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Da finden rvir zunächst in der Schmidgasse
(heute Passauerstraße) den „Frankinger Hof"; bis
zum Jahre 1370 reicht hier die Aufzeichnung
zurück. Der spätere „Frankinger Hof" war zur
selben Zeit das „Herzogliche Landrichter- und
Pflegerhaus". Es war herzoglich bayerisches
Landeseigentum und hatte auch eine Hauskapelle.
1645 war Ulrich von Fränking herzoglicher
Landrichter zu Schärding.
1590 Joachim und Sabine von Fränking
auf Riedau, Kopfsberg und Adeldorf. Von
Joachim von Fränking war das Pflegerhaus
umgebaut und es führte seither den Namen „Fran
kinger 'Hof", als Eigentum der Familie. Die
Grabstätte der Herren von Fränking war am
alten Friedhofe nächst der rückwärtigen Kirchen
türe, wo sich heute noch das schöne figurenreiche,
aber leider bereits sehr schadhafte Grabdenkmal
befindet.
Nach der namengebenden Familie kommen
die Pürching durch Erbanfall in Besitz des
„Frankinger Hofes".
1610 Hans Karl Edler von Pürching zu
Siegharding auf Ottenberg und Prambach, wo
raus 1626 dessen Witwe Anna Jakobe von Pürching
geborene Freun von Preißing in den Besitz kam,
die 1632 starb. Ihr folgten die von Pürchingerischen
Erben ; bis das Gebäude 1639 von Hans Adolf,
Grafen von Trattenbach und Rheinstein, Herrn
auf St. Martin, Eizing, Eberschwang, Rab und
Siegharding käuflich erworben wurde. Ihm
folgte 1654 Gottfried Wilhelm, Graf von
Trattenbach ff 1687, von dem es die Kommune
Schärding 1717 käuflich erstand, die aus dem
Frankinger Hof eine Militärkaserne machte.
Im Jahre 1801 ist dieselbe abgebrannt,
im Jahre 1809 nochmals.
Die Brandstätte verkaufte die Kommune
an den Bierbräuer Leopold Moser. Im Jahre
1864 stellte der damalige Besitzer Georg Wieninger
sen. einen Teil des Frankinger Hofes wieder her
und ließ die Tafel mit dem Frankingerischen
Wappen ober dem Eingänge anbringen. Das
Haus hat heute noch den Namen Frankinger
Hof, er hat sich im Munde der Stadtbewohner
mehr als 500 Jahre lang erhalten. Zum Fran
kinger Hof gehörte auch als nördliche Trakt
die heutige Liegenschaft Nr. 156, das Haus des
Tischlermeisters Engelbert Engl. Erwähnenswert
ist in der Nachbarschaft des Frankinger Hofes
der einstmals nördlichste Festungsturm der Stadt,
später der sogenannte Wasserturm am unteren
Stadteck.
Anno 1809 kaufte der Gastwirt Philipp
Grabmeyer diesen Turm von der Kommune
samt dem Garten im Stadtgraben um 456
Gulden. 1844 ging derselbe in das Eigentum
des Glasermeisters Götz über, der denselben als
Wohnung ausbauen ließ. Der Turm befindet
sich heute noch im Besitze der genannten Familie.
Wohl anläßlich dieses erwähnten Ausbaues
erhielt auch die Außenseite eine Renovierung,
indem die Mauer in große Steinquadrate ein
geteilt und wetterfest bemalt ivurde. Der Ein
druck dieser Malerei war originell und freundlich.
Ohne Not wurde diese jedem Schärdinger an
heimelnde Malerei im Jahre 191k durch einfache
Weißung für immer zerstört.
Wohin ist der Name Zechhaus gekommen?
Von der heutigen Generation weiß niemand aus
eigener Wahrnehmung Bescheid darüber. Eines
der interessantesten einstigen Zechhäuser unserer
Stadt ist das Haus Nr. 143 im Burggraben,
heute der Seilerwitwe Theresia Schreibender
gehörig.
1500 war es Zechhaus der St. Nikolai
oder Schiffleut-Bruderschaft. Das altherkömmliche
Zechhaus hat in neuester Zeit in den sogenannten
Vereinshäusern eine Wiedererstehung erfahren.
Im Zechhause spielte sich ein reges Leben
ab. Es war dasselbe ja nicht nur Herberge für
fahrende Gesellen, es war auch der Ort, an dem
sich alle Standesangelegenheiten abspielten. Im
selben war die Lade verwahrt, in der das Zunft
register und Protokoll aufbewahrt war ; die Zunft
fahnen Zunftgeräte oft gar wertvoller Art, wie
wir sie heute noch in den Museum sehen, fanden
dort einen sicheren Platz. Bei offener Lade
wurden die Freisprechungen vorgenommen, die
Jungen eingestellt, die Gesellen aufgedungen und
die Meister bestätigt, Händel geschlichtet und
Strafen gegen unbotmäßige Zunftmitglieder er
teilt. Wir sehen also, daß der Begriff Zech-
oder Zunfthaus ein ziemlich inhaltsschwerer war,
so lange das Zunftwesen in Blüte war.
Das in redestehende Zechhaus der Nikolai-
Bruderschaft, auch Schiffleutzeche genannt, be
stand als solches durch 100 Jahre; von 1500
bis 1600. Im letzteren Jahre erwarb es käuflich
der Metzger Elias Hofreiter, der es nach 31-
jährigem Besitze an Matheus Pfrill, Seiler, um 450
Gulden weiter verkaufte. Von 1631 ab, bis
heute, ist das Seilergewerbe auf dem Hause.
Aus der Burggrabenstraße weiß nun das
Häuserverzeichnis gar manches Interessante zu
erzählen. Wenn wir dieselbe durchschreiten,
gewinnen wir auch den Eindruck, daß es sich hier
um einen sehr alten Stadtteil handelt. Der
freie Platz mit dem Kastanienbestande und dem
freien Ausblick auf den Inn, gibt dem Straßen
bilde Leben. Das war früher anders, erzählt
Lamprecht.
(Schluß folgt.)
Herausgeber: Der Museal-Verein Schärding. — Verantwortlicher Redakteur: Joh. Vees, Schärding.
Druck I. Vees, Schärding.