Volltext: Der Sammler 14. Jahrg. 1919 (1919)

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von Karl Grubers Novellen, und Widmungen 
einzelner Mitglieder des MusealvereinS haben 
die» ermöglicht. Nun werden aber die An 
schaffungskosten deS Denkmals im Sinne der 
Entwurfes von Josef Furtner allein mehr als 
3000 Kronen beanspruchen, wozu noch anzu 
schaffende Bilder und das Gedenkbuch, die Auf 
stellungsarbeiten k. kommen werden. ES wird 
sich daher ergeben, daß immerhin noch ein 
Betrag von 4500 Kronen aufzubriizgen sein wird, 
um die Absicht, ein künstlerisch vollkommenes 
-und daher den Verstorbenen würdiges Denkmal 
zu schaffen, zu verwirklichen. Damit ist aber der 
Nahmen, in dem der Musealverein sein Wollen zu 
betätigen suchte, überschritten. Soll daß Denkmal 
werden, kann es nicht mehr eine Widmung des 
MusealvereinS sein, sondern e8 muß eine Huldi 
gung der gesamten Stadtbewohner werden, die 
zur Mithilfe an dem Gelingen'aufgerufen werden. 
In diesem Sinne hat' der Musealverein 
auch seinen Beschluß gefaßt. Er will es ver 
suchen im Wege der Oeffentlichkeit die Einladung 
ergehen zu lassen, durch Beitragshilfe mitzuwirken, 
auf daß daS Denkmal in der besprochenen Art 
-erstehen kann. 
Wie allüberall in unserem Vaterlande hat 
auch in Schärding der Krieg unter den Söhnen 
unserer Stadt schwere unheilvolle Opfer ge 
fordert. Nach den bis jetzt vorliegenden Aus 
weisen und Angaben der Hinterbliebenen beträgt 
die Zahl der Gefallenen uüd Verstorbenen 28, 
Außerdem erscheinen 9 vermißt und 11 gefangen. 
Der MusealvereinSauSschuß hat nun in 
seiner Sitzung vom 13. Mai d. I. in der Sache 
endgiltigen Beschluß gefaßt und hat die ge 
samten Gestehungskosten deS Denkmals auf 
6000' Kronen festgestellt. Zur Deckung dieses 
bedeutenden Betrages sind dermalen vorhanden 
die eingangs bereits erwähnten Erträgnisse und 
Spenden im Betrage von 840 Kronen, ferner 
eine Widmung des Musealvereins von 1500 
Kronen, die Spende eines Nicht-genannt-sein- 
wolleuden 500 Kronen, sowie dem Gesuche an 
die Sparkasse Schärding eine günstige Erledigung 
zuteil werden dürfte. Für den Rest bleibt auf 
zukommen, doch zweifelt der Musealverein nicht, 
daß es ihm gelingen wird, sein Beginnen voll 
ständig und in der würdigsten Weise zu vollenden. 
Die Scbärdinger „Pe$t“-Säule. 
(Schluß.) 
(Zu vorliegender Ausführung sei bemerkt, 
daß die Steinsäule in der rückwärtigen Nische 
des Bilderaufsatzes eine eingemeißelte Widmungs 
schrift zeigt/ die vor allem wieder leserlich zu 
machen ist, womit dann für die mit Recht ver 
mißte Legende vorgesorgt sein wird.) 
Zweihundertvierundsechzig Jahre ist dieses 
„Privatdenkmal" alt, viele Jahre steht e? schon 
auf einem öffentlichen Platz, die wenigsten wissen, 
welche Bewandtnis e* mit dieser Säule habe 
und keinem sagt dieser Eteinpfahl etwas. Wir 
haben zu der Erinnerungstat eines dankbaren 
Sohnes reicher Eltern keine Beziehungen, es läßt 
uns wirklich gleichgiltig, daß der brave Stephan 
seinen Eltern „ain Gedächtnis" weihte. Ja es 
dünkt uns fast, als ob eine Anmaßung in dieser 
Pietätsucht liegen würde. Doch wenn wir uns 
wieder erinnern, daß der Stifter diese» Privat- 
Denkmalr dasselbe auf seinen Grund und 
Boden setzen hatte lassen und erst ein viel späterer 
Geschlecht diese Martersäule einen öffentlichen 
Platz einräumte, müssen wir den ehrsamen 
Stephan Wibmperger den Vorwurf erlassen, er 
sei mit seinen Familienschmerz aufdringlich in 
die Oeffentlichkeit getreten. 
Aber mit einer kaum verhaltenen Bitterkeit 
müssen wir uns dies sagen: Wäre doch nur 
dieser leider so selten zu beobachtende Erhaltungs- 
eifer auch bei den anderen, wertvolleren Erinner 
ungszeichen betätigt worden! Er wäre besser am 
Platze gewesen, denn wir hätten dann so manches 
schöne Erbteil abgelebter Zeiten in unserem Besitze. 
Wenn wieder einmal bessere Tage an 
brechen werden, ein volles Jahrzehnt werden 
wir uns wohl noch gedulden müssen, dann 
könnte der alten Meinfäule eine sparsame 
Reparatur nicht schaden. 
Bitte nicht aufgeregt und mißlaunig zu 
werden: Ich sage ausdrücklich nicht jetzt und 
nicht in acht Jahren. Geschieht aber einmal diese 
Auffrischung, dann müßte auch für eine Legende 
vorgesorgt werden, die dem Beschauer kurz und 
bündig sagt, was er eigentlich vor sich hat: Keine 
Pestsäule, kein Erinnerungszeichen einer historisch 
denkwürdigen Begebenheit, sondern lediglich nur 
einen Familien-Gedächtnisstein eines reichen Schär- 
dinger Bürgers aus dem 17. Jahrhundert. 
Ob unter solchen Umständen eine immer 
währende Pflege Pflicht ist, möge,n andere 
Faktoren entscheiden. Jedenfalls aber glauben 
wir die Meinung wagen zu dürfen, daß die 
Säule, wie sie sich dermalen repräsentiert, nicht 
wert ist, einen öffentlichen Platz zu zieren! 
Sie ist nur ein plumpes Rätsel ohne Auflösungs 
möglichkeit, weil auch der scharfsinnigste Beobachter- 
aus diesem blinden Denkmal nicht klug wird. 
Es ist ein Ding ohne jedwedem Wert und solche 
verdienen nicht unsere Aufmerksamkeit. 
Wenn unS Leuten vom Musealverein auch 
nachgesagt wird, daß wir über Gebühr das Alte 
lieben — eine Meinung, die nicht so ganz un 
recht hat — fällt eS uns in diesem Falle gewiß 
nicht schwer, zu bekennen, daß dieses Vermächtnis 
aus dem Jahre 1644 in seiner dermaligen ver 
wahrlosten, nichtssagenden Gestalt unsere Liebe nicht 
hat und nicht haben kann. Oeffentliche Zeichen sollen 
keine Rätsel aufgeben, sollen uns nicht ratlos lassen. 
Das Denkmal in der Promenade ist keines mehr, 
weil es uns nicht nachdenklich stimmt. 
Karl Gr über, Wien.
	        
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