Volltext: Der Sammler 5. Jahrg. 1909 (1909)

Kontrollors Stögers zu erhalten, welch letzteres 
ja eine stadtgeschichtliche Erinnerung im wahr 
sten Sinne des Wortes darstellt. 
Als zu bestimmen war, von welcher Künst 
lerhand die Grabdenkmale aus Neuburg her 
stammen, und die Ansicht sich Geltung verschaffte, 
es könnte der Meister Loy Hering von Eichstätt 
sein, übersandte Rat Leher für das Stadtmnseum 
eine Monographie Loy Herings, die mit zahl 
reichen herrlichen Bildern geschmückt, ein wahres 
Prachtwerk darstellt. 
Aus der Musealkorrespondenz ist des 
Weiteren zu ersehen, wie oft Rat Leher unserem 
jungen Unternehmen beigestanden. Wir haben 
daher alle Ursache, dem Verewigten ein freund 
liches dankerfülltes Gedenken zu bewahren. 
Kruzifixe. 
Im „Sammler" vom Monate August d. 
I. haben wir die Meinung ausgesprochen, daß 
es nach und nach gelingen könnte, eine Dar 
stellung der Marienverehrung zustande zu bringen, 
die in ihren Einzelheiten wohl weit in die ver 
flossenen Jahrhunderte zurückreichen würde. 
Nachdem die sämtlichen im Besitze des 
Museums befindlichen Bilder und Anrufungen 
Gebetbüchern entstammen, die ausschließlich bei 
unseren Vorfahren in Schärding in Verehrung 
standen, so kann auch der Einwand nicht er 
hoben werden, als ob eine solche Zusammen 
stellung über die Grenzen oder Ziele eines Orts 
museums hinausgingen. 
Ganz ähnlich ist es mit den Kreuzes 
darstellungen, die ja gemeiniglich kurz Kruzifixe 
genannt werden. Eine nicht unbedeutende Zahl 
solcher nennt das Museum sein eigen und wenn 
auch diese eine Zusammenstellung gesunden 
haben werden, so dürfte gar mancher Besucher 
überrascht schauen, was bisher Mangels an 
Raum von der Aufstellung zurückbehalten wer 
den mußte. 
sie aber noch auf den Kampfplatz angekommen 
waren, war die große Schlacht von Waterloo 
schon geschlagen. Europa war von Napoleons 
Joch für immer befreit. 
Mit Jubel begrüßten die Schärdinger die 
wieder durch ihre Stadt heimziehenden Krieger 
und als das Junviertel im Pariser Frieden 
wieder an Oesterreich kam, da fand in Schär 
ding eine festliche Beleuchtung statt und überall 
herrschte Freude und Begeisterung. 
Nach so vielen Leiden und Stürmen kehrte 
endlich Ruhe und Frieden in die liebliche Inn 
stadt ein. Allmählich hob sich Schärdings 
Wohlstand wieder und heute, hundert Jahre 
nach dem schrecklichen Bombardement, steht es 
reich und blühend da, eine Perle im Kranze der 
Städte unseres lieben Landes Oberösterreich. 
Dies sei nebenbei angeführt. Der Haupt 
zweck dieser Zeilen sei einem Aufsatze aus den 
„Deutschen Gauen", 10. Band, 5. Lieferung, 
Nr. 189— 90, gewidmet, der sich betitelt: Das 
Kruzifix, Zusammenstellung der stilistischen Merk 
male der Kruzifix-Darstellungen vom Jahre 
1000 bis 1800. 
Von Richard Wiebel, Pfarrer in Jrsee. 
Diese mit zahlreichen Abbildungen ver 
sehene kunstgeschichtliche Abhandlung ist ein Leit 
faden zur Erkennung und Bestimmung des 
Alters der Kreuzigungsdarstellungen. Am Schluß 
mit einer Uebersicht der Charakteristika für die 
einzelnen Zeitperioden, die es jedem Laien er 
möglicht, sich zu üben und so ein Urteil 
zu gewinnen. 
Die Absicht zu dieser hervorragend beleh 
renden Arbeit bringt der Verfasser in folgenden 
schlichten gemeinverständlichen Worten zur 
Geltung: 
„Es gibt nicht leicht ein Dorf, wo nicht 
ein älteres Kruzifix Aufmerksamkeit erregt oder 
verdient. Vielleicht ist es schon in Gefahr, durch 
ein neues recht schönes und preiswertes ersetzt 
und dem Händler darangegeben zu werden. 
Man muß den Leuten erklären, aus welcher 
Zeit ihr altes Kreuz stammt und was an ihm 
eigenartig ist. Wenn es auch kein berühmtes 
Kunstwerk istz hängen doch Erinnerungen daran. 
Sie werden es hochschätzen und in Ehren halten, 
sobald sie seine Sprache verstehen. 
Ohne viel kunstwissenschaftlichen Aufwand, 
wie der Verfasser sagt, geht derselbe sogleich auf 
die Merkmale ein, nach denen sich die Entsteh 
ungszeit eines Kruzifixes ungefähr bestimmen 
läßt. Da gerade in unserer Stadt und Um 
gebung alte Kruzifixe nicht selten vorkommen 
und in manchem Hause zu finden sind, so er 
scheint es wohl geboten, der Einteilung, wie 
selbe Pfarrer Wiebel sie uns vorführt, näher 
zu treten. Gar mancher Leser wird vielleicht 
aufmerksam und befragt sich, ob seines im Hause 
befindlichen Christus und achtet darauf, daß er 
nicht einem Händler zum Opfer fällt, der ihm 
einen Pappenstiel dafür gibt, wobei der Ver 
käufer um ein wertvolles Stück ärmer wird. 
Wir finden in der übersichtlichen Zusam 
menstellung der Zeit nach folgende Einteilung: 
A. Romanisch . vom Jahre 1000—1250 
B. Uebergang zum Gotischen 1250—1300 
C. Gotisch . . . vom Jahre 1300 -1380 
D. Spätgotisch. . „ „ 1380—1500 
E. Renaissanze. . „ „ 1500—1600 
F. Barock . . . „ „ 1600—1700 
G. Rokoko . . . „ „ 1700—1780 
H. Klassizistisch. . „ „ 1780—1800 
Für alle diese Zeiten, die für sich ja be 
kanntlich besondere Kunstrichtungen ihr eigen 
nennen, sind die folgenden Merkmale des Chri 
stus beschrieben:
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.