Volltext: Der Sammler 11. Jahrg. 1915 (1915)

4 
Da finden rvir zunächst in der Schmidgasse 
(heute Passauerstraße) den „Frankinger Hof"; bis 
zum Jahre 1370 reicht hier die Aufzeichnung 
zurück. Der spätere „Frankinger Hof" war zur 
selben Zeit das „Herzogliche Landrichter- und 
Pflegerhaus". Es war herzoglich bayerisches 
Landeseigentum und hatte auch eine Hauskapelle. 
1645 war Ulrich von Fränking herzoglicher 
Landrichter zu Schärding. 
1590 Joachim und Sabine von Fränking 
auf Riedau, Kopfsberg und Adeldorf. Von 
Joachim von Fränking war das Pflegerhaus 
umgebaut und es führte seither den Namen „Fran 
kinger 'Hof", als Eigentum der Familie. Die 
Grabstätte der Herren von Fränking war am 
alten Friedhofe nächst der rückwärtigen Kirchen 
türe, wo sich heute noch das schöne figurenreiche, 
aber leider bereits sehr schadhafte Grabdenkmal 
befindet. 
Nach der namengebenden Familie kommen 
die Pürching durch Erbanfall in Besitz des 
„Frankinger Hofes". 
1610 Hans Karl Edler von Pürching zu 
Siegharding auf Ottenberg und Prambach, wo 
raus 1626 dessen Witwe Anna Jakobe von Pürching 
geborene Freun von Preißing in den Besitz kam, 
die 1632 starb. Ihr folgten die von Pürchingerischen 
Erben ; bis das Gebäude 1639 von Hans Adolf, 
Grafen von Trattenbach und Rheinstein, Herrn 
auf St. Martin, Eizing, Eberschwang, Rab und 
Siegharding käuflich erworben wurde. Ihm 
folgte 1654 Gottfried Wilhelm, Graf von 
Trattenbach ff 1687, von dem es die Kommune 
Schärding 1717 käuflich erstand, die aus dem 
Frankinger Hof eine Militärkaserne machte. 
Im Jahre 1801 ist dieselbe abgebrannt, 
im Jahre 1809 nochmals. 
Die Brandstätte verkaufte die Kommune 
an den Bierbräuer Leopold Moser. Im Jahre 
1864 stellte der damalige Besitzer Georg Wieninger 
sen. einen Teil des Frankinger Hofes wieder her 
und ließ die Tafel mit dem Frankingerischen 
Wappen ober dem Eingänge anbringen. Das 
Haus hat heute noch den Namen Frankinger 
Hof, er hat sich im Munde der Stadtbewohner 
mehr als 500 Jahre lang erhalten. Zum Fran 
kinger Hof gehörte auch als nördliche Trakt 
die heutige Liegenschaft Nr. 156, das Haus des 
Tischlermeisters Engelbert Engl. Erwähnenswert 
ist in der Nachbarschaft des Frankinger Hofes 
der einstmals nördlichste Festungsturm der Stadt, 
später der sogenannte Wasserturm am unteren 
Stadteck. 
Anno 1809 kaufte der Gastwirt Philipp 
Grabmeyer diesen Turm von der Kommune 
samt dem Garten im Stadtgraben um 456 
Gulden. 1844 ging derselbe in das Eigentum 
des Glasermeisters Götz über, der denselben als 
Wohnung ausbauen ließ. Der Turm befindet 
sich heute noch im Besitze der genannten Familie. 
Wohl anläßlich dieses erwähnten Ausbaues 
erhielt auch die Außenseite eine Renovierung, 
indem die Mauer in große Steinquadrate ein 
geteilt und wetterfest bemalt ivurde. Der Ein 
druck dieser Malerei war originell und freundlich. 
Ohne Not wurde diese jedem Schärdinger an 
heimelnde Malerei im Jahre 191k durch einfache 
Weißung für immer zerstört. 
Wohin ist der Name Zechhaus gekommen? 
Von der heutigen Generation weiß niemand aus 
eigener Wahrnehmung Bescheid darüber. Eines 
der interessantesten einstigen Zechhäuser unserer 
Stadt ist das Haus Nr. 143 im Burggraben, 
heute der Seilerwitwe Theresia Schreibender 
gehörig. 
1500 war es Zechhaus der St. Nikolai 
oder Schiffleut-Bruderschaft. Das altherkömmliche 
Zechhaus hat in neuester Zeit in den sogenannten 
Vereinshäusern eine Wiedererstehung erfahren. 
Im Zechhause spielte sich ein reges Leben 
ab. Es war dasselbe ja nicht nur Herberge für 
fahrende Gesellen, es war auch der Ort, an dem 
sich alle Standesangelegenheiten abspielten. Im 
selben war die Lade verwahrt, in der das Zunft 
register und Protokoll aufbewahrt war ; die Zunft 
fahnen Zunftgeräte oft gar wertvoller Art, wie 
wir sie heute noch in den Museum sehen, fanden 
dort einen sicheren Platz. Bei offener Lade 
wurden die Freisprechungen vorgenommen, die 
Jungen eingestellt, die Gesellen aufgedungen und 
die Meister bestätigt, Händel geschlichtet und 
Strafen gegen unbotmäßige Zunftmitglieder er 
teilt. Wir sehen also, daß der Begriff Zech- 
oder Zunfthaus ein ziemlich inhaltsschwerer war, 
so lange das Zunftwesen in Blüte war. 
Das in redestehende Zechhaus der Nikolai- 
Bruderschaft, auch Schiffleutzeche genannt, be 
stand als solches durch 100 Jahre; von 1500 
bis 1600. Im letzteren Jahre erwarb es käuflich 
der Metzger Elias Hofreiter, der es nach 31- 
jährigem Besitze an Matheus Pfrill, Seiler, um 450 
Gulden weiter verkaufte. Von 1631 ab, bis 
heute, ist das Seilergewerbe auf dem Hause. 
Aus der Burggrabenstraße weiß nun das 
Häuserverzeichnis gar manches Interessante zu 
erzählen. Wenn wir dieselbe durchschreiten, 
gewinnen wir auch den Eindruck, daß es sich hier 
um einen sehr alten Stadtteil handelt. Der 
freie Platz mit dem Kastanienbestande und dem 
freien Ausblick auf den Inn, gibt dem Straßen 
bilde Leben. Das war früher anders, erzählt 
Lamprecht. 
(Schluß folgt.) 
Herausgeber: Der Museal-Verein Schärding. — Verantwortlicher Redakteur: Joh. Vees, Schärding. 
Druck I. Vees, Schärding.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.