Volltext: Der Stand der Schulhygiene

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bequeme Benützung öffentlicher Bäder noch in durchaus unzu 
reichendem Maße vorgesorgt ist« Wurde doch durch die „deutsche 
Gesellschaft für Volksbäder 44 im Jahre 1900 nachgewiesen, daß in 
Deutschland erst auf 18*000 Einwohner eine öffentliche Warm 
badeanstalt entfällt, und daß 495 Orte mit mehr als 3000 Ein 
wohnern noch ohne öffentliche Warmbadeanstalt waren* Es muß 
daher erst der heranwachsenden Jugend in und durch die Schule 
das Bedürfnis nach Bädern, als Mitteln zur Reinhaltung und Er 
frischung des Körpers anerzogen und der Begriff der Reinlichkeit 
als des naturwissenschaftlich begründeten, sittlichen Gebotes, alles 
Abgestorbene und der Zersetzung Verfallene von dem lebenden 
Körper ferne zu halten, durch häufige Uebung in Fleisch und 
Blut übergeführt werden* 
Die Einrichtung und der Gebrauch von Bädern in der Schule 
ist daher nicht blos ein wichtiges Mittel der körperlichen, sondern 
auch der sittlichen Erziehung* 
Von den zur Verfügung stehenden Arten der Bäder: Voll 
bad, Dampfbad und Brausebad ist das Dampfbad mit 
nachfolgender, kühler Uebergießung in Finnland und Skandina 
vien vielfach als Volksbad und Schulbad im Gebrauche* Aber 
der komplizierte Betrieb dieses Bades gestattet bei einer größeren 
Schülerzahl für das einzelne Kind nur eine recht seltene Ver 
wendung, ein Ergebnis, das mit dem großen Kostenaufwande, den 
Anlage und Betrieb erfordern, nicht im Einklänge steht* 
Dasselbe Moment der kostspieligen Einrichtung und des 
kostspieligen Betriebes trifft auch bei warmen Wannenbäder!] 
für die Schule zu, wozu noch die Schwierigkeit der Ueberwachung, 
und der Umstand in Betracht kommen, daß sie bloße Reinigungs 
bäder wären, während die hygienische Einwirkung abgekühlten 
Wassers auf Blutgefäße und Nerven der Haut vollständig wegfiele* 
Aber auch das Bassinbad, sei es in einem kleinen Bassin 
oder in einem Schwimmbassin, welches sowohl in Deutschland 
wie in Frankreich warme Fürsprecher, und zwar für Großstädte 
vielleicht nicht ganz mit Unrecht hat, würde sich für kleinere 
Städte und für Dörfer nicht eignen, da aus hygienischen Gründen 
bei dem ersteren die Benützung des gemeinsamen Badewassers 
erst nach vorausgegangener Reinigung eines jeden Kindes unter 
einer warmen Dusche zu gestatten wäre, und mindestens für jede 
Klasse das Bassin abgelassen, gereinigt und neuerdings mit 
warmem Wasser gefüllt werden müßte. Die Benützung von
	        
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