Volltext: Der Sammler 5. Jahrg. 1909 (1909)

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Preen - so viel als möglich, die Ordnung wieder her 
und General Legrand ließ zur Erreichung dieses Zweckes 
sogleich Patrouillen aussenden. 
tziemit war den wütenden Plünderungen Einhalt 
getan. Marschall Massena nahm das Stabsquartier im 
Brauhause Weißmann, in dem er bei seinem ersten 
Durchzuge 1805 gut aufgenommen war. 
Dort wurden die unerschwinglichen Kontributionen 
vorgeschrieben. Der Stadtbürgermeister Wishofer und 
dessen Ratsherr Anton Wieninger bemühten sich vergeblich 
von Massena eine mildere Behandlung für die Stadt zu 
erreichen, fußfällig bittlich wurde die Brauerstochter 
Maria Weißmann vor dem Marschall, der sich aber erst 
eines Besseren besann, als Landgerichtskontrollor Fer 
dinand Stöger mit dem Mute der Verzweiflung dem Mar 
schall Massena entgegentrat, worauf dieser der Stadt die 
Kontribution ganz erließ und die Lieferungen auf die 
Hälfte reduzierte. 
Das war der unerwartete Ausgang der bittlichen 
Vorstellungen, die dem Marschall Massena gemacht wurden, 
der gedroht hatte, die Stadt dem Erdboden gleich zu 
machen, wenn seine Befehle nicht pünktlichst vollzogen 
würden. Der Dank der Nachwelt gebührt am heutigen 
Erinnerungstage jenen, die in der denkbar schlimmsten 
Lage, in der sich die Stadt Schärding je befunden hat, 
den Mut besaßen, für diese zu bitten und einzustehen. Die 
auf dieses Kriegsunglück folgenden Zeiten waren noch 
lange nicht darnach angetan, das erlittene Unglück auch 
nur teilweise erträglich zu machen. Die Hilfe von auswärts 
war zu geringfügig, als daß davon gesprochen werden 
konnte. Die fortwährenden Kriege brachten ja allenthalben 
die größte Not und leere Staatskassen und es dauerte ja 
noch jahrelang, bis der gewaltige Korse niedergerungen 
war. Auch kam Schärding mit dem Jnnkreis unter fran 
zösische Herrschaft, um dann an Bayern zurückgegeben zu 
werden. Endlich 1816, im Jahre der fürchterlichen Hungers 
not, kam die Stadt wieder definitiv zu Oesterreich zurück. 
In der schweren Zeit von 1809—1816 hatte die zugrunde 
gerichtete Stadt keinen Schutz, denn Bayern, das ja ohne 
dies voraussah, daß dieser Landerwerb von Frankreichs 
Gnaden nicht von Dauer sein könne, kümmerte sich um 
die ruinierte Stadt nicht mehr und die nachbarschaftliche 
Hilfe war in diesem Falle nicht ausreichend. Endlich, mit 
bem Vertrage von München im Jahre 1816 kam der 
Frieden im wahren Sinne des Wortes. Die Feindselig 
keiten zwischen Oesterreich und Bayern hatten für immer 
ein Ende erreicht. Die früher durch Jahrhunderte 
so heiß umstrittene Inngrenze wurde zum bleibenden 
Friedensbande. 
Geehrte Herren des Gemeindeausschusses! Indem 
wir uns heute versammelt haben, um der Tage zu gedenken, 
in der in unserer Stadt Angst und Entsetzen herrschte, 
wollen wir uns dankbarst daran erinnern, daß uns dies 
zu erleben nicht beschieden war. Mit wenigen Ausnahmen 
kennt der größte Teil der hiesigen Stadtbewohner aus 
persönlicher Wahrnehmung nichts anderes als den Frieden, 
den nunmehr 43jährigen Frieden, den Kaiser Franz 
Josef seinem Reiche erhalten hat. Wenn wir uns bei 
solcher Rückerinnerung der Geschehnisse der letzten Tage 
entsinnen, die uns hart an den Rand eines fürchterlichen 
Krieges gebracht haben, und wenn wir wieder dabei er 
wägen, daß das drohende Kriegsgewitter durch das Macht 
wort des Kaisers gebannt wurde, da drängt es uns, 
dafür dankbar zu fern. Heute wollen wir uns voll Mit 
leid und Empfinden jener Zeit zuwenden, in der unsere 
Vorfahren so viel unter der Härte der Kriegsereignisse zu 
leiden hatten, wir wollen aber auch dankbar sein für die 
Zeiten des Friedens, die uns beschieden waren, und meine 
Bitte geht namens des Gemeindeausschusses dahin, der 
Bürgermeister möge diesen Empfindungen der Stadtgemeinde- 
Vertretung am heutigen Tage entsprechenden Ausdruck 
verleihen. 
Bürgermeister Herr Carl Altmann ergriff nun das 
Wort und hielt folgende Ansprache: 
Meine Herren! 
Gemeinderat Kyrle hat an den Bürgermeister 
die Aufforderung gerichtet, selber möge in Form einer Re 
solution der Empfindung Ausdruck verleihen, die die Stadt 
Schärding anläßlich der heutigen Gedenkfeier erfüllt. 
Vorerst habe ich die Herren Gemeindevertreter zu be 
fragen, wer von den Herren zu den Ausführungen des 
Gemeinderates Kyrle zu sprechen wünscht? 
Da sich niemand zum Worte meldet, so kann ich 
wohl annehmen, daß die Herren mit dem Gehörten ein 
verstanden sind. 
Demnach will ich namens des gesummten Ge 
meindeausschusses erklären, daß wir die Auffassung voll 
kommen teilen, daß aus Anlaß der heutigen Gedenkfeier 
den loyalen Gefühlen der Stadtbewohner Ausdruck ge 
geben werde. 
In diesem Sinne erlaube ich mir Ihnen nachfol 
gende Resolution zur Annahme zu empfehlen: 
„Die Stadtgemeinde-Vorstehung Schärding gedenkt 
in der außerordentlichen Sitzung vom 25. April 1909 der 
hundertsten Wiederkehr jenes Tages, an dem die Stadt 
Schärding durch feindliche Beschießung in einen Trümmer 
haufen verwandelt wurde und die Bewohner in Not und 
Elend gerieten. Erfüllt von der Erinnerung an die Lei 
den und Drangsale, welche die Vorfahren erdulden 
mußten, sowie eingedenk der jahrzehntelangen empfind 
lichen Folgen dieser traurigen Kriegsereignisse preist die 
Stadt Schärding die Segnungen des Friedens und blickt 
dankerfüllt für deren Erhaltung in unverbrüchlicher Treue 
zu ihrem erhabenen Monarchen empor". 
Wünscht jemand von den Herren das Wort zur 
Resolution? Wenn dies nicht der Fall ist, werden wir 
abstimmen. Iene Heren, welche mit der vorgelesenen 
Resolution einverstanden sind, mögen sich erheben. 
Einstimmig angenommen. 
Ich werde mir erlauben, den soeben von der 
Stadtgemeindevertretung gefaßten Beschluß respektive den 
Inhalt der Resolution zur Allerhöchsten Kenntnis zu 
bringen. Gleichzeitig spreche ich dem Gemeinderate Kyrle 
Namens der Stadtgemesndevertretung und Namens des 
Musealvereines den Dank aus. 
Die Sitzung ist geschlossen. 
Bei der Enthüllung der Gedenktafel am Rathause 
wurden vom Vorstande des Musealvereines Gemeinderat 
Eduard Kyrle eine Ansprache an die Anwesenden ge 
halten. Mit selber wurde die Gedenktafel in die Obhut 
des Bürgermeisters überstellt. Die Ansprache lautete: 
Geehrte Anwesende! 
Werte Bewohner der Stadt Schärding! 
Was vor nun hundert Jahren sich in unserer 
Stadt ereignet hat, ist bedeutend genug, auf daß es die 
Nachwelt festhält. Der 26. April 1809, dessen wir heute 
gedenken, ist der Höhepunkt einer ganzen Reihe von Un 
glücken, die seit dem Fahre 1775 über der die Stadt ge 
kommen sind, er war der ärgste, der vernichtendste Schlag 
für die Stadt. 
Unsere Vorfahren wurden in der Tat über Nacht 
ins Unglück gestürzt. Noch am 24. April war alles v 
in der sichersten Erwartung, daß es diesmal Oesterreich, 
das ungeheuere Kriegsrüstungen gemacht hatte, gelingen 
werde, Kaiser Napolen niederzuwerfen und so Deutschland 
von dem unerträglichen Drucke der Fremdherrschaft zu 
befreien. Aber alle Hoffnungen waren waren vergebens. 
Die österreichischen Armeen wurde bei Abensberg am 
22. April zurückgedrängt, und die Franzosen zogen in 
Eilmärschen donauabwärts, um über Passau und Schär 
ding möglichst überraschend in Oesterreich einzudringen. 
Die Ereignisse überstürzten sich und ehe man die 
herannahende Gefahr erkannte, standen die Franzosen 
vor den Toren unserer Stadt. 
Wie wohl dieselbe längst ihres verteitigungsfähigen 
Zustandes entkleidet war, schien es geboten, hier den 
Franzosen nachhaltigen Widerstand entgegenzuführen und 
den Einbruch derselben nach Oesterreich solange als tunlich 
hintanzuhalten.
	        
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