3
daß man die einzelnen Gegenstände den Meistern
in richtiger chronologischer Reihenfolge zuweisen
konnte.
Da in dem Sammelwerke I. E. Lamprechts
„Häuserverzeichnis der Stadt Schärding" die
Namen der bürgerlichen Meister bis in die Mitte
des XVI. Jahrhunderts eingetragen sind, ist es
möglich geworden, mit aller Bestimmtheit sagen
zu können, dieser oder jener Meister hat das
Stuck angefertigt; die Buchstaben jener Marke
besagen dies.
Namen der Meister, die vor mehr als 200
Jahren Klang und Bedeutung hatten, erscheinen
wieder und werden genannt. Eduard Kyrie.
Seit wann ist Scharding eine Stadt?
Bon Karl Grub er, Wien.
(Schluß.)
Wäre dies der Fall, dann hätte die dritte
Privilegiumsverleihung, welche im Jahre 1364
erfolgte und die wir mit der Feier des Jubel
festes anno 1864 zum Geburtsscheine der Stadt
stempelten, mehr Anrecht als einziges und wich
tigstes Hauptdokument zu gelten. Denn ein
markanter Wendepunkt in der Geschichte des
Gemeindewesens würde dann in der Zeitenfolge
das Jahr 1364 sein.
Wie weiter unten dargetan wird, trifft
dies aber nicht zu.
Die Privilegiumsverleihung unter Rudolf
IV. erfolgte, „weil in dem Kriege 1363—1365
— in welchem Tirol von Bayern an Oesterreich
verloren ging — die Bürger von Schärding so
mannhaft und tapfer für Oesterreich gegen die
anstürmenden Bayern gestritten und ihren Platz
so heldenmütig verteidigen halfen".
Zum Lohne ihrer Treue für Oesterreich
erteilte Herzog Rudolf IV. von Wien aus unterm
24. September 1364 den Schärdingern ein ehren
volles, belobendes Zeugnis und zum wohlver
dienten Preise alle Rechte und Freiheiten, wie
sie die Städte des Landes ob der Enns zu
Wasser und zu Land genossen; er erhob den
Ort Schärding, welchen er einen mit einem
schlechten unwehrlichen Zaune befestigten Markt
nennt, zu einer Stadt.
Der Geber dieses Stadtprivilegiums war
der Feind der Bayern. Ihm kümmerte die im
Jahre 1316 von den bayerischen Herzogen ge
gebenen Freiheiten blutwenig! Er verlieh seinem
neuen Besitz die Rechte einer oberöster
reichischen Stadt, die bayerischen Stadtrechte
der früheren Zeit bestanden für ihn einfach nicht!
Als im Jahre 1369 — nach 13-jähriger
österreichischer Herrschaft und nach fünfjähriger
Stadtherrlichkeit — Schärding wieder in den Besitz
der bayerischen Herzoge kam, scheinen dieselben
den Schärdingern ihre für Oesterreich bewiesene
Treue und Tapferkeit übel vermerkt und darum
die ihnen von früher her verliehenen Stadt
privilegien nicht anerkannt zu haben. Doch bald
gewannen sie die Ueberzeugung, daß die Schär-
dinger aufs Neue den angestammten Fürsten mit
Treue zu Willen standen; dieses macht sie
anderen Sinnes und sie bestätigten ihnen das
Stadtprivilegium. (Seite 84:)
Diese neuerliche Bestätigung hat sich aber
einzig und allein auf die früheren bayerischen
Privilegien aus den Jahren 1316 und 1348
gestützt; es wäre auch nicht gut denkbar, daß
bayerische Herzoge die oberennsischen Stadtrechte,
wie sie Herzog Rudolf IV. den Schärdingtrn
verlieh, höher eingeschätzt hätten als ihre eigenen,
von ihren Vorfahren gefertigten und besiegelten
fürstlichen Willensakte.
Am St. Aegidientag 1394 ddo. Straubing
anerkennt auch Herzog Albrecht !1. die den
Schärdingern bereits von seinen Vorvordern uud
von seinem Vater erteilten Privilegien und
bestätigt neuerlich alle Gnaden, Rechte, Gewohn
heiten und Handvesten. In diesem Bestätigungs
briefe nennt Herzog Albrecht II. sie ausdrücklich:
„die lieben getreuen Rat und Bürger gemainelich
Unnser Statt Schärdingen".
Wir kommen also wieder auf das Jahr
1316 zurück, als dem Jahre der Stadtrecht
verleihung.
Nun der Einwurf: Schärding ist in den
Dokumenten aus der Zeit nach 1316 bis 13ff4
als Markt bezeichnet morden.
Ich habe schon oben erwähnt, daß auch
nach dem Jahre 1364 — welches wir als
Geburtsjahr unserer Stadtrechte gelten lassen —
Schärding noch als Markt bezeichnet
wird; dieser Umstand kann daher der ersten
Stadtrechtsverleihung anno 1316 keinen Ab
trag tun.
Lamprecht schreibt in seiner Chronik Seite
86—87: „In der Stiftungsurkunde der ewigen
Frühmesse in die neuerbaute St. Georgenkirche
vom Jahre 1378 wird Schärding noch Markt
genannt! Und im Jahre 1381 — also 157 Jahre
nach der Stadtrechtsverleihung — verschreiben
der Rat, die Zechleute und Pfarrleute gegen
einen zum St. Georgen Gotteshaus verschafften
Krautgarten und einer Fleischbank in dem Markte,
dem Conraden, weiland Vicarius allhier, seiner
Mutter und seinem Stiefvater einen ewigen
Jahrtag zu halten unter des Marktes angehenden
Jnstgel".
Also trotz Stadtrechtsverleihung, trotz Gleich
stellung der Stadt Schärding mit den oberennsischen
Städten wird sie Markt genannt und unter des
Marktes anhangenden Jnsigel wird 17 Jahre
nach der Wohltat Rudolf IV. ein wichtiges Do
kument bekräftigt und besiegelt!
Man war eben damals auch konservativ
und wir dürfen uns nicht wundern, wenn sich
die Bezeichnung „Stadt" erst langsam einbürgerte