Volltext: Der Sammler 12. Jahrg. 1916 (1916)

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tobet 1837, Z. 33587, Kreisamtsintimation vom 
3. November 1837, Z. 16074, die Bewilligung zum 
Turmbau erteilt wurde. Wiewohl gleichzeitig der 
Bürgerschaft bekannt gegeben wurde, daß zur 
Schonung des Allerhöchsten Aerars als Patron 
hinsichtlich der Anschaffung von Glocken auf eine 
künftige Zeit verwiesen werden mußte. Tatsächlich 
zersprang auch das einzige Notglöcklein, das 
durch nahezu 30 Jahre für alle Vorkommnisse 
in Anspruch genommen war. Von da an (1837) 
hatte die Stadtpfarrkirche überhaupt keine Glocke 
mehr. Zu den ungezählten Bitten und Vorstel 
lungen der frühereir Jahre gesellten sich immer 
Neue hinzu. 
Die Behörden nahmen sich der Stadt und 
der Kirche an, insbesondere der k. k. Pfleger fand 
beredte Worte, um die Not an maßgebender 
Stelle zu schildern. Die Nachwelt ist selbem 
heute noch dankbar dafür, daß er unterm 28. März 
1839 an das k. k. Jnnkreisamt wie folgt berichtete: 
„Es kann sich wegen Ersparung unbedeutender 
Summen nicht darum handeln, ein Geläute, 
wie es gewöhnlich für Dorfkirchen angeschafft 
wird, herzustellen, um nur dem Kultus 
dasjenige zuzuwenden, was selbst die strenge 
Prüfung der Komptabilitätsbehörde nicht ver 
weigern kann. 
Hier handelt es sich vielmehr um den wich 
tigen Eindruck, den die Grenzstadt nicht nur 
auf jeden Reisenden, sondern auch auf das weite 
benachbarte Ausland machen soll. Sie er 
scheint dem Fremden als der erste Ort, den 
er im österreichischen Staate betritt, als der 
Maßstab, nach dem er sich ein Bild des großen, 
in politischer und kirchlicher Beziehung so 
hochgestellten Staates macht. Das kleine, an 
sich unbedeutende Städtchen wird durch diese 
seine Lage wie jeder andere Grenzort politisch 
wichtig und kann daher mit anderen Orten 
gleichen Umfanges im Binnenlande nicht ver 
glichen werden/" — 
Hiezu sei der gefertigten Stadtgemeinde er* 
laubt zu bemerken, daß der früher gemachte 
Hinweis auf die unbeschreibliche Freude der 
Stadtbewohner anläßlich der Glockenweihe im Jahre 
1839 wohl auch aus den einleitenden Sätzen ei 
ner Bittschrift des damaligen Stadtmagistrates 
an den Kaiser gefolgert werden kann und gefol 
gert werden muß. Damals am 3. August 1839 
schrieb der Stadtmagistrat: 
„Dreiundzwanzig Jahre sind verflossen, seit 
Europa den Weltfrieden aus den Händen seiner 
geheiligten Befreier empfing.— Vernarbt sind 
die Wunden des Krieges und alle Segnungen 
des Friedens beglücken Oesterreichs Völker unter 
dem frommen Zepter seines Monarchen. Auch 
in unserem kleinen Städtchen wurden die letzten 
Spuren feindlicher Verheerung durch die Milde 
der Staatsverwaltung verwischt. Am 26. April 
1809, als der Strom der feindlichen Invasion 
diese Grenzenüberschritt, verheerteein achtstündi 
ges Bombardement unsere Häuser und auch 
die schöne Pfarrkirche,ein ausgezeichnetes Werk der 
Baukunst wurde zur Ruine. Selbe war durch 
milde Beiträge und durch höhere Unterstützung 
wieder hergestellt, allein sie entbehrt noch bis 
dieses Jahr des Turmes, der Glocken und der 
Orgel. Mit wehmütigem Gefühle muß die Be 
wohnerschaft von Schärding das Geläute der be 
nachbarten Dorfkirchen vernehmen, welches mit 
hellem Klange seine frommen Gläubigen zur 
Andacht ruft, während hier nur der unvernehm 
bare Ton einer einzigen kleinen zersprungenen 
Glocke verhallt. 
An der Grenze Bayerns im Angesicht einer 
zahlreichen Bevölkerung entbehrt die Stadt eines 
frommen Zeichens, welches kaum irgend einer 
Dorfkirche mangelt. — " 
Um diesem unerträglichen Zustande abzuhel 
fen, hat der Magistrat die Gnade des Monarchen an 
gerufen. Die Bitte wurde zur Erhebung über 
die Wahrheit und Stichhältigkeit der gemachten 
Angaben von der Hofkanzlei an das k. k. 
Jnnkreisamt und von diesem an das k.k. Pflegegericht 
Schärding überwiesen — Daraufhin kam im 
nächsten Jahre die Stadt Schärding in den 
Besitz des nunmehrigen Geläutes. 
Diese kurzen Anführungen, die sich die ge 
fertigte Stadtgemeinde aus der umfangreichen 
Geschichte der Wiedererbauung der Stadtpfarr 
kirche zu machen erlaubt, sollen Zeugnis dafür 
abgeben, daß das in seinem vollem Weiterbe 
stände fraglich gewordene Geläute der hiesigen 
Stadtpfarrkirche für die Stadt Schärding die 
Erhaltung eines wertvollen Stückes einer Ge 
schichte bedeutet, die keine Einbuße erleiden möge. 
Um diese hinanzuhalten, wendet sich die 
gefertigte Stadtgemeinde mit der dringenden 
Bitte an das k. u. k. Militär-Kommando selbes 
wolle in Ansehung der vorwaltenden, ganz be 
sonderes berücksichtigungswürdigen, stadtgeschicht 
lichen Erwägung von der Einberufung einzelner 
Glocken aus dem Geläute der Stadtpfarrkirche 
gütigst absehen. 
Stadtgemeinde - Vorstehung Schärding. 
Der Bürgermeister: 
Markus Hölzl. 
Von Seiten des k. k. Landes-Konservators 
erfuhr die Bitte der Stadtgemeinde die beste 
Empfehlung und wurde von selben sowohl an 
das k. k. Statthalterei-Präsidium in Linz als 
auch an das k. u. k. Militärkommando in Inns 
bruck unterm 14. September die nachfolgende 
Empfehlungsschrift gerichtet: 
Aus Schärding wird an das Landes 
konservatorenamt das dringende Ersuchen ge 
stellt, für die Erhaltung des historisch bedeut-
	        
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