Volltext: Der Sammler 5. Jahrg. 1909 (1909)

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Nun ist der Bau vollendet. 
Wir bitten Gott, daß er kein Unglück sendet. 
Danken ihm zu jeder Zeit 
Der Bauer und die Handwerksleut. 
(Reisdorf Nr. 1.) 
Betrachte, mein Leser, diese Werke, 
Die wir bauen auf dieser Erde, 
Die wir setzen ziemlich fest I 
Denn wir sind nur kurze Zeit. 
Willst Du, o Mensch, auf länger bauen. 
So mußt Du auch auf Gott vertrauen 
Und alles bauen dort hinein. 
Wo wir müssen ewig sein. 
Möchte Gott in diesen Jahren 
Vor Feuer diesen Bau bewahren. 
(Reisdorf Nr. 2.) 
Drei Namen unter einen Hut, 
Der Vierte ist, ders lesen tut. 
(Reisdorf Nr. 2.) 
Steh still, mein lieber Christ, 
Und schau, was da zu lesen ist, 
Bete ein Vaterunser ungesehn. 
Dann kannst Du gleich wieder weitergehn. 
Ich lebe und weiß nicht wie lang. 
Ich sterbe und weiß nicht wann, 
Ich gehe fort und weiß nicht wohin. 
Der Tod kommt und zeigt den Weg geschwind. 
(Kiesdorf Nr. 22.) 
Dies Haus ist mein und doch nicht mein. 
Und es wird auch nicht des Zweiten sein. 
Dem Dritten geht es auch wie mir, 
Der Vierte, der bleibt auch nicht hier. 
Der Fünfte wandert auch noch aus. 
Jetzt sag Du mir, wem ghört dies Haus? 
Wer da hat angezendet. 
Der hat sich von Gott gewendet. 
Der muß leben in Teufels Macht, 
Sonst hätt' er uns nicht um unser 
Hab und Gut gebracht. 
Was nützt mir ein schönes Haus, 
Wenn der Tod kommt, muß ich heraus. 
Muß fort in eine andre Welt, 
Wo jedem wird nach seinem Werk vergelt. 
Geh hin und schau den Andern an. 
Derjenige bei der oberen Tür, 
Schickt allen Narren her zu mir. 
(Die letzten Sprüche standen auf dem 
Hause Nr. 5 in Gersdors.) 
O Sünder, denk an den Tod und an das Gericht, 
Wie wird Dir da zu Mute sein. 
An Gottes Segen ist alles gelegen, wer den nicht hat. 
Kommt hier und dort zu spat. 
Dieser Stadel steht in Gottes Hand, 
Gott bewahre ihn vor Feuer und Brand. 
(Unter-Esternberg Nr. 11.) 
Mensch, Du lebst, weißt nicht wie lang, 
Mensch, Du stirbst und weißt nicht wann, 
Mensch, Du gehst, weißt nicht wohin. 
Wie kommts, daß ich so sorglos bin? 
(Hötzmannsdorf Nr. 8.) 
Wir bauen Häuser, hoch und fest 
Und bleiben hier nur fremde Gäst, 
Dort, wo wir sollen ewig sein. 
Baun wir gar wenig drein. 
(Weg Nr. 7.) 
Wein trinken macht fröhlich, 
Gott lieben macht selig, 
Lieben wir Gott und trinken wir Wein, 
So kommen wir alle ins Himmelreich nein. 
(Freinberg.) 
Wir Menschen leben so dahin 
Und nehmen es nicht acht. 
Daß ein jeder Augenblick 
Das Leben kürzer macht. 
Das ist das schönste auf der Welt, 
Daß Tod und Teufel nimmt kein Geld, 
Sonst müßte jeder arme Gsöll, 
Für den Reichen in die Hüll. 
(Beide Sprüche sind zu lesen auf dem 
Hause Bachl Nr. 4.) 
Geschichtliches üb er Esternberg. 
Zur Zeit als die Donau den Grenzstrom 
der römischen Provinz I^orioum gegen die am 
linken Ufer ansäßigen Germanen bildete, führte 
durch das heutige Gemeindegebiet von Estern- 
eine römische Straße. Sie führte, wie R. Tramp- 
ler in seiner Studie, betitelt „Joviacum“, das 
heutige Schlägen und seine Umgebung, darlegt, 
von Lojoäoro, dem heutigea Passau-Jnnstadt, 
über 8tanvio, das an Stelle des heutigen Engel 
hartszell gestanden haben dürfte, nach Jovioco, 
dem heutigen Schlägen, von dort nach Ovilavis- 
Wels und Uauriaeum-Enns (Lorch). Die Straße 
schlug jedenfalls dieselbe Trasse ein, wie die 
heutige Poststraße, die von Passau über Engel 
hartszell nach Schlägen führt, obwohl auf dieser 
etwa 40 Kilometer langen Strecke nur zwei 
spärliche Ueberreste der alten Römerstraße auf 
gefunden worden sind. Der nahezu senkrecht 
abfallende Felsen, auf welchem die Ruine Krem 
pelstein steht, bildete für die römischen Straßen 
baukünstler kein nennenswertes Hindernis. 
Fortsetzung folgt. 
Herausgeber: Der Museal-Verein Schärding. — Verantwortlicher Redakteur Ioh. Vees Schärding. 
Druck I. Bees, Schärding.
	        
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