Volltext: Der Sammler 11. Jahrg. 1915 (1915)

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Die hier angeführten einzelnen Beispiele 
geben ein Bild davon, welch reichen Inhalt das 
Buch in sich birgt. Alles erfüllt von Lamprechts 
kaligraphisch schöner und zierlich kleiner Hand 
schrift. Jedes einzelne Haus ist beschrieben und 
sind die Daten bis zu Anfang des 16. Jahr 
hunderts zurückreichend. Zu dem Ganzen findet 
sich ein Anhang, genannt „verschiedene Notizen", 
in denen besonders einzelne Plätze, Gärten und 
wichtige Gründe eine besondere Beachtung finden. 
Es sind da wertvolle Notizen aufbewahrt. So 
lesen wir zum Beispiele: 
Der gegenwärtig (1862) dem Weinwirt 
Josef Peham gehörige Garten «üb Nr. 40 war 
um das Jahr 1570 ein Eigentum des auf dem 
Hause 27/23 ansässigen Bürgers WolsgangPramer, 
der ihn samt anderem Hab und Gut zur Grün 
dung einer evangelischen Schule für Schärding 
testamentarisch vermachte. Diese Stiftung kam 
jedoch nie zum Vollzüge, sondern das Pramerische 
Vermögen blieb lange unter Verwaltung. 
Der Garten selbst zuerst dem Bürgermeister 
Peter Jebinger überlassen, kam dann an den 
Stadtschreiber zum Nutzgenuß. Der Stadtschreiber 
Johann Georg Mayer erwarb den Garten 
eigentümlich und baute zirka 1713 das Garten 
haus hinein. 
Dann wurde der schön gelegene Garten 
von Wernspacher auf Peyrer und von Peyrer 
auf Josef Peham vererbt, bis die Sparkasse 
in den Besitz desselben kam und ihn der Stadt 
gemeinde als Bauplatz für die neue Schule 
übergab. 
Nach mehr als 200 Jahren wurde nun 
doch in gewisser Hinsicht dem Willen des 
Testators Wolfgang Pramer entsprochen. 
Das Alles erzählt uns I. Eo Lamprechts 
Häuserverzeichnis. 
Aber noch mehr! 
Das Häuserverzeichnis birgt auch eine Fülle 
von familiengeschichtlichen Traditionen und wir 
bekommen auch einen Einblick in die gesellschaft- 
lichen respektive sozialen Verhältnisse, wie sie sich 
in der Stadt während und nach der kurbayerischen 
Zeit gestaltet haben. Es ist kein bloßer Zufall, 
daß wir im 17. und 18. Jahrhundert zahlreichen 
Namen begegnen, die dem bayerischen Landadel 
angehören, sowohl in der kurbayerischen Be 
amtenschaft, als auch unter den Hausbesitzern. 
Mit der Uebernahme des Jnnviertels an Oester 
reich verschwinden diese Namen und die bürger 
lichen Insassen der Stadt rücken in den Vorder 
grund. Von letzteren können wir nur Wenige 
in die frühere Zeit verfolgen. Es ist eine Durch- 
blätterung des Lamprechtschen Werkes in diesem 
Belange nicht gerade von besonderer Bedeutung, 
aber den Schärdinger der Gegenwart mag es 
doch interessieren zu erfahren, daß die seiner- 
zeitige kurfürstliche Hofhaltung dem Leben und 
der Gesellschaft der Stadt den Stempel aufdrückte. 
Dabei lernen wir Namen von Edelleuten kennen. 
die aus hiesiger Gegend stammen, die ihren Bei 
namen nach heimischen Ortsnamen tragen oder 
getragen haben. Wollen wir diese Namen in 
Erinnerung bringen, um auch den Beweis für 
das Obengesagte zu erbringen. 
1641—1665 Hans Freiherr von Ruestorf 
auf Bogen und Kleeberg, Heitzing und Wang- 
heim, kurfürstlicher Rat und Kämmerer. 
1652 Johann Abraham Ortner von Ort 
auf Urssenbach und Kolenberg, des römischen 
Kaisers Rat, kurfürstlich bayerischer Landschafts- 
Grenzaufschlagseinnehmer i. d. R., Stadtbürger 
meister. Er war der Sohn des Großleinwand 
händlers Johann Jsak Ortner 1626 des inneren 
Rates, Stadtbürgermeister. Dem obgenannten 
Sohn wurde der Adel verliehen. 
1584 fanden wir Wolf Wagner von Er 
lach, kurfürstlicher Landrichter. 
1631 Johann Jsak von Leoprechting zu 
Grunau und Madlersdorf, kurfürstlicher Land 
richter und Hauptmann zu Schärding. 
t643 Hans Jakob Siegenhauser von 
Siegenhausen auf Attershausen, kurfürstlicher 
Kästner zu Griesbach. 
Aehnliches wie bei den Ortner begegnen 
wir bei denen von Schaky, welche einen be 
deutenden Reichtum besaßen, indem ihnen in 
der Stadt viele Häuser zu eigen waren. Der 
zuerst sich hier ansässig gemachte Jakob Schaky 
1649 war welscher Krämer und führte keinen 
Adel. Er schwang sich nach und nach zum 
Großkaufmann auf und seinem Enkel Andreas 
wurde das Prädikat von Schönfeld verliehen 1673. 
Hans von Schmidbauer besaß 1635 das Haus 
Nr. 68, oberer Stadtplatz. 1693 siedelte sich in 
Schärding Max Christoph, Freiherr von Schön 
brunn auf Mattau und Mittich an, dem 1724 
dessen Sohn Johann Franz Josef, kurfürstlich 
bayerischer Kämmerer und Regierungsrat in 
Straubing folgte. Nebst dem Prädikate des 
Vaters führte er noch jenes von Kreiling und 
Heinzelsperg. Wir finden ferner, daß im Jahre 
1666 Georg Heinrich, Frei- und Panierherr 
von Starzhausen zu Jnding und Engertsham 
auf Ober-Lautenbach aus den Häusern ! 16 und 
117 ein Fidei-Kommiß für die Starzhausenschen 
Agnaten errichtete. Wir finden auf diesem Be 
sitz den Freiherrn Wölfgang Josef Anton 1697, 
Sebastian Ferdinand Albrecht 1730 und 1751 
Josef Heinrich, Freiherrn von Franken auf 
Birkensee, Lengfeld und Jnding, kurfürstlich 
Geheimer Rat und Ob>rforstmeister auf dem 
Nordgau. 
1779 ist das Doppelgebände abgebrann t 
Die Brandstätte wurde vom Bräuer Franz Anton 
Schöfmann um 1200 fl. gekauft. Zur selben 
Zeit 1779 ist durch den Frieden von Teschen 
das bayerischeJnnviertel an Oesterreich gekommen, 
womit auch die bayerischen Adelsgeschlechter die 
Stadt verließen. 1626 finden wir Joachim 
Edlen von Schmelzing zu Wernstein auf Zwickledt.
	        
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