Volltext: Der Sammler 5. Jahrg. 1909 (1909)

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Den Herren Hugo von P r e e n, Guts 
besitzer und akademischer Maler in Osternberg bei 
Braunau am Inn und Fritz Holzinger, 
Lehrer in Taufkirchen bei Schärding, sowie einigen 
anderen Festzugsteilnehmern aus dem Jnnviertel 
ist es gelungen, weitere Kreise für das Zustande 
kommen eines Innviertler Trachten- 
f e st e s zu interessieren. Die hiezu nötigen Vor 
arbeiten sind schon im vollsten Gange. Das Trach 
tenfest soll im Mai (wahrscheinlich zu Pfingsten) 
1909 im Dorfe Tanfkirchen bei Schärding abge 
halten werden Was Männer von Oberösterreich, 
speziell vom Jnnviertel nur im Fluge geboten, 
wird Taufkirchen ergänzen und ausgestalten. Die 
Veranstalter haben nicht eine Stadt, sondern den 
kleinen, aber schön im Pramtale gelegenen Ort 
Taufkirchen zum Schauplatz gewählt, um dem 
ländlichen Feste auch den nötigen Hintegrund zu 
geben. Es sollen bei dem Feste nicht nur die 
alten, malerischen Volkstrachten, die leider immer 
mehr und mehr verschwinden und durch neu- 
modische eintönige Fabriksware verdrängt werden, 
vor Augen geführt werden, es soll auch — und 
dies ist der Schwerpunkt des ganzen Festes — 
allen Zuschauern gezeigt werden, wie das Jnn- 
viertlervolk lebt, welche Sitten und Gebräuche es 
bei seinen ländlichen Festlichkeiten umgeben. 
Wie bemi Festznge in Wien wird auch in 
Taufkirchen ein goldener Hochzeitszug den Haupt 
ruhepunkt des Festes bilden. Der Hochzeitszug 
mit allem was dabei alter Brauch ist, bleibt ein 
mal ein Hauptbestandteil ländlicher Feste Nach 
Beendigung des Hochzeitszuges folgt ein Festmahl 
mit alten gebräuchlichen Zeremonien und Sprüchen, 
ein Bild längst vergangener Zeit. Abwechselnd werden 
Tänze des Volkes, sowie ländliche Spiele in bunter 
Reihenfolge wechseln. Großer Wert wird auf die 
selten mehr geübten Gesellschaftsspiele, welche beim 
Landvolk die Erntefeste und die Drischlegfeier ver 
schönerten, gelegt Auch wird gezeigt, wie sich das 
Landvolk in alten Zeiten die langen Winterabende 
in der Bauernstube (Roasstuben) durch allerlei 
Kurzweil und ergötzliche Spiele zu vertreiben 
suchte. Noch ein eigenartiger Aufzug wird ge 
boten werden. Es ist dies der volkstümliche 
Stephaniriit, der heute noch in der Schwandtner- 
gegeud (oberes Jnnviertel) von den dortigen 
Bauern abgehalten wird. Der Stephaniritt ist 
eine Abart des Leonhardirittes, der sich aber im 
Laufe der Zeit vom kirchlichen Gepräge losgelöst 
und jetzt weltlich geworden ist. Dieser alther 
gebrachte Ritt war schon für den Wiener Festzug 
vom Leiter der ober-österreichischen Gruppe ge 
plant, scheiterte aber an den großen Kosten, die 
dadurch erwachsen wären. Die Schwandtnerbauern 
erklärten sich gerne bereit, in der alten kleidsamen 
Tracht diesen Ritt auszuführen. Bei dem Feste in 
Taufkirchen wird auch dem volkstümlichen Gesänge 
Rechnung getragen werden. Nicht nur heimische 
Kräfte, sondern auch aus der KirchheimeraGegend 
werden sangeskundige sogenannte „Zechen" echten, 
bodenständigen Gesang bringen. 
Da dem Feste schon jetzt das regste In 
teresse entgegengebracht wird, läßt sich hoffen, daß 
auch Gäste von weither an dem Feste teilnehmen 
werden. Für die Unterkunft wird Vorsorge ge 
troffen werden. Sollte der Besuch so rege wer 
den, daß Taufkirchen die werten Gäste nicht alle 
beherbergen kann, so können dieselben ihre Zu 
flucht in das Nachbarstädtchen Schärding a. Inn 
nehmen, das in mehrfacher Beziehung den Frem 
den Sehenswertes bietet. Besonders gilt dies bei 
dem hochinteressanten Lokalmuseum, welches wert 
ist, von den Freunden der Volkskunde eingehend 
besichtigt zu werden. 
Osternberg und Taufkirchen im Jänner 1909. 
F. H. 
Beitrag zur Beimatforscbung. 
Sagen und Geschichten. Von H. von Preen 
Nach jahrelanger vorbereitender Arbeit ist 
es endlich geglückt, alle Kräfte, die sich für Hei 
matkunde des Bezirkes. Braunau interessieren, 
zu vereinigen. Dem schon bestehenden Museal 
verein in Braunau wurde das Arbeitskomitee des 
Bezirkes angegliedert unter dem Vorsitze des Herrn 
Oberlehrers S ch I i ck i n g e r aus Mattighofen. 
Schon bei mehreren Versammlungen, in denen 
Vorträge gehalten wurden, konnte man die Ueber 
zeugung gewinnen, daß unsere langjährigen Be 
mühungen den Boden für die projektierte Gesamt- 
täligkeit des Bezirkes vorzubereiten, nicht umsonst 
waren. Mit großer Freude vernahmen wir auch 
die Kunde, daß nach unserem Beispiele die nach 
barlichen Bezirke gewillt sind, eine gleichartige 
Tätigkeit zu beginnen. 
Um den Winter nicht unbenutzt verstreichen 
zu lassen, hat man sich geeinigt die Mitglieder der 
Landbezirke zu ersuchen, alle Sagen und Ge 
schichten, deren sie habhaft werden können, nieder 
zuschreiben Nun setzte eine allgemeine Tätigkeit 
ein, die auch. bald mit Erfolg gekrönt wurde. 
Zuerst glaubte man nicht an den Erhalt eines 
erschöpfenden Materials, aber bald wurde man ge 
wahr, daß mehr als man geglaubt, noch zu finden 
ist. Wir suchten einfach nach alten Leuten und 
ließen uns Allerlei erzählen. Einiges, was ich 
von einer alten Frau erfahren und was sie selbst 
erlebt, will ich hier niederlegen, als Beispiel und 
Aufmunterung zur weiteren Forschung auf diesem 
Gebiete. 
A^i s der Höhnfarter Gegend. 
Beim Häusl in Hueb hieß es, war der Be 
sitzer der Sölden wegen Schwärzen auf einige 
Zeit .eingesperrt. Seine junge Frau mit den 
Kindern, die zurückgeblieben, die einzigen Be 
wohner des Hauses waren hörten jeden Tag von 
1l Uhr nachts an ein Geräusch auf dem Boden, 
das dem einer Getreidemühle ähnlich war. Um 
4 Uhr früh war wieder alles ruhig. Es kam der
	        
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