Volltext: Der Sammler 5. Jahrg. 1909 (1909)

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Jahresbericht 
des Musealveretnes in Schärding für das 
Jahr 1908, erstattet in der Jahresversammlung 
am 19. Dezember 1908. 
Bei Erstattung des Jahresberichtes drängt 
sich wohl in erster Linie die Erinnerung auf, 
daß heute oor einem Jahre an dieser Stelle noch 
ein Mann in vollster Tätigkeit und Gesundheit 
stand und den Jahresbericht pro 1907 erstattete, 
der nur wenige Tage später schon unerwartet 
in jenes Reich abging, aus dem es keine Wieder 
kehr mehr gibt. Sie wissen, wenn ich meine, 
es war dies der verdienstvolle erste Schriftführer 
der Musealgesellschaft und dann des Vereines, 
Oberlehrer Heinrich Rohrhofer; es seien ihm an 
dieser Stelle nochmals diese Worte der Erinner 
ung und des Dankes geweiht. 
Was nun die Tätigkeit des Ausschusses im 
abgelaufenen Jahre anbelangt, so werde ich 
mich in meinem Berichte nur auf die Tätigkeit 
im allgemeinen und in der Verwaltuug des Be 
stehenden beschränken, hinsichtlich der eigentlichen 
Tätigkeit des Sammelns und Erwerbens, der 
Einrichtung und Ausgestaltung des Museums 
wird Ihnen, geehrte Anwesende, unser Herr 
Obmann berichten. 
Der in der vorjährigen Hauptversammlung 
auf 3 Jahre von Ihnen gewählte Ausschuß 
konstituierte sich in der Ausschußsitzung am 
15. Jänner 1908 und bestimmte einstimmig fol 
gende Funktionäre: 
Vorstand: Herr Eduard Kyrle. 
Vorstand-Stellvertreter: Herr Georg Wieninger. 
Schriftführer: Herr Alois Deubler. 
Zahlmeister: Herr Anton Pfliegl. 
€bret eure hervorragenden Männer! 
Die Stadt Schärding hat jederzeit in wür 
diger Weise das Andenken an seine berühmten 
Söhne wach zu erhalten verstanden. Man darf 
nur an Denis und Lamprecht erinnern. 
Die nachfolgenden Zeilen verfolgen nun 
den Zweck, die Aufmerksamkeit auf einen hervor 
ragenden Gelehrten unseres Heimatlandes zu 
lenken, dessen Wiege in der nächsten Nähe von 
Schärding, in Maria-Brunnenthal, ge 
standen, auf den Jugenderzieher und Archäo 
logen Josef Gaisberger. Es wäre wohl 
Ehrenschuld der Gemeinde Brunnenthal und 
interessierter Persönlichkeiten, für eine kleine Ge 
denktafel in seinem Geburtsort Sorge zu tragen. 
Die äußeren Lebensschicksale Gaisbergers 
waren sehr einfach^). Die Jugendjahre des am 
6. Jänner 1792 zu Maria-Brunnental geborenen 
Knaben fielen in eine sturmbewegte Zeit, die 
auch seine Eltern hart mitnahm. Nichts desto 
') Vgl. über ihn G i t l b a u e r, Erinnerung an 
Joses Gaisberger im Jahresbericht XXX des Museum 
Franc. Carol. Linz sowie das Biogr. Lexikon von Wurz 
bach V. Band, S. S6. 
Herr Kyrle erklärte sich ferner bereit, zu 
gleich die Stelle des Kustos wie bisher weiter 
zuführen. 
Der hohe oberösterreichische Landtag hat 
über Ansuchen dem Museum eine Subvention 
von 100 Kronen gewidmet und müssen wir für 
solche größere Spenden sehr dankbar sein, da 
sich ja, wenn das Museum über mehr Mittel 
verfügen würde, noch manches erreichen ließe, 
was einstweilen als frommer Wunsch zurück 
gestellt werden muß. Jnsbesonders sind wir 
aber hinsichtlich dieser Subvention unserem ge 
ehrten Herrn Landtagsabgeordneten Markus 
Hölzl, sowie dem Herrn Handelspräsidenten 
R e i n i n g e r in Linz. die in wärmster Weise 
das Ansuchen des Musealvereines befürworteten, 
größten Dank schuldig. Der Ausschuß hat ent 
sprechende Dankschreiben hiesür abgeschickt. 
Die k. k. Zentralkommission für Kunst- 
und historische Denkmale unterstützte unsere Be 
strebungen in jeder Weise und auch materiell 
durch Zuwendung einer Subvention von 93 
Kronen 80 Heller als Vergütung der Auslagen 
für die Grabungen am Burgstall Waldegg; 
sie erhob ferner keine Einwendung dagegen, daß 
etwaige Funde dem Museum in Schärding über 
geben werden. 
Von Erwerbungen, welche den Ausschuß 
beschäftigten, sei vor allem erwähnt die Erwerb 
ung mehrerer Blätter einer alten Situations 
karte von Schärding und Umgebung, Handzeich 
nung aus dem 18. Jahrhundert, sowie zweier 
sehr seltener Flugschriften aus dem 16. Jahr 
hundert, betreffend die Verurteilung und Ver 
brennung des Lienhard Kayser in Schärding; 
endlich einer Handschrift des Stadtschreibers und 
weniger verstanden sich die schlichten Bauers 
leute im Hinblick aus die vortrefflicher Geistes 
anlagen ihres Kindes dazu, die großen Opfer, 
die das Studium gerade in dieser wirren Zeit 
erforderte, gern zu bringen. Ihr Streben wurde 
belohnt, als sich Josef Gaisberger dem Augu 
stiner Chorherrenstifte St. Florian zuwandte 
und im Jahre 1816 die erste Messe feiern 
konnte. 
Die Wahl des Stiftes St. Florian war 
für die Zukunft des jungen Priesters ausschlag 
gebend. Denn St. Florian nahm damals in 
geistiger Beziehung einen bedeutenden Aufschwung. 
Der Begründer der literarischen Epoche des 
Stiftes war Propst Johann Michael Ziegler, 
dessen Bestrebungen durch seinen feingebildeten 
Nachfolger Michel Arneth (1823—53) mit Er 
folg fortgesetzt wurden. Unter Ziegler empfingen 
die Geschichtschreiber Kurz, Chmel, Pritz, Gais 
berger und auch noch Stütz ihre Bildung und 
die Anregungen zu literarischem Auftretens. 
9 Diese Zeit schildert uns Mühlbacher in 
seinem unvollendeten Werke: Die literarischen Leistungen 
des Stiftes St. Florian (1905) S. 93—369.
	        
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