Volltext: Der Sammler 2. Jahrg 1906 (1906)

— 26 — 
diese Abteilung. In voller Harmonie damit steht 
die Zimmertüre, die von Herrn Ferdinand G r u- 
b e r gespendet wurde. 
Es wird bald Leben einziehen in diese 
Räume, die auch des figuralen Schmuckes nicht 
entbehren werden. Herr Daller hat bereits die 
von Herrn und Frau P i n t e r überstellte 
Marienfigur einer kunstgerechten Renovierung 
unterzogen, worauf der Mohr von Teufenbach, 
wohl zur Ueberraschung Vieler, neu erstehen wird. 
Es wird, wie aus diesen Darlegungen her 
vorgeht, mit Fleiß an dem Werden und Gelingen 
des Gedankens, noch in diesem Jahre zur Aus 
stellung zu gelangen, gearbeitet. Dabei nehmen 
die Zuwendungen einen erfreulichen Fortgang. 
Da überdies zahlreiche Gegenstände in Aussicht 
gestellt sind, die später nach erfolgter Eröffnung 
des Museums übergeben werden, so ist eine erfreu 
liche Zukunft gesichert. 
Die Reinschriften für die Kataloge werden 
in der Strafanstalt Suben geschrieben und sind 
bereits drei Hefte fertiggestellt. Diese Arbeit wird 
unzweifelhaft die ungeteilteste Anerkennung bezüg 
lich Schönheit der Schrift finden. 
Was aber von ganz besonderem Wert für 
die Musealunternehmung ist, und das Zustande 
kommen auch in richtiger Art wesentlich zu för 
dern geeignet ist, das ist die außerordentliche 
Unterstützung, deren sich die Musealgesellschaft 
seitens der fachwissenschaftlichen Herren der 
k. k. Zentralkommission in Wien und hervorragen 
der Konservatoren unseres engeren Heimatlandes 
zu erfreuen hat. Niemals noch hat der Arbeits 
ausschuß in seinen vielfachen Nöten vergeblich 
angeklopft. 
vie Grabdenkmale aus dem Schlosse 
Neuburg! 
In den nächsten Tagen werden diese von 
Herrn Brauereibefitzer R o h a s dem städtischen 
Museum gespendeten Kunstdenkmale ihren endgül 
tigen Platz im Museumsgebäude angewiesen er 
halten. Die Erklärung der Darstellung und die 
Erhebung der Zeit,, aus der dieselben stammen, 
sowie durch welchen Künstler die Anfertigung 
derselben erfolgte, sind gegenwärtig noch Gegen 
stand der Untersuchung, die nunmehr nach Mittei 
lung der k. k. Zentralkommission in Wien in 
Bälde ihren Abschluß finden werden. 
Im Frühjahre wurde durch die gütige In 
tervention des hochwürdigen Herrn Prälaten und 
Konservators C. M e i n d l in Reichersberg die 
Angelegenheit der k. k. Zentralkommission in Wien 
zur Begutachtung vorgelegt, und war die haupt 
sächliche Frage zuerst der Zeitbestimmung zuge 
wendet. Sodann , war es von großem Interesse 
zu erfahren, was die Darstellung auf der einen 
Grabtafel bedeute. Die Vermutung, daß die 
Denkmale der Familie des Grafen Salm an 
gehören, scheint sich zu bestätigen, da dieselben zur 
Zeit der Frührenaissance, in welcher die ersten 
Grafen Salm in den Besitz der Neuburg gekom 
men, enstanden sind. 
Das Material ist unstreitig kararischer Mar 
mor, und die Ausführung weist auf einen bedeu 
tenden Künstler hin. 
Universitätsprofessor und Konservator Hochw. 
Herr Dr. N e u m a n n bezeichnet die Darstellung 
als den Tod der Königin Atalia. Konservator 
Herr Landesgerichtsrat E. S ch m i d e l sagt: 
Die Darstellung auf dem Relief ist die Herabstür- 
ward auf höhern Auftrag nach Scheerdiug be- 
schieden, und nach gepflogener Rücksprache machte 
derselbe sich anheischig, für die Stadtpfarrkirche 
Scheerding 4 Glocken herzustellen. Schon am 
1. Oktober war der Guß derselben binnen 7 Mi 
nuten auf's vollkommenste vollendet, nun ward 
Tag und Nacht daran gearbeitet, um sie ohne 
Zeitverlust hieher bringen zu können, welches Ge 
schäft der für das Gemeinwohl stets so tätige 
echt deutsche Mann, Herr Fra«; Peham, bür 
gerlicher Schiffmeister und Bierbrauer, aus frei 
willigem Antrieb oh> e Entgeld, mit eigenen bedeu 
tenden Kostenauslagen übernahm. Und so konnte 
es geschehen, daß bereits den 18. Oktober zum 
lautesten Jubel der Stadtbewohner, wie der ganzen 
Nachbarschaft, die 4 Glocken an einer Au des 
Inns, dem Dorfe Schnelldorf gegenüber, welches 
nach Suben eingepfarrt ist, gelandet wurden. 
Alles war in der freudigsten Bewegung, auf allen 
Gesichtern las man die fröhlichste Neugierde, 
Wägen und Pferde wurden aufgeboten, um 
schleunig nach Schnelldorf zu kommen, von dort 
auf einem Schiffe über den Inn zu gelangen und 
das heiß ersehnte Geläute zu begrüßen. 
Nur fühlen, aber mit keinem Worte be 
zeichnen kann man die Empfindungen, die sich 
derer bemächtigten, die in hastiger Eile auf das 
Schiff sich drängten, um dasselbe willkommen zu 
heißen. Es war ein gar lieblicher sonnenheller 
Herbsttag, der dazu beitrug, um die Fahrt allen 
auf dem Schiffe Anwesenden unvergeßlich zu 
machen. Ungefähr um Mittagszeit nahte dasselbe 
der Stadt unter Pöllerschüssen, türkischer Musik 
und Freudengeschrei unzähliger Zuschauer, die ihre 
Häuser und Wohnungen verlassen hatten, um 
Zeugen eines so seltenen Schauspieles zu seyn. 
Nachmittags wurden die Glocken unter der ein 
sichtsvollen Leitung des H^rrn Schiffmeisters 
Fra«; Peham ohne allen Unfall auf Wägen 
geladen, die anfangs von Menschen gezogen wur 
den, dann aber mit Pferden, um ihr bestimmtes 
Gewicht mit möglichster Sicherheit zu erfahren, 
zur Stadtwage des Herrn A i ch i n g e r , bür 
gerlichen Bierwirtes und Löhnrößlers geführt. 
Da ergab sich denn, daß die große Glocke 
42 Zentner 81 Pfunde, die zweite 22 Zentner 
40 Pfunde, die drille 13 Zentner 27 Pfunde und 
die vierte 5 Zentner 70 Pfunde wog Hierauf
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.