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müller). Dahinter stand das städtische Amtshaus
oder Fronfeste, später Schulhaus, heute Klein-
kinder-Bewahranstalt.
Vom sogenannten Schulhausbogen aus
setzt sich die Silberzeile an, aus der wir fol
gende Gebäude namhaft machen wollen:
Das Haus des Seifriedsbergerischen Bene-
fiziums (Ritzberger). Die Häuser des inneren
Rates Stadtbürgermeisters Johann Jsak Ortner,
Aufschlags - Einnehmer (Anna Baumgartner,
Pinter), des Stadtschreibers Job. Saigr (Apo
theke), Gallus Höraböckh, Lebzelter (Haus mit
Maria, heute Reiß).
Den Schluß bildete der obere Stadtturm
mit dem äußeren Stadttor. Links davon zweigt
die Amtsgasse (Ludwig Pflieglgasse) ab. Gewiß
erwähnenswert ist es, daß zur Zeit der bespro
chenen Straßenbenennung (1630) in dieser
Amtsgasse überhaupt kein Amtsgebäude war.
Das Haus der heutigen k. k. Bezirkshauptmann
schaft war zur selben Zeit eine Remise der
Bräuerei des Bräuers Matthäus Annich. (Baum
gartner). Ueberhaupt finden wir in der seiner
zeitigen Amtsgasse vier Remisenhäuser von Bräue-
reien, inmitten das Brauhaus.
Von der Amtsgasse dem Stadtplatze zu
war die Webergasse, der nunmehr der gelehrte
Sohn Schärdings Michael Denis den Namen gibt.
Die vier am Platze stehenden Häuser
waren unter den Großhändlern Jebinger und
von Schacky in einer Hand vereinigt und im
Jahre 1678 auf denselben von Jakob Schacky
das ewige Licht in der Pfarrkirche gestiftet.
Das Haus unter dem Schrot, auf welchem
1664 das Stadtkochgeschäft ausgeübt wurde, ist
heute Weinhandlung Pfliegl. Die frühere Dosch-
sche Brauerei gehörte zur angegebenen Zeit dem
bekannten Brauergeschlechte der Fünfleitner, die
schon 100 Jahre früher in Schärding seßhaft
waren.
Auch einer Metzgergasse hatte sich die Stadt
früher zu erfreuen. Aus derselben wurde die
Lamprechtstraße. Die Metzgergasse fand ihren
Abschluß in d?r Brauerei Annich die die Ver
bindung herstellt zwischen dieser und der Weber
gasse.
In letzterer finden wir auch das dem
Hans Veit von Leoprechting zu Grünau und
Malgersdorf, kurfürstlichen Landrichter und
Stadthauptmann zu Schärding gehörige Haus
(Reitinger), Geburtshaus des vaterländischen
Dichters und k. k. Hosrates in Wien Johann
Michael Denis. Nachbarhaus war das Zech-
haus der Färber und Weber, auch Manghaus
zugleich (Spechtenhauser). Im unteren Teil der
Metzgergasse schloß der Ortsraum „am Stein"
an mit der St. Sebastianskirche. Letztere be
stand als solche von 1638 bis 1779. Das
sogenannte Nagelschmiedhaus war das Haus
des Raspischen Benefiziums. „An den Stein"
schließt sich das Bruderhausgassl an. mit dem
sog. Baderhause, heute Kaltwasserheilanstalt,
deren Garten in alter Zeit als Stadtgottesacker
diente. Es ist noch erinnerlich, daß, als die
Wasserheilanstalt errichtet wurde, an dieser
Stelle große Mengen Menschenknochen ausge
graben wurden. Das Haus Nr. 98 war auch
das Totengräberhaus. Von der Sebastians
gasse in gerader Linie führt eine Gasse zur
Jnnbruckstraße. Erstere hieß die Sebastians
gasse, später Theatergasse, weil aus der Seba-
stianskirche später das Theater wurde.
Wir kommen damit in den Bereich der
Brauerei Balthasar Fünfleitner, der in der
kurzen Sebastiansgasse mst drei Hausnummern
vertreten ist. Die Brauerei (Gasthof zur Kaiser
krone) reicht mit ihrer Hauptfront in die Jnn
bruckstraße, früher Aichpüchlgasse. In der Jnn
bruckstraße aufwärts gegen die Stadt waren die
beiden Häuser des Besitzers des Edelsitzes
Mattau, des Herrn Jakob von Schönbrunn,
und dienten vordem lange Zeit als Amtssitz
des kurfürstlichen Pflegers und Kästners. Wir
kennen diese beiden Häuser als Webers Brauerei
und heute „Hotel Schärdinger Hos" und Carl
Palfinger. In der Nachbarschaft war der
kunstgeübte Gold- und Silberschmied Wilhelm
Haupmoltinger behauset (Mühlbacher), in dessen
nächster Nähe wir noch einer besonders zu er
wähnenden gewerblichen Werkstätte begegnen,
aus der manch schönes Stück der Nachwelt er
halten blieb, die Schlosserei im Grübl, mit den
drei Penningern, Vater, Sohn und Enkel und
Schwingseisen als Nachfolger. Diese schufen
bekanntlich das Presbyteriumgitter in Brunnen
thal (heute Steinermann).
Der alte Stadtturm, in dem sich heute
das Friseurgeschäft Lasinger befindet, war zur
Zeit unserer Betrachtung die Behausung des
kurfürstlichen Büchsenmachers, am Aichpüchltor,
und blieb das Büchsenmacherhaus bis gegen das
Ende des 19. Jahrhunderts.
Wir kommen nun zum Unteren Stadtplatz,
der auch heute noch den gleichen Namen trägt,
wie vor hundert Jahren und woran sich auch
in Zukunft nicht- ändern wird. Was sich an
demselben geändert hat, ist in jüngster Zeit ge
schehen. Im Jahre 1884 verschwand der
Floriani-Brunnen, 1914 wurde selber durch den
St. Georgsbrunnen ersetzt.
Am unteren Stadtplatz finden wir viele
interessante Häuser. Eine reiche Fassade, Erker
mit Bild und Inschrift trägt das Haus Nr. 179,
heute Uhrmacher L. Seitz gehörig, der das Haus
in durchaus gelungener und richtiger Art reno
vieren ließ. Es diente von 1755 bis 1782 als
Wohnung für die Priester der ehrwürdigen
„Kreuzer-Versammlung" an der Pfarrkirche.
In der gleichen Häuserreihe finden wir noch
zwei sehr beachtenswerte Gebäude, die ebenfalls
in ihrer Stilreinheit in keiner Weise verkürzt
wurden. Das reich mit Stukarbeit versehene