Volltext: Der Sammler 14. Jahrg. 1919 (1919)

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Stoffe und kein Vergnügen außer ihr wird fort 
bestehen, da mit gewohntem Scherz die Zeit immer 
mehr verkürzt wird. Je größer der Zirkel ist, 
desto mehr beseelt ihn durch den Wechsel origi 
neller Scherze das Vergnügen. Keine Fessel so 
lider Freude darf im Verein den Einzelnen be 
schränken, aber die Bescheidenheit der Teilnehmer 
gewähre Jedem seine Freude und volle Achtung 
dem erhabenen Vergnügen, welchem es gebührt, 
daß es der ungebundenen Freude vorangehe. 
Wer einigen Sinn für wissenschaftliche Dinge 
hegt, wenn es ihm auch an solchem Stoff ge 
bricht, wird für Ruhe sorgen, daß ihm das 
Wahre nicht entgehe, daß er die Fehler finde, 
die er fassen könnte oder seine Ansicht über Dinge 
zu verbessern, die gegebenen zu verdrängen und 
durch den Rausch der Ideen den Zweck zu ver 
schönen. Natürlich ist der Sinn für Vergnügen 
in größeren Zirkeln mehr geteilt, doch der Wechsel 
bringt Jedem seine Freude und so viel geistige 
Bildung ist von Jedem zu erwarten, den der 
Name Mitglied ehrt; daß er den Gang der Freude 
ungestört erwarte und soll die Menge Einen 
fassen, der durch schlechte Töne die Harmonie 
des Ganzen stört, der muß beschämt entlassen 
sein, soll das Ganze fortbestehen. Die Leitung 
muß stets Einer übernehmen und dieser Eine, 
welcher Präses heißt, muß die Stimmung wecken, 
die den Verein beleben soll, er muß mit Strenge 
den Zepter der ihm zugedachten Macht führen. 
Nach dieser etwas steifen, doktorinär an 
mutenden Abhandlung wirkt ein kurzes, frisches 
Gedichtlein von Fahrer. Posthalter in Neuhaus, 
wohltuend. 
Fahrer singt von „Jägers Heimkehr" : 
Ich kehre nun nach Hause. 
Vom schönen Jagdgenuß 
° Und freue mich zum Schmause, 
Nach manchem guten Schuß. 
Ich lange jetzt zur Pfeife, 
Mit großer Rauchbegier, 
Znm Glas ich munter greife. 
Gefüllt mit Märzenbier. 
Und leg' ich mich^zu Bette 
Und freue mich der Ruh', 
Begleitet von Lisette, 
Welch' deckt mich zärtlich zu. 
In demselben ersten Blatte der Einsendungen 
findet sich ein Poem, betitelt „Der Wunsch" von 
I. Kyrle, das der im Kreise des Frohsinns herr 
schenden Stimmung Ausdruck gibt und aus dem 
wir entnehmen, daß der erste Geselligkeitsabend 
..„im Weberbräu" stattgefunden hat. 
So lesen wir: 
Jetzt muß ich wohl gar manche Stund, 
Die Finger strapazieren, 
Damit ich dann mit lautem Mund, 
Mich heut kann produzieren. 
Denn die Gelegenheit ist schön, 
Drum mög sie nicht vorübergehn, 
Ohn' würdig sie zu nützen. 
Die Musen möchten mir nur heut, 
Noch ihre Gaben spenden. 
Damit ich mit Beredsamkeit 
Mich jetzt an Euch kann wenden. 
Denn ach, so voll ist meine Brust, 
Daß sie so gern vor lauter Lust 
Aufjauchzen möcht und singen. 
Zum Wunsche aller hat sich heut 
Ein Kränzchen hier gewunden. 
Das für die lästige Winterszeit 
Zerstreuungen gefunden, 
Daß mit der Wissenschaft so zart. 
Der Frohsinn und der Scherz gepaart, 
An beiden sich zu weiden. 
O I möchte doch die Eintracht nie 
Aus diesem Bund entschwinden. 
Damit die stets gepflogne Müh', 
Kein frisches Grab mög finden. 
Im Kranze soll das „Immergrün" 
Vor allen Blumen stets erblüh'n 
Mit Eichenreis und Reben. 
Verzeiht, o Herren, daß ich Euch 
Mit schlechten Versen plage. 
Doch jeder ist ja nicht gleich reich 
An Witzen und an Sage. 
Bleibt einer in der Kehle stecken. 
So mag dies niemanden erschrecken 
Der Gerstensaft heilt's wieder. 
Und nun geliebter Weber-Bräu, 
Bring uns aus tiefem'Keller, 
Das Beste Deiner Brauerei, 
Damit die Lust wird reger. 
Stoßt all die Gläser mutig an, 
Damit ertön im vollsten Klang, 
Eine „Lebe hoch" für Alle! 
Auf dem zweiten Blatte (11. Dezember 
1839) wollen wir den bei den älteren Stadt 
bewohnern noch in guter Erinnerung lebenden 
Benefiziäten Josef Ratschker in 2 zweisilbigen 
Scharaden zu Worte kommen lassen. 
Meine zwei Ersten sehen, die Letzten aber hören 
sie nicht. 
Das Ganze aber hat jeder Mensch viermal im 
Gesicht? ' (Augen—Lider.) 
Das Erste nennt eine Zuspeise, 
Bereitet auf Mancherlei Weise, 
Das zweite werdet ihr gleich kennen. 
Dürft nur eines Mitgliedes Namen nennen. 
Und wollt Ihr wohl wissen das Ganze, 
So nennt eine nicht seltene Pflanze, 
Jedoch muß sie nicht ganz allein 
Nicht bei ihresgleichen sein. 
(Kraut—Kopf.) 
Kaufmann Kopf war Mitglied der Ge 
sellschaft.
	        
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