Volltext: Der Sammler 11. Jahrg. 1915 (1915)

Herausgeber: Der Museal-Berein Schärding. — Verantwortlicher Redakteur: Joh. Vees, Schärding. 
Druck I. Vees, Schärding. 
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Weinhaus Thaler, war schon 1630 Gasthaus, 
wohl auch Weinhaus, dem Hans Tobler ge 
hörig. Das Nachbarhaus mit Reliefwappen und 
hübschem Erker (Weiglein) gehörten Ulrich Spall. 
Der Burggraben heißt nach wie vor Burg 
graben, jetzt etwas ergänzt Burggrabenstraße. 
An der Ecke dem Wassertore gegenüber war 
eine kleine Kapelle bis 1719. Die Remisen 
gebäude und der große Hof (Kapsreiter) dienten 
von 1719 bis 1809 Kasernzwecken. Auch ein 
Schisfstall für die das Salz verführenden Pferde 
befand sich im Burggraben. 
Das an das Wassertor anstoßende Haus 
(Schreibereder), das heute wegen seiner alter 
tümlichen Bauart jedermann auffällt, war zur 
Zeit, über die Lamprecht berichtet, das Seiler 
haus und ist es heute noch. Vor dem Seiler 
Matthäus Pfrill 1630 gehörte das Haus der 
Schiffleutzeche, auch Nikolay-Bruderschaft genannt. 
Die sogenannte alte Post gehörte dem 
Sebastian Fronhammer, Gutsbesitzer in Malching, 
und das früher als „Steinkasten" des Brauers 
Ed. Dosch bezeichnete Gebäude hatte zur selben 
Zeit wohl eine- andere Bestimmung als später. 
Es war der Wohnsitz des Johann Christof 
Grafen von Tattenbach und Rheinstein. Das 
Wassertor sei der Vollständigkeit halber erwähnt, 
wir kennen seine Entstehung aus der Gedächtnis 
tafel, die im Glockenhause der Stadtpfarrkirche 
dem Herzog Ludwig den Gebarteten von Bayern 
(15. Jahrhundert) gewidmet ist. Neben dem 
Wassertor das einstmalige alte Landgerichts 
gebäude mit dem Gerichtsgange am Anfang der 
Passauerstraße. 
Kehren wir zurück am unteren Stadtplatz, 
indem wir stadtauswärts gehen, so ist links das 
Poindeckerhaus, das um 1650 für die Kanzleien 
und für die Wohnung des kurfürstlichen Land 
richters diente. 
Die reichen Fenstereinfassungen, die sich 
auch den Nachbarhäusern mitteilten, erzählen 
uns von der seinerzeitigen Herrschaftlichkeit. Die 
heutige Passauerstraße war die seinerzeitige 
Schmiedgasse. Nebst der Heiligen Geist-Spital 
kirche war in der Schmiedgasse der Fran- 
kinger Hof das hervorragendste Gebäude. Das 
schöne Wappen, das das Haus ziert, ist jenes 
der Herren von Fränking. Da dieselben Land 
richter zu Schärding waren, so hieß es auch 
schon seit 1650 das Landrichterhaus, später 
wechselte es den Besitzer. 1639 gehörte es den 
Grafen von Tattenbach, um 50 Jahre später 
kam es an die Stadt. Bis 1809 wurde es als 
Kaserne benützt. 
Das heutige Passauertor schließt an den 
Frankinger Hof linksseitig an, den nördlichen 
Teil desselben bildete das heute dem Tischler 
meister Engl gehörige Haus. Das Passauertor 
hieß ursprünglich das Landrichter-, dann 
Prammer- und später Allerheiligentor, auch 
unterer Stadtturm beim Heiligentor. 
Zum Landrichtertor schreibt Lamprecht wie 
folgt: Die Tore waren nach damaliger Zeit 
stattlich und mit großem Aufwand erbaut. Das 
Tor sollte nicht uur verteidigen, es sollte auch 
repräsentieren; es sollte den Fremden, der die 
Stadt betreten wollte, schon von fernher, von 
außen verkünden, was innerhalb des Tores und 
hinter der Stadt steckt, und war das Tor nicht 
säuberlich, konnte es auch mit der Stadt nicht viel 
sein, drum schmückten die Altvordern ihre Tore 
sinnvoll und symbolisch, und eine Stadt ohne 
Mauern und Tore war ihnen nicht bloß ein 
Mann ohne Harnisch, sondern auch ein Mann 
ohne Rock. 
Heute nennen wir die Gasse, die von der 
Passauerstraße bei der Brauerei Kapsreiter ab 
zweigt und die gegen die Kirche führt, die 
Brunngasse, wohl deswegen, weil selbe früher 
bei dem früheren Auslaufbrunnen, der auf dem 
kleinen Platz stand, oorbeiführte. Früher hieß 
diese Gasse Schlossergassl. Die Verbindung vom 
unteren Stadtplatz zu diesen Brunnenplatz hieß 
ehedem Fleischgassl. 
Die Hofgasse führte vom Rathaus zum 
Schloß, das Schloßgassl von der Jnnbruckstraße 
zu letzterem. Die allgemein als Doschgassl be 
zeichnete Enge ist wohl auch zum Schloßgassl zu 
zählen, das sich vom Schlosse her in zwei 
Teile auseinanderging. 
Bei der Heiligen Geist-Spitalkirche vorüber 
kommen wir in die untere Kirchengasse. Der 
Pfarr- und Dechanthof bestand schon im Jahre 
1630 sowie gegenüber das Pfarrmesnerhaus. Der 
ganze Häuserblock gegenüber dem Pfarrhofe ab 
wärts gehörte zum Hlg. Geist Bürgerspitale. Er 
bildete den Spitalhof und diente als Wohnung 
für die verschiedenen Klassen der Spitalpfründ 
nern. Die Kirche wurde bekanntlich später zu 
einer Schmiede umgestaltet. Im Jahre 1809 
abgebrannt, wurde die Kirchenruine 1819 um 
260 fl. verkauft und im Jahre 1849 zu einem 
Wohnhause umgebaut. Das schöne gothische 
Kirchenportal aus dem Jahre 1496 allein blieb 
erhalten. Es wurde im Jahre 1909 behufs Er 
werbung des Portales von der k. k. Zentral 
kommission der Betrag von 5000 Kronen ge 
widmet und hiedurch kam das ehemalige Kir 
chengebäude in den Besitz der Stadtgemeinde. 
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