Volltext: Der Sammler 5. Jahrg. 1909 (1909)

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Die Aufführung haben in freundlichster Weise 
Damen und Herren aus Schärding übernommen. 
Beginn 8 Uhr abends. Wieninger - Saal. 
Aufführung am 24. und 25. April 1909. 
Preise der Plätze: 
1. bis 6. Reihe Sitzplätze 2 Kronen 
7. „ 12. „ „ 1 Krone 50 Heller 
13. „ 15. „ „ 1 Krone. 
Für Stehplätze L 60 Heller werden nur 
60 Karten ausgegeben, da die beiden Gänge längs 
der Sesselreihen frei bleiben müssen. 
Vorverkauf bei Herrn Ve es, Buchdruckerei 
besitzer; für Sitzplätze ab Sonntag, den 18. April, 
10 Uhr vormittags. Stehplatzkarten sind an der 
Kasse zu haben. — Ueberzahlungen werden 
dankend angenommen. 
Für die Aufführung am Sonntag findet 
der Vorverkauf am Donnerstag, den 22. April, 
um 10 Uhr vormittags, bei Herrn V e e s statt. 
Das deutsche Zunftwesen im Milteialler. 
Von Josefine A4 t m a n n. 
In der ältesten uns historisch bekannten 
Zeit hat es weder ein Handwerk, noch weniger 
aber einen Handwerkerstand im heutigen Sinne 
gegeben. Von Hügeln, Wäldern und Sümpfen 
getrennt, lagen die germanischen -Gehöfte 
in völliger Abgeschiedenheit da. Der german 
ische Haushalt mußte so ziemlich alle Lebens 
bedürfnisse selber aufbringen, deren Befriedigung 
später das Handwerk und der Handel 
übernahmen. Die Hausväter ließen sich herbei, 
den Schmied, Zimmermann, Maurer, Bäcker, 
Schuster und Töpfer zu machen. 
Als aber in späteren Jahrhunderten sich 
auch in Deutschland Dörfer und Städte bil 
deten und die fortschreitende Gesittung sich nicht 
mehr mit der Befriedigung der bloß 
rohesten Lebensbedürfnisse begnügte, sondern die 
einfachen Produkte der bisherigen Tätigkeit des 
einzelnen mehr und mehr zu vervollkommnen 
und zu verschönen bestrebt war, entstand 
das Handwerk. Die häusliche Tä 
tigkeit ging allmählich in eine öffentliche 
über, und der Landbau und das Gewerbe 
errangen sich ihre eigene Lebensstellung. Das 
geehrteste, auch eines Freien für würdig erach 
tete Gewerbe war früher das eines Fertigers 
von Waffen und Schmuck. Ein tüchtiger Gold 
oder Waffenschmied stand bei seinen Volksgenos 
sen in hoher Achtung und Gunst und in der 
Sagenwelt genoß so ein Künstler „Wieland 
der Schmied" halb göttliches Ansehen. 
Als nach Ausbreitung des Christentums 
Kirchen und Klöster entstanden, Pflanzstätten 
des deutschen Handwerks und der Kunst, pflegten 
sich dort an Sonn- und Festtagen große Men- 
schenmaffen anzusammeln, die verschiedene Ver 
käufer anlockten, sodaß bald in solchen Orten 
regelmäßige Märkte enstanden. 
Es war bald notwendig, größere Hallen 
zur Unterbringung der Waren zu errichten, die 
man Kauf- oder G i I d e h a I l e n , für Tuch 
aber T u ch h a l l e n oder Gewandhäuser 
nannte. 
Bald wurde es aber den meisten Hand 
werkern zu umständlich, ihre Waren in Kauf 
hallen zu liefern; sie erbauten sich eigene 
Häuser mit Werkstätten und Läden. Meist 
siedelten sich die gleichartigen Handwerker neben 
einander an, da sie hierzu durch den Geruch, 
das Geräusch, die Feuergefahr, welche mit ihrem 
Gewerbe verbunden war, oder durch das Be 
dürfnis nach Wasser, wie die Gerber und 
Färber bestimmt wurden. 
So entstanden in den meisten alten 
Städten ganze Straßen gleichartiger Hand 
werker, welche auch nach ihnen benannt wur 
den, zum Beispiel in N ü r n b e r g die 
Schuster-, Schmied-, Weißgerber-, Leder-, 
Färber-, Fischer-, Zirkelschmied-, Psannenschmied-, 
Binder-, Nadler-, Schlotfegergaffe, der Häfner- 
platz, die Beckschlagergasse usw. 
Durch dieses alles wurden die Handwerker 
desselben Gewerbes in nähere Verbindmig ge 
bracht, es erwuchsen g e m e i n s a m e Inter 
essen uud daraus entstand allmählich auch 
gemeinsames Handeln. 
Viel zur Einigung der Gewerbe trugen 
auch die Schaugerichte bei, die die Güte und 
Originalität der M a r e n zu prüfen 
und durch einen Stempel, meist durch Eindrücken 
des Stadtwappens in die Waren, diese zu 
zeichnen hatten. 
Nach dem Erfahrungssatze „Einigkeit 
m a ch r st a r f" entstanden so um die Mitte 
des 12. Jahrhunderts die e r st e n Z ü n f t e. 
Ihr ursprünglicher Zweck war, durch einiges 
Zusammenhalten in handwerklichen 
Genossenschaften mit bestimmten Gesetz ihre ge 
samte Lebensexistenz zu sichern und zu regeln, 
so wie jede unbefugte Einmischung Dritter, nicht 
zu ihrer Genossenschaft Gehöriger, mit vereinten 
Kräften von sich abzuhalten. 
Das Wort „Zunft" ist aus einer Zu - 
s a m m e n z i e h u n g des Wortes „Z u s a m - 
in e n k u n f t" entstanden. Die Zünfte wurden 
auch Innungen., Gilden genannt. In „I n n - 
u n g" läßt sich ebenfalls eine Zusammenziehung 
erkennen, nämlich aus dem Worte „Einig 
er n g", während „G i I d e" in der ältesten 
deutschen Sprache „F a m i l i e" bedeutet. 
Die Mitglieder jeder Zunft zerfielen in 
3 Klassen: in Meister, Gesellen und 
Lehrlinge. 
„M eiste r" konnte nur der werden, der 
sich als vollkommen tüchtig in seinem 
Fache, sowie als sittlich unbescholten 
zeigte. Meister zu werden, war damals das 
höchste Ziel des Ehrgeizes. Wer zu dieser 
höchsten Stufe gelangen wollte, hatte sich nach
	        
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