Volltext: Der Sammler 11. Jahrg. 1915 (1915)

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indem selbe das Haus an den Riemer und 
Weißbierschenker Mathias Hofmann um den 
Preis von 740 Gulden verkaufte. 
Der Bierausschank blieb von 1641 bis zum 
heutigen Tage auf dem Hause und so wurde, 
wie vorbemerkt, aus dem Stiegenhause das 
Stiegenwirtshaus, an dem heute nur das eine 
auszustellen wäre, daß die alte namengebende 
Stiege verschwunden ist. 
Der Name Hofmann hat sich endlich länger 
auf dem Hause gehalten, als die unmittelbar 
vorhergegangenen. 
Nach dem Ableben des Besitzers Mathias 
Hofmann, traten 1680 dessen Erben in den Be» 
sitz des Hauses, nach denen 1696 die Witwe Eva 
Hofmann nach Math. Hofmann das Haus um 
620 Gulden im Uebernahmskaufe von den Erben 
erwarb. Der nächste Besitzer war wieder anderen 
Schlages und wir sehen, daß es in der kur 
bayerischen Zeit durchaus nicht anstößig war, 
bürgerliche Berufe mit dem sogenannten Herren 
beruf zu vereinen. 
Ignatz Bischer, Hauptmann unter dem kur 
fürstlich Bettendorferischen Regiment, kaufte das 
Haus samt der Wirtsgerechtigkeit um 550 Gulden 
1696 und besaß es 7 Jahre. Nach ihm finden 
wir 1703 Johann Bauer, einen vormaligen 
Wirt in Taufkirchen iKauf 700 Gulden), dann 
1704 Ferdinand Anton Jeller, 1707 Sebastian 
Eich! und Andreas Eichl, des Ersteren Sohn bis 
1737. Andreas Eichl brachte auch das Geschäft 
derjLohnrößlerei auf das Haus, konnte letzteres 
aber nicht halten und kam auf die Gant. Es 
scheint der Uebergabspreis von 1000 Gulden zu 
hoch gewesen zu sein. 
Aus der Gant erwarben die damals über 
mächtigen Besitz habenden vonSchackyschen Erben 
das Stiegenwirtshaus um den Ganteinsatz ron 
600 Gulden; 1727 ist das Haus abgebrannt. 
Die Schackyschen Erben, die später selbst an den 
Ruin kamen, verkauften das in Rede stehende Haus 
im Jahre 1748 um 650 Gulden an den Gast 
wirt Balthasar Haslinger. Plötzlich machte der 
Hauswert einen Sprung nach aufwärts. Es 
scheint der Besitzer Haslinger das Geschäft gut 
geführt zu haben, denn nach siebenjährigem Be 
sitze verkaufte er es dem Johann Paul April 
um 1280 Gulden, der. selbes aber auch abgeben 
mußte. Der nächste Ersteher war Mathias 
Kirchböck, der genau die Hälfte, das sind 640 
Gulden dafür anlegte. Nach Vertrag erbte dessen 
Witwe das Haus. 1788 heiratete der 1787 ver 
storbene Philipp Peyrer aus Weihmörting 
stammend die Witwe Susanna Kirchböck und 
nach demselben führte die nunmehrige Witwe 
Susanna Kirchböck das Geschäft weiter. Der 
Uebernahmswert war wieder auf 1250 Gulden 
gestiegen. 1792 heiratete die Witwe Peyrer zum 
dritten Male, Johann Georg Büchner, der 1796 
starb. Susanna Büchner übernahm dann um 
700 Gulden den Alleinbesitz wieder; 1779 kam 
durch Anheirat Haus und Geschäft an die Fa 
milie Schreiner, die selbes bis 1838 inne hatte, 
worauf es wieder durch Anheirat an die Familie 
Eiblhuber überging, die bis 1875 im Besitze blieben. 
Die hierauf folgenden Besitzer sind der 
Gegenwart bekannt. Der jetzige Besitzer des 
alten Stiegenwirtshauses heißt Johann Kriegner. 
Wir gaben im Vorstehenden zwei Beispiele 
wie Lamprecht alle geschichtlichen und privaten 
Geschehnisse von jedem Hause zusammentrug, in 
eine richtige Zeitreihe brachte und alles wissens 
werte, was sich ereignete, anmerkte. Das nennt 
Lamprecht in seiner Bescheidenheit „Häuserver 
zeichnis." 
Wir wollen uns mit dieser „Geschichte 
der Häuser unserer Stadt" noch besser beschäf 
tigen, denn gar manches Wissenswerte finden 
wir in demselben. 
Es kann auch gar nicht undienlich sein. 
Einiges aus demselben weiters zu entnehmen, 
denn wie viele sind es denn überhaupt, die 
Lamprechts Geschichte d r Stadt Schärding ge 
lesen haben, in der sich wohl manches wiederfinden 
würde. Trotz dieses Mangels gibt es aber doch 
viele, die ein Interesse an der Sache haben und 
die im allgemeinen wissen, daß gar manche ge 
schichtliche Erinnerungen an den Mauern der 
Stadt und an den Häusern haften. 
Nach der ganz alten Numerierung der 
Häuser trägt das Rathaus Nr. 127, heute Nr. 1. 
Das Rathaus mit dem Brothaus und der Fron 
wage. ist laut Jahreszahl im Korridor aus zwei 
angekauften Bürgershäusern neuerbaut worden. 
Das Brothaus, auf welches sich die älteren 
Stadtbewohner noch erinnern, ist später zum 
Feuerwehrdepot umgestaltet worden und dient 
heute als vermietetes Magazin. Das Rathaus 
ist 1724 und 1809 abgebrannt. Erst im Jahre 
1874 wurde es im profangotischen Stile, in dem 
es sich heute präsentiert, umgebaut. Vor dem 
Jahre 1594 war das städtische Brothaus nach 
weislich schon 1500 im Hause gegenüber 
dem Rathause, welch' Ersteres 1604 an dem 
Bäcker und Brothüter Christian Haslinger ver 
kauft wurde. Ihm folgte dessen Sohn gleichen 
Namens im Jahre 1645, der aber nach zwei 
Jahren den Besitz abtrat. Nach einer 
kurzen Zeit von vier Jahren gelangte das Haus 
in den Besitz des Landgerichts-Prokurators Jo 
hann Hager, der es um 430 Gulden käuflich 
erwarb und 26 Jahre im Besitze hatte. Wir 
gehen nicht irre, wenn wir annehmen, daß das 
bekannte Trutzbild mit dem Balken in dem Auge 
dem Gedanken dieses Besitzers entsprungen ist. 
Der Stadtgerichts-Prokurator Mathias Luger 
war der Nachfolger Hägers. Auch dieser hatte 
das Haus fast ein Vierteljahrhundert im Besitze. 
Wir wollen an Hand des Häuseryerzeich- 
nisses auch einiges erzählen von einstmals hervor 
ragenden Gebäuden in der Stadt, denen ja ein 
förmlich beschreibendes Denkmal gesetzt ist.
	        
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