Volltext: Der Sammler 5. Jahrg. 1909 (1909)

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Frau verdächtig vor und sie paßte auf, wer das 
Haus betrete. Da sah sie einen Mann, der um 
11 Uhr abends durchs Gaderl ging und um 
4 Uhr früh das Haus wieder verließ Sie 
fragte selbstverständlich den Pfarrer des Ortes, 
was sie bei dieser geheimnisvollen Sache machen 
müsse. Dieser gab ihr den Rat, den nächtlichen 
Besucher anzusprechen. Sie befolgte den Rat, 
fragte auch richtig den nächtlichen Besucher, welcher 
ihr darauf riet, unter der Türschwelie des Hauses 
nachzugraben, das weitere würde sie schon sehen. 
Sie grub nach und fand einen Hafen mit Kupfer 
geld, welches sie sofort zum Pfarrer trug mit der 
Bitte, Messen dafür zu lesen. Bon dieser Zeit 
an war der Spuk im Hause verschwunden. 
Roßbach (Lichtet). 
Eine alte Frau, die seiner Zeit als junges 
Madel in einem Hause wohnte, erzählte Folgen 
des : Zn nächster Nähe ihrer Heimat lag ein 
Waldstück, in dem sie eines Abends eine kleine 
Flamme sah. Sie ging auf diese Erscheinung los, 
um die Flamme näher zu betrachten. Da sah sie, 
daß es ein Lichte! war, ohne Halter und ohne 
Docht. Sie erschrak und hatte einen Fluch kaum 
ausgesprochen, als sie plötzlich einen Schmerz im 
Rücken spürte. Es war ihr, als ob man ihr ein 
Schaff mit kaltem Wasser den Rücken hinab- 
geschmtet hätte. Sie ging schleunig nachhause zu 
ihrem Vater und begann mit ihm zu beten. Ab 
und zu schaute sie nach dem Licht. Erst gegen 
11 Uhr, als sie mit dem Gebet zu Ende war, 
hatte das Lichte! auch aufgehört zu leuchten. 
Schloß Wilden« u.' 
Unweit dieses Ortes in der Richtung nach 
Asbach und St. Veit stand seinerzeit ein Holzel 
„Gstoaneret" genannt, wo man früher die an der 
Pest Gestorbenen begrub oder die in Kriegszeiten 
Gefallenen verscharrte. Von diesem Orte sagt 
man, daß es dort nicht geheuer sei. Die Sack 
drucker Mir! von Wildenau erzählte, daß sie zwei 
mal die Stelle im Walde, sie glich einer Kieß- 
grube, passierte und bemerkt habe, wie plötzlich 
ein Sturmwind sich erhob, die Gipfel der Bäume 
bog, und nach Verlassen des Waldes wieder auf 
hörte. Von Wildenau, dem schönen alten Schlosse, 
von dem leider nur noch ein kleiner Teil steht, 
sagt man allerlei im Volke. 1. Der alte Turm 
soll von Pilatus erbaut sein. 2. Das Schloß 
soll eine Raubritterburg gewesen sein. 3. Soll 
ein umerirdischer Gang nach Asbach geführt 
haben. Letzterer ist nur zum Teil Sage Es 
existieren in der Nähe von Asbach alte Gänge so 
genannte Erdstollen. 
Sch w eikersreut (Lichte! n). 
Will man nach dem Aveläuten durch eineu 
Gadern gehen, steht man ein Lichte! auf dem 
selben, das den Gadern öffnet. Es ging jemand 
öfter durch dieses Gader, ohne etwas zu sagen. 
Das Lichte! öffnete stets demselben. AIs aber der 
Betreffende einmal „Gellsgott" sagte und ein 
Vaterunser betete, wars damit aus. Niemals 
wurde das Lichtei wieder gesehen. 
Schweikersreut (schwarzer Hund). 
Beim Hamerl in Kesselberg hielten sie einen 
schwarzen Hund als Hofhund, der zu gewissen 
Zeiten (Meitennacht) absolut nicht zuhause zu 
halten war. Man legte ihn an die Kette, sperrte 
ihn auf dem Boden ein, Alles nützte nichts, er 
war immer verschwunden. Man sagte, daß er zum 
nahen Schacher, „Hochstraß" genannt, gelaufen 
sei, um dem „Wilden Gejaid" sich anzuschließen. 
Hände nberg. 
Beim Schiederer in Handenberg ist die 
Mutter eines Knechtes gestorben. Diese hatte sich 
während der. Krankheit nach Deggendorf ver 
sprochen. Sie konnte die Wallfahrt nicht mehr 
ausführen, weil der Tod sie zu schnell über 
raschte. Bald nachher erschien sie ihrem Sohne 
und bat ihn, die versprochene Wallfahrt auszu 
führen, damit ihre arme Seele erlöst werde. Er 
folgte der Weisung und trat die Wallfahrt an. 
Viele Schwierigkeiten mußte er ans dem Gang 
nach Deggendorf überwinden, sodaß er kaum 
glaubte, noch das Ziel zu erreichen. Nach ge 
taner Wallfahrt zurückgekehrt, erkrankte der Knecht 
und starb alsbald darauf. 
St. Veit bei Roßbach (H ü h n e r l ä u s e). 
Die alle Frau erzählte mir, daß sie in ihrer 
Jugend als Näherin viel herum kam, zu jeder 
Tag- und Nachtzeit unterwegs war und keine Furcht 
kenne aber, sagte sie, die Zigeuner sind zu scheuchen. 
Einstmals kam so eine Zigeunerin in ihre Stube 
und wollte absolut Milch haben, worauf spöttisch 
die Näherin sagte: „G'rad für die hab ich die 
Milli aufgestellt, da gibt's nix". Die Frau ent 
fernte sich daraus ihr nachrufend, das wird dich 
noch gereuen. Es ging nicht lang her, spürte die 
Näherin und die noch in der Stube waren ein 
unangenehmes Jucken und Beißen am Körper. Es 
stellte sich bei näherer Nachforschung heraus, daß 
sie alle Hühnerläuse bekommen haben. Sie zogen 
sich aus, wechselten die Kleider, wuschen sich, aber 
trotz alledem blieben'die Läuse bei ihnen. Da kam 
die alte Frauscherin des Weg's die davon gehört 
hatte und bot den Armen ihre Hilfe an mit den 
Worten „Das wern mar glei haben". Sie nahm 
drei Läuse deren Farbe rot war, (die verhexten 
Läuse sind an dieser Farbe zu erkennen) ftecfte^fie 
in einen Federkiel, der auf beiden Seiten versiegelt 
wurde und warf denselben ins Feuer. Bald darauf 
Verliesen die anderen Läuse ihre' Körper. Es würde 
hier zu weit führen auf die Bedeutung dieser Er 
zählung näher einzugehen, nur eines sei gesagt, daß 
unter die „Lichteln" die armen Seelen zu verstehen 
sind, die noch nicht zur Ruhe gekommen sind. 
Herausgeber: Der Museal-Verein Schärding. — Verantwortlicher Redakteur 
Druck I. Bees, Schärding. 
I o h. V e e s. Schärding
	        
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