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des Schlafes, Neigung zu Kopfschmerzeu u. dgl. zu äußern pflegt,
und den Ernährungs- und Kräftezustand des Körpers herabsetzt*
Die körperliche Erziehung des Kindes erfordert daher mit
seinem Eintritte in die Schule einen Ersatz der bisherigen plan-
und ziellosen Muskeltätigkeit durch eine methodische und syste
matische Uebung der Körpermuskulatur in regelmäßigen und
obligatorischen Turnstunden.
Die Grundlage der Turnübungen können entweder die Be
wegungsmöglichkeiten des Körpers bieten und von ein
fachen Hebungen an einem Geräte in logischer Folge durch all
mähliche Erweiterung derselben zu schwierigeren Uebungen hin
überführen, wie bei dem deutschen Turnen, oder es können, wie
bei dem schwedischen Turnen, die Uebungen von dem Zwecke
derselben ausgehen, wobei sich dieselben unter Berücksichtigung
des Kräftezustandes der Kinder mit den fortschreitenden Jahren
in Bezug auf Schwierigkeit und Genauigkeit der Ausführung ohue
Rücksicht auf das dazu benötigte Geräte steigern, d* h* es werden
beim schwedischen Turnen nicht Uebungen an einem bestimmten
Geräte, sondern Uebungen bestimmter Muskeln gemacht*
Beide Systeme können bei rechter und sachgemäßer Hand
habung Treffliches leisten.
In den ersten Schuljahren müssen die Leibesübungen
hauptsächlich den Zweck verfolgen, der durch die Schwäche der
Rückenmuskulatur in Folge des ermüdenden langen Sitzens her
vorgerufenen vornübergebeugten Haltung und Rückenmarkver
krümmung vorzubeugen, und daher hauptsächlich auf die
Kräftigung der Rumpfmuskulatur gerichtet sein* Es
liegt in dieser Forderung ein scheinbarer Widerspruch, indem
durch dieselbe den durch das Sitzen ermüdeten Muskeln noch
eine weitere Arbeit aufgebürdet werden soll und man hat daher
auch tatsächlich vorgeschlagen, daß die Kinder in den Unter
richtspausen, statt zu laufen und zu springen, oder gar turne
rische Uebungen zu machen, liegend ausruhen sollen* Dieser
Widerspruch ist jedoch wirklich nur ein scheinbarer* Denn die
anhaltende Spannung der Rückenmuskel beim Sitzen ist in ihrer
physiologischen Wirkung wesentlich verschieden von der Muskel
arbeit im Wechsel von stärkerer Zusammenziehung und folgender
Entspannung und Erschlaffung, wie sie bei den turnerischen
Rumpfübungen statt bat* Während im ersten Falle die Zirkulation
des Blutes in den betreffenden Muskeln nicht befördert,, sondern