Volltext: Der Sammler 5. Jahrg. 1909 (1909)

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seiner Konfirmation bei einem Meister, des von 
ihm zu erlernenden Gewerbes einer Prüfung zu 
unterwerfen. 
Fiel dieselbe zur Zufriedenheit aus, dann 
begann die Lehrzeit, nachdem der Lehrkontrakt 
abgeschlossen und darin die Dauer der Lehrzeit 
und des Lehrgeldes festgestellt worden war. 
Die Aufnahme des Lehrlings erfolgte 
im K r e i s e der versammelten M e i - 
st er vor geöffneterLade mit einer A n- 
spräche des Vor st eher s. Der Lehrling 
mußte durch Ha n d s ch l a g geloben, „seinen 
künftigen Beruf mit Gott zu beginnen, durch 
Gehorsam, Treue, Aufmerksamkeit gegen seinen 
Meister und durch sittliche Aufführung ein 
würdiges Mitglied der Zunft 
und der menschlichen Gesellschaft zu werden". 
Als Glied der Familie trat er in das 
Haus seines Meisters, bis seine Erziehung nicht 
bloß für seinen Beruf, sondern fürs 
Leben vollendet mar, sein Frei 
spruch erfolgte und er Geselle wurde. 
Nun hatte er bei den meisten Zünften 
anzutreten, um seine Kenntnisse und Erfahr 
ungen durch Anschauung und Erlernung frem 
der Gemerbetüchtigkeit zu bereichern. War die 
Wanderschaft beendigt, so hatte der Geselle ein 
„Meisterstück" zu verfertigen, um seine Tüchtig 
keit in seinem gewerblichen Fache zu beweisen. 
Fortsetzung folgt. 
Schärdinger Reimatkarten. 
Das Diözesanarchiv in Linz besitzt eine 
Reihe sehr hübscher, illuminierter (kolorierter) 
Lithographien, die Ansichten aus dem Jnnviertel 
darstellen. Der Zeichner dieser Bilder (15X20 
Zentimeter) hat sich auf einem Blatte (Ried) 
verewigt, es ist ein gewisser B. W e i n m a n n. 
Es ist wahrscheinlich derselbe Künstler, der nach 
Würzbachs Biogr. Lex. das P a n o r a m a von 
Gmunden, ein sehr schönes, geschabtes Blatt 
in Großschmalquerfolio (ungefähr 1860—1860) 
nach der Natur gezeichnet und tu Stahl ge 
stochen hat und das in Salzburg als Verlags 
eigentum von G. Baldi bei A. Weteroth ge 
druckt wurde. Wohl auch derselbe Künstler, 
der das Panorama von Salzburg 
v o in M ö n ch s b e r g auf genommen und 
im gleichen Format in der Ober'schen lith. 
Kunstanstalt in Salzburg erscheinen ließ. 
Die Ansichten aus dem Jnnviertel bilden 
offenbar eine zusammengehörige Reihe. Auf 
dem Dache der Pfarrkirche von Braunau er 
scheint in Heller gefärbten Ziegeln die Jahrzahl 
1845, die Pfarrkirche von Ried zeigt noch den 
alten Turm, der 1854 durch Blitzschlag in 
Brand geraten ist. Also muß B. Weinmann 
diese Ansichten ungefähr um 1850 aufgenommen 
haben. Die Blätter aus dem Besitze des Diö- 
zesan-Archivs sind sehr hübsch koloriert. 
Es war nun unser Bemühen, diese schönen 
und interessanten Bilder einem größeren Publi- 
kuin zugängig zu machen und durch das freund 
liche Entgegenkommen des Diözesanarchivs in 
Linz, das uns die Reproduktion dieser Bilder 
erlaubte, und durch die liebeuswürdige Bereit- 
willigkeit des Herrn Hans Mittermann in Ried, 
der den Verlag übernahm, können wir einen 
Teil dieser Ansichten als Schärdinger 
H e i m a t k a r t e n demnächst erscheinen las 
sen. Da uns Herr Mittermann einen Teil des 
Reinerträgnisses dieser Karten zusicherte, sollen 
diese Karten nicht nur mithelfen, den Sinn für 
Heimatkunde da und dort zu wecken, sondern es 
soll dadurch der Schärdinger Heimatkunde auch 
eine Einnahmsquelle eröffnet werde, lind an 
solchen tut es uns not. 
Wie aus den Tagesblättern zu ersehen 
war, haben sich sämtliche heimatkundliche Gesell 
schaften des Jnnkreises zu einer „Innviertler 
Heimatkunde" zusammengeschlossen, deren 
Aufgabe im Allgemeinen in der Pflege des 
Heimatsinnes im Jnnviertel, im besonderen in 
der Erforschung des ganzes Gebietes zum 
Zwecke der Herausgabe von Bezirkskunden von 
Schärding, Ried und Braunau bestehen soll. 
Um einerseits den Sinn für die engere Heimat 
anzuregen und anderseits möglichst viele Persön 
lichkeiten zur praktischen Mitarbeit heranzuziehen, 
sollen in nächster Zeit verschiedene Wege be 
schritten werden. Als ein erster Schritt ist 
die Herausgabe von Heimatkarten zu betrachten. 
Diese Heimatkarten aber, die durchaus 
nicht mehr kosten werden als andere Ansichts 
karten, können uns durch das freundliche Ent 
gegenkommen des Herrn Verlegers einen nam 
haften Gewinn einbringen. Nur ist es not 
wendig, daß diese Karten fleißig gekauft und 
verschrieben werden. 
So erschlagen wir mehr als 7 Fliegen 
auf einen Streich, Die Heimatkarten sollen 
allenthalben auf unsere Tätigkeit aufmerksam 
machen, sollen überall hin melden, es gäbe eine 
Schärdinger Heimatkunde. Wer es sonst noch 
nicht erfahren, erfahre es durch diese Karlen. 
Außerdem versprechen diese Ansichtskarten sehr- 
hübsch zu werden — das kann man durchaus 
nicht von allen Karten behaupten. Wie inter 
essant ist es dann, bekannte Oertlichkeiten m so 
alten Darstellungen zu betrachten! Was hat 
sich alles verändert seit dem Jahre 1850! 
Diese Karten bringen unserer Gesellschaft einen 
materiellen Nutzen. Es ist jedermann leicht 
möglich, sich eine Sammlung dieser interessanten. 
Innviertler Ansichten anzulegen, denn ebenso 
wie in Schärding erscheinen solche Heimatkarten 
auch in Braunau und Ried. Da eine zweite
	        
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