Volltext: Der Sammler 2. Jahrg 1906 (1906)

Gkt. 1906, 
2. Iahrg. Beilage x«m Schärdingev Mocheutzlatt 
Mitteilungen der Gesellschaft zur Gründung und Erhaltung einer städtischen Sammlung 
und zur Erhaltung des baulichen Charakters der Stadt Schärding. 
Inhalt: 10. Sitzung des Arbeitsausschusses. — Das fertiggestellte Denkmal. 
Erzählendes: Der Haudwerksgruß. 
Zuwendungen. 
Tagesordnung 
x«r 10 Sitzung des Artzeits-Ansschnsses 
am 18. Oktober 1906. 
1. Bericht über die bisher gemachten Ein 
richtungen im Städtischen Museum. 
2. Bericht über die Besuche des Herrn 
Konservators Prälat Konrad Meindl und 
Dr. Hauser von der Zentralkommission. 
3. Beschlußfassung über die weitere Aus 
gestaltung des Museums. 
4. Bestimmung der Tagesordnung für die 
am 22. Dezember stattfindende 2. Jahres-Ver- 
sammlnng. 
5. Beschlußfassung über die Bestallung eines 
Dieners. 
Der erste Punkt der Tagesordnung wurde 
gleichzeitig mit Punkt 3 behandelt und der Be 
schlußfassung unterzogen. 
Die bisher gemachten Aufstellungen im 
städtischen Museum fanden die Zustimmung des 
Arbeitsausschusses und wurde es als zweckmäßig 
erklärt, in der Aufstellung keine Pause eintreten 
zu lassen, sondern nach Maßgabe des Vorha ir 
denen die Zimmer in folgender Reihe fertigzu 
stellen: Vaterlands, und Stadtgeschichte, Bürger- 
! zimmer, Geschichte der Umgebung und Bauern 
stube. Das Archiv, das ebenerdig untergebracht 
werden soll, soll am kommenden Frühjahr an den 
richtigen Platz kommen, und wird hierüber erst der 
Beschluß des Gemeindeausschusses einzuholen sein. 
Zu Punkt 2, Besuch des hochw. Herrn 
Konservators Prälaten Konrad M e i n d l von 
Reichersberg, worüber berichtet wurde, wäre nach 
zutragen, daß am Tage nach stattgehabter Arbeits- 
Ausschußsitzung seitens des Herrn Konservators 
ein Schreiben an die Musealgesellschaft einlangte, 
in dem der empfangene Eindruck in folgender Art 
zur Kenntnis gebracht wurde: 
Der Vj<tndwerk$3ru$$. 
Es war in den alten Zeiten keine bloße s 
Formel, wenn von dem Handwerksgruße ge- 1 
sprachen wurde. Was man darunter verstanden 
hat, war mehr als ein Gruß. Der gebrachte 
Gruß wurde oft zur Verbindlichkeit für die Be 
teiligten. 
Der Handwerksgruß wnrde von den wan 
dernden Gesellen gebracht und wurde von dem 
angesprochenen Herrn, sowie von den in der 
Werkstatt beschäftigten Gesellen in einer bestimmt 
vorgeschriebenen Weise erwidert. Auch die Jungen 
waren gehalten, einem Gesellen, dem Zuspruch 
gewährt wurde) untertänig zu sein. 
Die einzelnen Ordnungen der ehrsamen 
Handwerke, wie dieselben aus dem 17. Jahr 
hundert und auch noch später vorliegen, haben den 
HandwerkSgruß genau vorgeschrieben, und je mehr 
ein Handwerkerstand auf sein Ansehen bedacht 
war, desto bestimmtere Grenzen waren dem 
Meister, dem Gesellen und dem Lehrjungen in 
Ausübung ihrer Standesgemeinschaft gezogen. 
Am heikelsten mag es zu selben Zeit wohl im 
Lebzelter- und Wachsziehergewerbe hergegangen 
sein, das die vornehmste Stelle unter den Zünften 
innehatte. Dieses Handwerk hatte den Vorrang 
bei allen Prozessionen und beim Fronleichnams 
zuge ging selbes unmittelbar nach dem Himmel. 
Auch gab es von keinem Anderen ehrsamen Hand 
werke ein eigens gedrucktes Büchl da 
rüber, wie sich die Meister und Standesaugehö- 
riqen in ihrem Handwerke zu betragen und zu 
verhalten Hütten. 
Dieses ebenso saubere als lesenswerte Büch 
lein trägt am ersten Blatte den Namen des Patrons 
des Gewerbes, den Erzengel Gabriel, der dargestellt ist 
mit dem flammenden Schwerte und mit der Wage der 
Gerechtigkeit in den Händen. Die Sünde in der 
bekannten Gestalt des besiegten Lindwurms wälzt 
sich ohnmächtig zu seinen Füßen. 
„Ein wohl ehrsames Handwerk der Lebzelter- 
Hauptlade in der bayerischen Haupt- und Regie 
rungsstadt Landshut gibt eine gründliche Unter 
richtung, wie sich in diesem Handwerk ein aufge 
dingter Lehrjung und ein frey ledig gesprochener
	        
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