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Frau verdächtig vor und sie paßte auf, wer das
Haus betrete. Da sah sie einen Mann, der um
11 Uhr abends durchs Gaderl ging und um
4 Uhr früh das Haus wieder verließ Sie
fragte selbstverständlich den Pfarrer des Ortes,
was sie bei dieser geheimnisvollen Sache machen
müsse. Dieser gab ihr den Rat, den nächtlichen
Besucher anzusprechen. Sie befolgte den Rat,
fragte auch richtig den nächtlichen Besucher, welcher
ihr darauf riet, unter der Türschwelie des Hauses
nachzugraben, das weitere würde sie schon sehen.
Sie grub nach und fand einen Hafen mit Kupfer
geld, welches sie sofort zum Pfarrer trug mit der
Bitte, Messen dafür zu lesen. Bon dieser Zeit
an war der Spuk im Hause verschwunden.
Roßbach (Lichtet).
Eine alte Frau, die seiner Zeit als junges
Madel in einem Hause wohnte, erzählte Folgen
des : Zn nächster Nähe ihrer Heimat lag ein
Waldstück, in dem sie eines Abends eine kleine
Flamme sah. Sie ging auf diese Erscheinung los,
um die Flamme näher zu betrachten. Da sah sie,
daß es ein Lichte! war, ohne Halter und ohne
Docht. Sie erschrak und hatte einen Fluch kaum
ausgesprochen, als sie plötzlich einen Schmerz im
Rücken spürte. Es war ihr, als ob man ihr ein
Schaff mit kaltem Wasser den Rücken hinab-
geschmtet hätte. Sie ging schleunig nachhause zu
ihrem Vater und begann mit ihm zu beten. Ab
und zu schaute sie nach dem Licht. Erst gegen
11 Uhr, als sie mit dem Gebet zu Ende war,
hatte das Lichte! auch aufgehört zu leuchten.
Schloß Wilden« u.'
Unweit dieses Ortes in der Richtung nach
Asbach und St. Veit stand seinerzeit ein Holzel
„Gstoaneret" genannt, wo man früher die an der
Pest Gestorbenen begrub oder die in Kriegszeiten
Gefallenen verscharrte. Von diesem Orte sagt
man, daß es dort nicht geheuer sei. Die Sack
drucker Mir! von Wildenau erzählte, daß sie zwei
mal die Stelle im Walde, sie glich einer Kieß-
grube, passierte und bemerkt habe, wie plötzlich
ein Sturmwind sich erhob, die Gipfel der Bäume
bog, und nach Verlassen des Waldes wieder auf
hörte. Von Wildenau, dem schönen alten Schlosse,
von dem leider nur noch ein kleiner Teil steht,
sagt man allerlei im Volke. 1. Der alte Turm
soll von Pilatus erbaut sein. 2. Das Schloß
soll eine Raubritterburg gewesen sein. 3. Soll
ein umerirdischer Gang nach Asbach geführt
haben. Letzterer ist nur zum Teil Sage Es
existieren in der Nähe von Asbach alte Gänge so
genannte Erdstollen.
Sch w eikersreut (Lichte! n).
Will man nach dem Aveläuten durch eineu
Gadern gehen, steht man ein Lichte! auf dem
selben, das den Gadern öffnet. Es ging jemand
öfter durch dieses Gader, ohne etwas zu sagen.
Das Lichte! öffnete stets demselben. AIs aber der
Betreffende einmal „Gellsgott" sagte und ein
Vaterunser betete, wars damit aus. Niemals
wurde das Lichtei wieder gesehen.
Schweikersreut (schwarzer Hund).
Beim Hamerl in Kesselberg hielten sie einen
schwarzen Hund als Hofhund, der zu gewissen
Zeiten (Meitennacht) absolut nicht zuhause zu
halten war. Man legte ihn an die Kette, sperrte
ihn auf dem Boden ein, Alles nützte nichts, er
war immer verschwunden. Man sagte, daß er zum
nahen Schacher, „Hochstraß" genannt, gelaufen
sei, um dem „Wilden Gejaid" sich anzuschließen.
Hände nberg.
Beim Schiederer in Handenberg ist die
Mutter eines Knechtes gestorben. Diese hatte sich
während der. Krankheit nach Deggendorf ver
sprochen. Sie konnte die Wallfahrt nicht mehr
ausführen, weil der Tod sie zu schnell über
raschte. Bald nachher erschien sie ihrem Sohne
und bat ihn, die versprochene Wallfahrt auszu
führen, damit ihre arme Seele erlöst werde. Er
folgte der Weisung und trat die Wallfahrt an.
Viele Schwierigkeiten mußte er ans dem Gang
nach Deggendorf überwinden, sodaß er kaum
glaubte, noch das Ziel zu erreichen. Nach ge
taner Wallfahrt zurückgekehrt, erkrankte der Knecht
und starb alsbald darauf.
St. Veit bei Roßbach (H ü h n e r l ä u s e).
Die alle Frau erzählte mir, daß sie in ihrer
Jugend als Näherin viel herum kam, zu jeder
Tag- und Nachtzeit unterwegs war und keine Furcht
kenne aber, sagte sie, die Zigeuner sind zu scheuchen.
Einstmals kam so eine Zigeunerin in ihre Stube
und wollte absolut Milch haben, worauf spöttisch
die Näherin sagte: „G'rad für die hab ich die
Milli aufgestellt, da gibt's nix". Die Frau ent
fernte sich daraus ihr nachrufend, das wird dich
noch gereuen. Es ging nicht lang her, spürte die
Näherin und die noch in der Stube waren ein
unangenehmes Jucken und Beißen am Körper. Es
stellte sich bei näherer Nachforschung heraus, daß
sie alle Hühnerläuse bekommen haben. Sie zogen
sich aus, wechselten die Kleider, wuschen sich, aber
trotz alledem blieben'die Läuse bei ihnen. Da kam
die alte Frauscherin des Weg's die davon gehört
hatte und bot den Armen ihre Hilfe an mit den
Worten „Das wern mar glei haben". Sie nahm
drei Läuse deren Farbe rot war, (die verhexten
Läuse sind an dieser Farbe zu erkennen) ftecfte^fie
in einen Federkiel, der auf beiden Seiten versiegelt
wurde und warf denselben ins Feuer. Bald darauf
Verliesen die anderen Läuse ihre' Körper. Es würde
hier zu weit führen auf die Bedeutung dieser Er
zählung näher einzugehen, nur eines sei gesagt, daß
unter die „Lichteln" die armen Seelen zu verstehen
sind, die noch nicht zur Ruhe gekommen sind.
Herausgeber: Der Museal-Verein Schärding. — Verantwortlicher Redakteur
Druck I. Bees, Schärding.
I o h. V e e s. Schärding