Ur. 1 — 11. Iahrg. Beilage j. „Kchärdiugev Wochenblatt" Jänner ISIS.
ei* JSammlep.
Mitteilungen des Vereines zur Erhaltung des Stadtmuseums und zur Erhaltung des bau
lichen Charakters der Stadt Schärding.
Inhalt: Der Oberinnviertler (Schluß). — Gewerbegeschichtliches aus Schärding. — Spenden.
Gewerbegeschichtliche« an« Schärding.
Der Innviertler Heimatkalender auf das
Jahr 1915 bringt den Anfang von einer Reihe
von Abhandlungen über die Entwicklung und
die Bedeutung des Gewerbes in unserer Stadt,
in der Zeit vor den napoleonischen Kriegen. —
Da diese Ausführungen sehr in das Gebiet der
engsten Heimatkunde gehören und die Gewerbe
geschichte der Stadt im Museum einen breiten
Rahmen einnintml, erscheint es angebracht, daß
diese Abhandlungen auch im Sammler Platz
finden, wohin sie eigentlich zunächst gehört hätten.
Die Unmöglichkeit jedoch, sich aus eigenen
Mitteln die Bildstöcke zu verschaffen, war zunächst
Ursache, daß daran seinerzeit Abstand genommen
wurde. — Nachdem die Abhandlung im Heimat
kalender freundliche Aufnahme gefunden hat und
überdies die von der Innviertler Heimatkunde
beschafften Bildstöcke behufs Nachdruckes im
Sammler zur Verfügung gestellt wurden, wurde
es auch möglich, nachträglich eingangs erwähnte
Abhandlung dem Sammler einzuverleiben. —
Damit ist erklärt, warum Letztere nicht vorerst
im Sammler erschienen ist, und damit glaubt
der Verfasser, auch den etwaigen Vorwürfen zu
begegnen, als ob derselbe Selbstgeschriebenes gern
zweimal drucken ließe.
Im Folgenden soll nicht die Gewerbetüchtig
keit von Einst und Jetzt verglichen werden —
das liegt fern ab. Es soll das Handwerk aus
einer Zeit einer Betrachtung unterzogen werden,
in welcher demselben im allgemeinen ein besserer
Nährboden eigen war.
Für die Gewerbetätigkeit in unserer Stadt
kommen hiebei zwei wichtige Momente, die sie
auf das Beste beeinflußten, in Betracht: die chur
bayrische Schloßhaltung und die günstige geschäft
liche Lage der Stadt. Der Brand des churfürst
lich bayrischen Schlosses im Jahre 1775 war der
Beginn des wirtschaftlichen Rückganges der Stadt.
Drr Obrrinnoiertle»'.
Von Herrn v. P r e e n.
(Schluß.)
Mit 16 Jahren wird er in die bäuerliche
Verbindung, Zeche genannt, aufgenommen. Im
Rahmen dieser bäuerlichen Verbindung kann er
seine überschüssige Kraft austoben lassen. Das
Raufen spielt überhaupt nunmehr eine bedeutende
Rolle und wird er deshalb einmal eingesperrt,
so ist das für ihn und für seinesgleichen durch
aus keine Schande. Schmerzlich empfindet ers
nur, wenn er „gebandelt" vom Gendarmen
durch den Ort geführt wird. Um diesen bitteren
Gang zu ersparen, werden die meisten bei der
Festnahme geständig.
Hat sich der Bursch ausgetobt, so hört das
Liebeln auf und an dessen Stelle tritt der Schatz.
Beim Militär hält er strenge Kameradschaft und
schaut aus die Staatskrüppel mit Verachtung
herab.
Die Militürjahre sind nicht spurlos an ihm
vorübergegangen, er hat gut gelernt- viel gesehen
und bringt manches Gute heim.
Der junge Bursch sucht alles auf, was
Leidenschaft erregt. Geistige Getränke, das
nationale Kegelspiel, „Anwenden" und Pferde
rennen. — Wie aus allem dem Gesagten zu
ersehen ist, ist das Völkchen sehr vergnügungs
süchtig und den Schluß bildet regelmäßig Rausch
und Liebe und Rauferei. — Der Arbeit tut dies
keinen Eintrag, höchstens dem Geldbeutel.
Lumpen und Faulenzer gibt es sehr wenige.
— Diesen launigen Schilderungen fügt der Ver
fasser einen Ausspruch Hansjörgs als Schluß
an, der einmal sagte: Alles laß ich mir gefallen
bei der ländlichen Jugend, das Trinken und Raufen,
nur sollen sie nicht das Billardspiel anfangen.
Und nun zu den Dirndln. Diese
spielen, im bäuerlichen Jungleben eine große
Rolle. Wenn man mit Aufmerksamkeit die blond-
zopfigen, blauäugigen, frischen Köpfe der Schul-
mädl betrachtet, hat man seine helle Freude mit
dieser echt germanischen Rasse. Aus der Schule
entlassen, beginnt das Mädchen den Dienst
mit der wenig beneidenswerten Stelle eines
„Kücherls". Die Kleine wird oft gehänselt von
Jung und Alt, sie gibt nach ihren Geistesgaben