Volltext: Der Sammler 20. Jahrg. 1924 (1924)

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noch 14 Schulklassen (630) und ungefähr 300 Per 
sonen mit freiem Eintritt, zusammen über 2200 
Besucher in den 6 Sommermonaten. Die stärksten 
Besuchstage waren seit jeher die Sonn- und Feier 
tage. Die Weihnachtskrippe erfreute sich ebenfalls 
eines ziemlich zahlreichen Besuches besonders aus 
der Kinderwelt. 
Erwerbungen für das Museum. 
Wenn auch die Zuweisung interessanter Gegenstände 
für das Museum nicht mehr so häufig vorkommt 
wie dies einst, besonders in den ersten Jahren des 
Bestandes des Museums stattfand, so muß der 
Musealverein doch dafür dankbar sein, daß 
auch jetzt noch von vielen Seiten seiner gedacht wird 
und beweist dies allein schon der Umstand, daß seit 
1921 die Jnventarnummer der Museumsobjekte 
von 5824 auf 5990 stieg, demnach innerhalb zwei 
Jahren 166 Gegenstände und Archivalien zuwuchsen. 
Aufs einzelne übergehend soll vorerst eine der inte 
ressantesten Erwerbungen des Vorjahres, eine prähist. 
Lochaxt, erwähnt werden. Dieser Steinhammer aus 
Grünstein wurde am Dachboden des Hauses Nr. 86 
der Vorstadt in Schärding aufgefunden und soll 
dort schon seit vielen Jahren gelegen sein. Daß 
das Stück prähistorischen Ursprungs ist, wird von 
Fachleuten, die es sahen, vollauf anerkannt. Wie 
dieses seltene Stück in das erwähnte Haus kam 
und woher es kam, kann leider nicht mehr erforscht 
werden. Herr Oberlehrer Holzinger, der zuerst von 
diesem „seltsamen Stein" erfuhr, vermittelte nun, 
daß der Besitzer des seltenen Stückes dasselbe dem 
Museum schenkte. Herr Stadtbürgermeister Dr. 
Birek übergab dem Museum 4 Originalbriefe, alle 
an die Gemeindevorstehung gerichtet, und zwar je 
einen von unseren Stadtchronisten Lamprecht, dann 
vom einstigen Prior des Stiftes Kremsmünster, 
?. Bruno Kyrie, weiters einen vom ehemaligen 
Abte von Reichersberg und Konservaten Konrad 
Meindl und einen vom Erzherzog Friedrich, dem 
Oberkommandanten unseres Heeres im Weltkriege, 
geschrieben aber schon 1886. Der Brief Lamprechts 
wurde dem Lamprechtzimmer des Museums zuge 
teilt und ebenso noch eine zweite Erwerbung, die 
mit großer Wahrscheinlichkeit eine Arbeit Lamprechts 
sein dürfte. In einem Buche, das aus dem Nach 
lasse der Therese Bruneder, Haushälterin des ein 
stigen Schärdinger Benefiziaten Ignaz Heitschl, 
stammt, wurde ein Oktavblatt aufgefunden, auf der 
einen Seite unser Stadtplatz, wie er vor 60 Jahren 
aussah, auf der anderen Seite Abbildungen von 
Baulichkeiten aus unserer Umgebung. Nach Art der 
Zeichnung und Darstellung ist es höchst wahrschein 
lich, daß diese kleinen gemalten Abbildungen von 
der Hand Lamprechts herrühren. Zur Bekräftigung 
dieser Meinung tritt noch der Umstand, daß das 
Blatt eigentlich aus dem Nachlasse Jgn. Heitschls 
stammt und Lamprecht mit Heitschl befreundet war. 
Durch Vermittlung des Ausschußmitgliedes Herrn 
Pinter kam aus dem Nachlasse der schon erwähnten 
Therese Bruneder eine Anzahl kleinerer Gegenstände 
der Haushaltung, so wie sie einst gebräuchlich waren, 
mehrere geschriebene Bücher und einige Trachten 
stücke aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts dem 
Museum zu. Ebenso kamen auch aus dem Nachlasse 
des Fräuleins Josefine Peyrer (Peham) eine Anzahl 
kleiner Gegenstände aus der Biedermeierzeit, sowie 
Oelgemälde, darstellend 2 Kinder (die Schwestern 
Marie und Josefine Peyrer), ferner eine größere 
Photographie, darstellend eine Weinhausgesellschast 
aus dem Jahre 1861, dabei auch der vor kaum drei 
Jahren verstorbene Kaufmann Aug. Spechtenhauser, 
dem Museum zu. Frl. Anna Götz spendete ein Oel 
gemälde, Porträt der Schärdinger Bürgerstochter 
Anna Weißenböck, das auch als Kostümbild sehr 
hübsch ist; ferner noch ein schmiedeisernes Oberlicht- 
gitter, eine recht hübsche Eisenarbeit und einen 
Dachreiter für einen Hausgiebel. Durch Vermittlung 
des Herrn Oberlehrers Holzinger erhielt das Museum 
eine Anzahl für Schärding höchst interessante Schrift 
stücke, darunter die Originalbriefe wegen Beschaf 
fung und Bestellung unserer Kirchenglocken von 
1836—1838, ferner ein Originalgerichtsakt aus dem 
Jahre 1917 gegen Felix Wieninger wegen Maje 
stätsbeleidigung und noch manch anderes. Ferner 
übergab Herr Holzinger dem Museum ein geschrie 
benes Kochbuch aus der Zeit des Anfangs des 
vorigen Jahrhunderts und als Erinnerung an die 
Kriegs- und Nachkriegszeit eine Sammlung von 
Notgeld aus dem Bezirke, ungestempelte und außer 
Kurs gesetzte österr. Banknoten der letzten Jahre. 
Diese Geldsammlung wurde von einigen Herren 
noch durch bayerische Millionen- und Milliarden 
scheine vermehrt, damit die Nachwelt einst ersehe, 
daß wir hier an der Grenze einmal mit Milliarden 
und noch größeren Zahlen rechneten. 
Für das Gewerbezimmer wurden dem Museum 
auch einige recht interessante Schriften, darunter 
ein Inventar des Handschuhmachers Max Herbaus 
dem Jahre 1829 übergeben, außerdem für denselben 
Raum vom Herrn Brandner eine alte, sehr große 
Schneiderschere. ' Vom Feuerwehr-Kommando in 
Schärding wurden dem Museum 2 Stück Aufsatz- 
schilder der ehemaligen städtischen Feuerspritzen vom 
Jahre 1829 übergeben. Vom Herrn Josef Kislinger 
erhielten wir 2 alte hübsche Sterbekreuze, eines aus 
Holz mit rückwärtigem Schubfach für Reliquien, 
das andere aus Metall, ferner einen alten Loch 
schlüssel mit schön gearbeitetem Griff, welcher zu 
den gewerblichen Arbeiten gelegt wurde, da große 
Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden ist, daß derselbe 
von einem Schärdinger Schlosser angefertigt wurde. 
In den Besitz des Museums kamen auch als Ge 
schenk der Frau Kathi Kanzler in Neuhaus mehrere 
Grabsteine der Familie Wieninger und Peyrer, 
dabei auch eine Steinplatte für Anton Wieninger, 
gestorben 1815, welcher nach der Ueberlieferung der 
Dolmetsch mit General Massen« im Jahre 1809 
gewesen sein soll (in der Erzählung Hermann 
Schmidts „Das Bombardement von Schärding" 
wird er Waninger genannt). Vom nun verstorbenen 
Tischlermeister Alois Fischer gingen 2 alte Säbel, 
für die seinerzeit das Eigentumsrecht vorbehalten 
wurde, in das Eigentum des Museums über. Von 
Herrn Viehoff jun. wurde dem Museum eine Pferde 
trense, ausgegeoen in Reikersb rg bei Schärding 
beim Graben eines Brunnens und wahrscheinlich 
aus dem 18. Jahrhundert stammend, übergeben, 
ebenso von Herrn Hofrat Ant. Rührmayr ein alter, 
ziemlich großer Reitersporn, ausgegraben schon 
1884 in der Umgebung von Schärding und nach
	        
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