Volltext: Der Sammler 9. Jahrg. 1913 (1913)

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Der Mitgliederstand hat sich gegen das 
Vorjahr zwar nicht wesentlich geändert, aber 
doch ein wenig verringert; er betrug 1912 im 
ganzen 159, davon 115 Mitglieder in Schärding 
und 44 auswärts. Von den auswärtigen Mit 
gliedern hat der Verein im abgelaufenen Jahre 
drei warme Freunde und treue Förderer durch 
den Tod verloren, es sind dies die Herren Hugo 
Ritter von Heben st reit, k. k. Statthalterei 
rat i. P. in Linz, Hans Obpacher, Rentner 
in München und Alois Hofmann, Gemeinderat 
und Hotelbesitzer in Amstetten. Hebenstreit war 
Mitbegründer des Musealvereines und seit dessen 
Bestand einer der treuesten und wohlwollendsten 
Förderer desselben; seiner kunstfertigen Hand 
entstammen auch die hübschen Aquarelle von 
Alt-Schärding, die sich im Museum befinden. 
Obpacher und Hofmann bewiesen sich als 
treue Freunde ihrer Heimat, beziehungsweise der 
Gefilde ihrer Jugenderinnerungen, daß sie stets 
ein freundliches Gedenken für Schärding be 
wahrten, das sie auch als warme Freunde und 
materielle Förderer unseres Museums zum Aus- 
drucke brachten. 
Von hiesigen Mitgliedern verloren wir durch 
den Tod Josef Kudrnka und Frau Karoline 
Seltenheim. 
Wir werden diesen, sowie allen unseren 
geschiedenen Freunden ein treues Andenken be 
wahren ; möge ihnen die Erde leicht sein! 
Der Besuch des Museums hat im vergan 
genen Jahre etwas nachgelassen, die Gründe 
hiefür werden im Tätigkeitsberichte des näheren 
erörtert werden. 
Ueber die Unternehmungen des Museal 
vereines kann sich dieser Bericht um so kürzer 
fassen, als je in dem allmonatlich erscheinenden 
„Sammler" das Wichtigste darüber zur Mit 
teilung und allgemeinen Kenntnis gelangte. 
Sehr erfreulich war im März 1912 die 
Veranstaltung des Vortragsabendes eigener 
heimischer Dichtungen seitens unseres geschätzten 
Mitgliedes, des Herrn Carl Gruber aus Wien, 
der ja seiner Vaterstadt Schärding, sowie den 
Bestrebungen des Musealvereines schon seit Jahren 
das wärmste Interesse entgegenbringt. Herr 
Gruber widmete den Reinertrag des Abends pro 
40 Kronen dem Musealvereine als Beitrag zur 
Wiedererrichtung des alten Stadtbrunnens. Es 
sei Herrn Gruber auch an dieser Stelle nochmals 
der wärmste Dank gesagt. 
der Vereinsmitglieder, sowie vieler anderer Be 
wohner unserer Stadt. Unter Führung des 
Präsidenten des vorher genannten bayerischen 
Vereines, des Herrn Regierungsrates Dr. Gröschl, 
sowie der Archivarin, Frau Kronenbitter, 
wurden nun alle Räume, und zwar sowohl die 
bereits fertigen, sowie noch zur Restaurierung 
bestimmten einer eingehenden Besichtigung unter 
zogen, nachdem noch vorher Herr Regierungsrat 
Dr. Gröschl, die interessante Baugeschichte des 
alten Schlosses in großen Umrissen den im 
braunen Marmorsaale versammelten Ausflüglern 
dargelegt hatte. Dem besten Danke, den unser 
Herr Vereinsobmann bei dem nach der Besich 
tigung der Burg in der Schloßtaverne abgehal 
tenen Jausenschoppen dem Vereine für Volkskunde 
für dessen Einladung und dessen Präsidenten für 
die liebenswürdige Führung und Erklärung aus 
sprach, schlossen sich die zahlreichen Anwesenden 
aus vollem Herzen an. 
Bei der am 6. Oktober 1912 in Linz unter 
dem Vorsitze Sr. Exzellenz, des Herrn k. k. Statt 
halters von Ober-Oesterreich, abgehaltenen Sitzung 
des Landesverbandes für Heimatschutz in Ober 
österreich, war der Musealoerein durch unser 
Mitglied, Herrn Friedrich Holzinge r- Tauf 
kirchen, vertreten. 
Was die Ermöglichung der Erwerbung des 
Schärdinger-Zinnes sowie einige andere Gegen 
stände aus der Konkursmasse Wieninger anbe 
langt, ferner die Musterung, Ordnung und 
Katalogisierung des dem Museum gehörigen 
Bücherschatzes, dann die dankenswerten photo 
graphischen Aufnahmen alter Bilder, Skulpturen, 
Grabsteine u. dgl. aus der Klosterzeit im Straf 
anstaltsgebäude in Suben durch Herrn Franz 
Pint er, endlich die weiteren Schritte zur 
Wiedererrichtung eines alten Stadtbrunnens, so 
wird der Tätigkeitsbericht auf diese Angelegen 
heiten des näheren eingehen. 
Nicht unerwähnt kann schließlich gelassen 
' werden, daß Herr Oberlehrer D e g n die im 
Bürgerspitalsgebäudc aufgestellte, im Jahre 1911 
aus dem Martl'schen Nachlasse erworbene Schär- 
dinger Weihnachtskrippe durch die gelungene 
; Herstellung eines richtigen und abschließenden 
Hintergrundes vervollständigte, indem er die ganze 
Rückwand, vor welcher sich die Krippe befindet, 
; mit einem morgenländischen Landschafts- und 
Stadtbilde zierte, was allseitige Anerkennung 
findet. Herr Degn darf des besten Dankes des 
Musealvereines hiefür versichert sein. 
Am 15. August 1912 unternahm der 
Musealverein über Einladung des bayerischen 
Vereines für Volkskunst und Volkskunde in 
München eine Wanderung nach Neuburg, um 
die teilweise schon in herrlichster Weise restaurierte 
alte Burg in allen ihren Räumen zu besichtigen. 
Welch' großes Interesse diesem Ausfluge entgegen 
gebracht wurde, zeigte die zahlreiche Teilnahme 
Wenn wir nun nach diesem Rückblicke die 
Bilanz für das abgelaufene Vereinsjahr aufstellen, 
so kommen wir wohl zu dem Schlüsse, daß ein 
Jahr stiller und ruhiger Kleinarbeit hinter uns 
liegt, in welchem keine größeren, nach außen 
schon auffallenden Aktionen zur Verwirklichung 
gebracht werden konnten; doch wird sicherlich
	        
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