Volltext: Der Sammler 21. Jahrg. 1925 (1925)

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Herr Hofrat Petrak übergab dem Museum 
2 alte Akten, betreffend die Besetzung der Pfarrer 
stelle in Esternberg und betreff Umwandlung der 
Expositur Vichtenstein in eine selbständige Pfarre. 
Beide Akten sind für die Geschichte unserer Heimat 
deshalb besonders interessant, als sich die Vor 
gänge, die in diesen Akten niedergelegt sind, in 
den Jahren 1809 bis 1811 abspielten, da unsere 
Gegend zuerst dem französischen Regierungskom 
missär und dann der bayrischen Regierung unter 
stand. Von gleicher Stelle erhielt das Museum 
auch zwei Kriminaluntersuchnngsprotokolle von 
anno 1804, in denen es sich um die Erschießung 
einer Ueberführerin über die Donau bei Kasten 
gelegentlich einer größeren Schmuggelei handelt; 
ferner erhielten wir auch mehrere Schulentlaß- 
scheine sowie einige andere Privaturkunden aus 
dem Anfang des vorigen Jahrhunderts. 
Von der Stadtgemeindeverwaltung wurden 
uns überwiesen mehrere ältere Broschüren. Preis 
zettel und Aehnliches, dann die Festschrift zur 
vorjährigen Jubiläumsfeier der Gendarmerie, 
ferner eine vom Photographen Adolph in Passau 
aufgenommene und an die Stadtgemeinde-Vor- 
stehung übermittelte Photographie der in der 
Gnadenkapelle zu Altötting befindlichen, ältesten 
bildlichen Darstellung von Schärding vom 
Jahre 1521. 
Als im Herbste des Vorjahres am Stadt 
platze der Graben zur Legung des Telephonkabels 
gegraben wurde, fand man 14 Stück Pferdehuf 
eisen, größere und kleinere, von einer Form, wie 
sie jetzt schon lange nicht mehr üblich ist. Nach 
der Ansicht eines Fachmannes sind es sogenannte 
Schwedeneisen, brauchen aber deswegen nicht 
schwedischer Herkunft zu sein. 
Ein hübsches Stück erhielten wir ans St. 
Willibald. Schulkinder brachten Herrn Lehrer 
Litschauer in St. Willibald ein Stück aus prä 
historischer Zeit, ein kleines Lochbeil (Lochaxt) 
aus Sandstein. Angeblich soll dieses Fundstück 
beim Pflügen eines an den Salletforst an 
grenzenden Grundstückes vom Grundbesitzer Litzl- 
bauer in Unteraichet, Gemeinde St. Willibald, 
ausgeackert worden sein. Unsere kleine Sammlung 
an prähistorischen Fündstücken aus dem Bezirke 
Schärding wurde durch Herrn Lehrer Litschauer 
in dankenswertester Weise ergänzt. Herr Hans 
Zach in Wien übergab dem Museum ein recht 
hübsches Schreibzeug im Biedermeierstiel aus dem 
Nachlasse seiner in Schärding verstorbenen Frau 
Mutter und einige andere Sachen. Vom Herrn 
Anton Pfliegl erhielten wir 3 St. Gedenkmünzen 
im Etui, weiche für spätere Zeiten erst recht inte 
ressant werden. Dieselben bekunden nämlich, was 
zur Zeit der größten Geldentwertung im Deutschen 
Reiche im benachbarten Bayern am 1. und 15. 
November sowie am 1. Dezember 1923 1 Pfund 
Brot, 1 Pfund Fleisch und 1 Liter Bier kosteten. 
Außerdem übergab Herr A. Pfliegl noch einen 
vollständigen Satz der zum Domweihfest im Mai 
1924 in Linz erschienenen Festmarken. Von der 
in Filzmoos verheirateten Tochter des verstor 
benen Tischlermeisters Alois Fischer erhielten wir 
verschiedene Sachen aus dem Nachlasse ihres 
Vaters, so mehrere alte, hübsche Türschlösser und 
Schlüssel, ein Gewehrschloß nnd ein Paar franz. 
Epauletts aus der napoleonischen Zeit. Herr 
Thomas Klima in Schärding schenkte dem Mu 
seum eine altbürgerliche Ringelhaube mit Silber 
stickerei. Von Frau Holzinger sen. erhielten wir 
ein gesticktes Serviettenband aus der Biedermaier 
zeit, von Fräulein Hedwig Wimmer einen großen, 
aus Holz geschnitzten Rosenkranz, vom Herrn A. 
Kapsreiter 2 Bände Gedichte des heimatlichen, 
kürzlich preisgekrönten Dichters Richard Billinger 
aus St. Marienkirchen, ferner einen älteren Ziegel 
mit eingebranntem Doppeladler, vom Herrn H. 
Viehoff mehrere Gegenstände Kriegserinnerungen, 
darunter auch ein Kriegskreuz von 1814 (Ka 
nonenkreuz genannt), Kriegserinnerungen erhielten 
wir ferner vom Herrn Anton Marschall, Fleischer- 
meister in Schärding, vom Herrn Josef Glas 
ein kleineres Hafnerzellner Graphittonkrüglein, 
welches derselbe unter dem Stadtmist aus der 
Saupram aufgefunden hatte. Herr Prof. Dr. 
Kyrie übergab für das Museum den Sonderdruck 
der von ihm in den Deping-Hesten veröffent 
lichten Arbeit „Urgeschichtliche Funde im polit. 
Bezirke Schärding". 
Vom Herrn Pinter erhielt das Museum 
mehrere hübsche Photographien der großen Linde 
bei der Pestkirche in Münzkirchen, von Frau Dir. 
Kaiser die im Jahre 1857 erschienene große Ad 
ministrativkarte von Oberösterreich in 20 Blättern 
(Sonvent-Karte), dann 4 Stück mehr als 100 
Jahre alter, in Nürnberg und Regensburg er 
schienener großer Landkarten verschiedener Teile 
Europas, endlich noch 2 japanische Bücher mili 
tärischen Inhalts. Frau Poindecker spendete nebst 
mehreren älteren Gebetbüchern den 2. Teil des 
in Linz im Jahre 1751 gedruckten „Großen Leben 
Christi von Martin Cochem" in gepreßtem 
Schweinsleder gebunden mit Metallschließen. Der 
erste Teil dieses Werkes wurde vor beinahe 20 
Jahren dem Museum von einem damals bei Herrn 
Mayrhofer in Arbeit stehenden Sattler geschenkt. 
Herr Kooperator Döttl von Würding in Bayern 
übergab dem Museum die schon vor 50 Jahren 
erschienene Erzählung von Hermann Schmidt 
„Das Bombardement von Schärding", die im 
vergangenen Jahre neuerlich in der Beilage zu 
einer Münchner Zeitung erschienen war. Außer 
den schon früher erwähnten Kriegserinnerungen 
übergab Herr Viehoff dem Museum auch ein 
kleines Bild mit Gebet, wie solche einst in den 
Wallfahrtsorten verkauft wurden und zwar zur 
„Maria hilf ob Passau". Dieses Bild ist für das 
Museum insofern nicht ganz bedeutungslos, als 
es, und zwar aufgedruckt, die Bemerkung zeigt: 
„Ein schönes Gebet zu dem wundertätigen Bild 
nis unserer lieben Frauen ob Passau. Zu finden 
bei Antoni Stroberger in Schärding." Stro- 
berger dürfte ein Händler mit Wallsahrtsartikeln
	        
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