neun Spielplätze mit einem Flächenraum 
von 2000 — 6600 Quadratmeter teils im Burggraben, teils außer 
halb der Ringmauer zur Verfügung. Auf jedem Platze befindet 
sich eine Bude zum Aufbewahren der Spielgeräte, eine Wasser 
leitung zur Besprengung der Spielfläche, ein Brunnen mit Trink 
wasser und ein Verbandkasten. 
Die Spielzeit dauert in der Regel von Mitte April bis Mitte 
September. 
Innerhalb dieser Zeit sind die Spielplätze jeden Wochentag 
abends 5 — 7 Uhr, am Mittwoch und Samstage 4—7 Uhr, also 
wöchentlich durch 14 Stunden geöffnet. 
Die Teilnahme an den Spielen ist allen Schülern und Schüle 
rinnen der Volksschulen und höheren Schulen gestattet; als ein 
zige Bedingung wird gesittetes Betragen und Gehorsam gegen di^ 
Anordnungen der Spielleiter gefordert. Seit dem Jahre 1895 sind 
die Spielplätze jeden Tag für Knaben und Mädcheu ohne jeden 
Unterschied geöffnet. 
Man hat, wie anderwärts, so auch in Nürnberg, die regel 
mäßig wiederkehrende Beobachtung gemacht, daß der Besuch 
der Spielplätze von Monat zu Monat abnimmt und nur im Sep 
tember, vor dem Ende der Spielzeit wieder ein leises Aufflackern 
wahrnehmen läßt. 
Die Unmöglichkeit, überall zur Stelle zu sein, um die Spiele 
von einigen hundert Kindern zu leiten, und zu beaufsichtigen, 
veranlaßte in den ersten Jahren den Spielleiter, einige besonders 
tüchtige Knaben und Mädchen, die er zuvor in den Spielregeln 
gründlich unterrichtete, zu seiner Unterstützung heranzuziehen 
und ihnen mit dem ehrenvollen Titel „Spielkönig“ und „Spiel 
königin“ die Leitung der einzelnen Spielgruppen unter seiner 
Oberaufsicht zu übertragen. Aber häufige Klagen „wegen Miß